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15.08.09 / Wohnen im Garten bleibt beliebt / Ausstellung zeigt Stadtkonzepte der vergangenen 100 Jahre – Viele Entwürfe wirken unwirtlich und kalt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-09 vom 15. August 2009

Wohnen im Garten bleibt beliebt
Ausstellung zeigt Stadtkonzepte der vergangenen 100 Jahre – Viele Entwürfe wirken unwirtlich und kalt

Städte bewegen die Menschen schon seit Jahrtausenden. Namen wie Ninive, Babylon, Jerusalem, Athen oder Rom stehen für ganze Epochen der Menschheitsgeschichte. Aufstieg und Niedergang von Kulturen, die Gründung von Weltreichen oder Religionen haben sich in diesen Metropolen abgespielt. Eine Ausstellung in Hamburg beschäftigt sich mit den Bemühungen der vergangenen 100 Jahre, Städte weiter zu entwickeln.

Städte üben bis heute eine Anziehungskraft aus, die man auch mit dem Wort „Landflucht“ bezeichnet. In der westlichen Welt leben nahezu 80 Prozent der Menschen in Städten. In den Entwicklungsländern sind es erst 20 bis 40 Prozent, aber auch dort wachsen „Mega-Städte“ wie Lagos, Bombay (Mumbai), Peking, Shanghai, Rio de Janeiro oder Mexiko-Stadt mit jeweils über zehn Millionen Menschen heran.

Die Städte der Antike wurden im Laufe der Jahrhunderte – meist durch kriegerische Einwirkungen – zerstört und wieder aufgebaut. Archäologen finden in immer neuen Schichten Stadtkonzepte gleichsam übereinander gestapelt.

Anders in den Städten der Moderne. Hier finden sich Bürostädte, Slums, Gartenanlagen, Villenviertel, Plattenbauten, historische Stadtkerne und Freizeitstädte nebeneinander.

Das Museum für Hamburgische Geschichte zeigt derzeit eine Ausstellung unter dem Titel „Multiple City – Stadtkonzepte der letzten 100 Jahre aus der ganzen Welt“. In der Schau werden aktuelle Phänomene urbaner Entwicklung historischen Stadtkonzepten gegenübergestellt. Die Präsentation reicht von der historischen Gartenstadt zu Beginn des

20. Jahrhunderts über die Stadtlandschaftskonzepte der frühen Nachkriegszeit bis zu aktuellen Stadtneugründungen in China und in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Originalpläne und Modelle dokumentieren die historischen Stadtkonzepte, während künstlerische Fotografien aktuelle Ansichten urbaner Räume zeigen.

Gegenwärtig erlebt Hamburg mit der „HafenCity“, dem größten innerstädtischen Bauvorhaben Europas, einen städtebaulichen Boom. Die Architektur des „dicht bebauten Raumes“ ist in der Bevölkerung durchaus umstritten. Die Wohn- und Bürogebäude aus Stahl, Steinen und Glas würden kein maritimes Flair atmen, ist ein gängiger Vorwurf. Einen Blick auf das Wasser haben nur wenige Privilegierte. Unwirtlich und kalt wirke die neue am Fluss gebaute Stadt, die 40 Prozent der Hamburger Innenstadt ausmachen wird.

Hingegen kommt das Konzept der „Gartenstadt“ oder der Stadtlandschaft bei Großstadtmenschen besonders gut an. Wohnen im Garten konnte sich aber nur die venezianische Oberschicht auf der „Terraferma“ oder der europäische Adel auf seinen Sommerresidenzen leisten.

Die Bürger im Deutschland des 19. Jahrhunderts sprachen von der „Sommerfrische“ draußen vor der Stadt. Für Arbeiter schaffte man mit den „Schrebergärten“ (angeregt durch den Leipziger Arzt Moritz Schreber) Grünzonen, die bis heute bestehen.

Radikaler noch das Konzept der Stadtlandschaft, wo man die Städte ganz in der Landschaft aufgehen lassen wollte. Ein Städtebaukonzept, das zwar als utopisch gilt, aber in den Architekturwettbewerben immer wieder eine Rolle spielt – nämlich dann, wenn man die Steinwüsten der Großstädte aufzulockern versuchte. Dabei blieb allerdings der Traum der Menschen vom Wohnen im eigenen Haus, im eigenen Garten, außerhalb der Stadt und scheinbar auf dem Land ungebrochen.

In Kooperation mit der Hamburgischen Architektenkammer gelingt den Ausstellungsmachern um Projektleiterin Sandra Schümann eine zugleich konkrete und weltläufige Ausstellung: „Wir wollen Verständnis für die Stadt als historisch gewachsenen, gestalteten und verhandelten Raum wecken und das Interesse der Menschen an ihrer Metropole anregen.“Hinrich E. Bues

Die Ausstellung „Multiple City – 100 Jahre Stadtkonzepte“ ist im Hamburgmuseum, Holstenwall 24. bis zum 15. November dienstags bis sonnabends von 10 bis 17 Uhr, sonntags bis 18 Uhr geöffnet, Eintritt 7,50/4 Euro.

Foto: Die „HafenCity“ in Hamburg: Größtes innerstädtisches Bauvorhaben in Europa


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