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15.08.09 / Viel mehr als »bemaltes Papier« / Der Schriftssteller Arno Surminski wird 75 Jahre alt – Ehrlich, behutsam, wahrhaftig

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-09 vom 15. August 2009

Viel mehr als »bemaltes Papier«
Der Schriftssteller Arno Surminski wird 75 Jahre alt – Ehrlich, behutsam, wahrhaftig

Diese ganze Schreiberei muss doch einen Sinn haben. Du kannst doch nicht einfach so Papier bemalen“, lässt Arno Surminski seinen Protagonisten Erich in dem Roman „Fremdes Land oder Als die Freiheit noch zu haben war“ (1980) sagen. Die „Schreiberei“ hatte Sinn, blickt man auf die über 20 Romane und Erzählungen, die Surminski seit 1974 bisher veröffentlicht hat. Angefangen hatte es mit „Jokehnen oder Wie lange fährt man von Ostpreußen nach Deutschland“ (1974), einem Roman, der auf den Erlebnissen des Autors in der Nachkriegszeit beruht und mit Armin Mueller-Stahl 1987 für das Fernsehen verfilmt wurde. Während 2002 die Öffentlichkeit auf die Novelle „Im Krebsgang“ von Günther Grass begeistert reagierte – „Endlich einmal ein Roman über Flucht und Vertreibung!“ –, übersah sie ganz, dass Surminski mit „Jokehnen“ dieses Thema bereits knapp 30 Jahre zuvor aufgegriffen hatte.

Geboren wurde Arno Surmin-ski am 20. August 1934 in Jäglack, Kreis Rastenburg. Durch die Wirren des Krieges verlor er seine Eltern, die in die Sowjetunion verschleppt wurden und dort starben. Erst 1947 gelang es Arno Surminski – nach der Flucht und verschiedenen Aufenthalten in Lagern – in den Westen zu kommen, wo er bei einer kinderreichen Familie im schleswig-holsteinischen Trittau aufwuchs. Nach einer Lehre als Rechtsanwaltsgehilfe ging er für einige Zeit nach Kanada, wo er sich als Tellerwäscher, Kellner und Holzfäller seinen Lebensunterhalt verdiente. Nach Deutschland zurück-gekehrt („Ich hatte Heimweh“), arbeitete er zunächst in der Rechtsabteilung einer Versicherung, bis er sich 1972 als freier Journalist in Hamburg niederließ.

Nüchtern und schnörkellos sind die Geschichten des Arno Surminski, glaubwürdig und von atmosphärischer Dichte. „Bei meinen Büchern habe ich stets darauf geachtet, dass sie nicht in modische Gesellschaftskritik ausarten, obwohl dafür wirklich reichlich Stoff vorhanden war“, sagte Surminski einmal der Preußischen Allgemeinen Zeitung / Das Ostpreußenblatt. „Ich mag keine Werke, denen man schon auf Seite 2 das gesellschaftliche Anliegen anmerkt. Man sollte die Dinge möglichst unvoreingenommen darstellen und die Wertung dem Leser überlassen.“ Und die Leser schätzen „ihren“ Arno Surminski, dem es immer wieder gelingt, das Schicksal der kleinen Leute einfühlsam zu schildern. Mit seiner Liebe für das Detail, seiner Gabe, Gesehenes festzuhalten, schafft er es, das Alltägliche aus dem Grau der Tage hervorzuheben. Meist steht Ostpreußen im Mittelpunkt seiner Romane. Surminski ist deshalb noch lange kein Heimatschriftsteller. Er nennt die Schrecken beim Namen. Doch nie hat er Leid gegen Leid aufgerechnet. Wichtig ist ihm auch die Begegnung mit den Menschen, die jetzt in seiner Heimat leben.

In seinem 1997 erschienen Roman „Sommer vierundvierzig“ schreibt er: „Es sind schon viele Länder untergegangen, aber keines versank so gründlich wie das Land zwischen Memel und Pregel. Als es nach 50 Jahren wieder auftauchte, reisten sie hin, um das Wunder zu betrachten, erschraken aber, weil es ein fremdes Land war ... Niemand war da, der von den vergangenen Dingen erzählen konnte ...“ Arno Surminski erzählt von diesen „vergangenen Dingen“, ehrlich, behutsam, wahrhaftig. Dankeschön!           Silke Osman

Foto: Arno Surminski: Erzähler von Format


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