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15.08.09 / Der flotte keine Engländer / Vor 50 Jahren kam der Mini auf den Markt – Ein intelligent durchdachter Sympathieträger

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-09 vom 15. August 2009

Der flotte kleine Engländer
Vor 50 Jahren kam der Mini auf den Markt – Ein intelligent durchdachter Sympathieträger

Der „Mini“ ist ähnlich wie sein französisches Pendant, die „Ente“, ein Klassiker mit Kultstatus weit über das Ursprungsland hinaus. Vor allem in gebildeten, kreativen Kreisen galt und gilt es als chic, eines dieser kultigen Fortbewegungsmittel zu fahren. Dabei ist der „Mini“ ebenso wie die „Ente“ nicht als teures Kultauto für Besserverdienende konzipiert worden, wie etwa der „New Beetle“ oder der BMW-„Mini“. Vielmehr sollten „Mini“ wie „Ente“ praktische Fortbewegungsmittel für die Durchschnittsfamilie sein, die nichts zu verschenken hat. Es handelt sich in beiden Fällen schlichtweg um innovative Meisterwerke nach dem Grundsatz FFF – form follows function oder (Die) Form folgt (aus der) Funktion.

Dass dieser Ansatz zu derart unterschiedlichen Autos wie dem „Mini“ und der „Ente“ führte, erklärt sich daraus, dass die Bedürfnisse einer Durchschnittsfamilie im noch stark landwirtschaftlich geprägten Frankreich der 1930er Jahre andere waren als im schon stärker urban geprägten England der 1950er. Als besonders prägend für den „Mini“ erwies sich die erste Energiekrise mit deutlich spürbaren Auswirkungen für die westliche Welt, die Suezkrise von 1956. Das Gebot der Stunde, mit wenig Benzin auszukommen, und der zunehmende Verkehr in den Großstädten auch Großbritanniens führten zu der Forderung nach einem leichten und kleinen Auto, das wenig Sprit und Verkehrsfläche braucht.

Im März 1957 beauftragte Leonard Lord, der damalige Präsident des größten britischen Automobilherstellers British Motor Corporation (BMC) seinen Mitarbeiter Alec Issigonis mit der Konstruktion eines derartigen Automobils. „Sie können jeden beliebigen Motor verwenden, solange er sich bei uns bereits in Produktion befindet“, war fast die einzige Vorgabe seines Chefs, ansonsten hatte der Brite griechisch-deutscher Abstammung bei der Erfüllung seines Auftrages weitgehend freie Hand.

Der Konstrukteur entschied sich für den sogenannten A-Serie-Motor. Dieser war vom Kühler bis zum Getriebeende einen Meter lang. Da Issigonis den Ehrgeiz hatte, in einem Kleinwagen von gerade einmal drei Metern Länge sowie 1,2 Metern Breite und Höhe genügend Platz für eine vierköpfige Familie samt Gepäck zu bieten, blieben für den Motor jedoch nur gute 0,6 Meter. Es war also Phantasie gefragt, und die hatte der Sohn eines griechischen Vaters und einer bayerischen Mutter.

Er baute den Motor quer ein und verlegte das Getriebe unter den Motor, wobei beide sich den Schmierstoff teilten. Die Batterie, die im Motorraum keinen Platz mehr hatte, wanderte in den Kofferraum. Um zu verhindern, dass ein Kardantunnel durch den Fahrgastraum verlegt werden muss, entschied sich Issigonis für Frontantrieb. Der Platz, den eine Hinterachse eingenommen hätte, wurde durch Einzelradaufhängung gespart. Um die Behinderung der Fahrgäste durch die Radkasten gering zu halten, wurden diese und damit auch die Räder an den äußersten Ecken des Wagens platziert, was außerdem der Straßenlage förderlich war. Dem Fußraum des Fahrers kam zusätzlich zugute, dass die Räder und damit auch die Radkästen ungewöhnlich klein gewählt wurden. Die ebenfalls für den „Mini“ typische und fast an einen Lastwagen erinnernde relativ waagerechte Stellung des Lenkrades entstand dadurch, dass Issigonis – ähnlich wie bei einem Laster – den Fahrer möglichst weit vorne platzieren wollte, um hinten mehr Platz für Fahrgäste beziehungsweise Ge-päck zu haben. Zusätzliche Armfreiheit wurde dadurch erzielt, dass man auf versenkbare Seitenscheiben verzichtete und sich statt dessen für Schiebefenster entschied. Der Kofferraumdeckel wurde nicht etwa oben, sondern unten angeschlagen, so dass die geöffnete Klappe als zusätzliche Ladefläche genutzt werden konnte. Das Nummernschild wurde per Scharnier am Kofferraumdeckel befestigt, so dass es bei waagerechtem Deckel nur abgeklappt werden brauchte, um trotzdem senkrecht zu stehen und damit weiterhin von hinten ablesbar zu sein.

Die bereits schon im Jahr des Konstruktionsbeginns fertiggestellten ersten Prototypen überzeugten den um seine Meinung gebetenen Stardesigner Battista Pininfarina ebenso wie den BMC-Chef Lord. 1958 gab letzterer nach einer persönlichen Erprobung grünes Licht für die Serienfertigung. Vor 50 Jahren, am 18. August 1959 erfolgte der Verkaufsstart des „Mini“. Im Laufe der Jahre wurden diverse Variationen über das Thema komponiert beziehungsweise produziert. So gab es neben der klassischen Limousine eine Kombi-, eine Cabrio- und auch eine Stufenheckvariante im Angebot. Durch ihre fulminanten Erfolge im Motorsport legendär wurde die vom Rennfahrer, Konstrukteur und Freund Issigonis’ leistungsgesteigerte Sportversion, der „Mini Cooper“. Nach über 41 Jahren und 5387862 gebauten Fahrzeugen war dann Schluss. Am 4. Oktober 2000 lief der letzte „Mini“ vom Band.      Manuel Ruoff


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