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15.08.09 / Spielball launischer Alliierter / Wie der Beginn des Kalten Krieges Deutschlands Teilung verursachte

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-09 vom 15. August 2009

Spielball launischer Alliierter
Wie der Beginn des Kalten Krieges Deutschlands Teilung verursachte

Er studierte in Halle und Moskau Geschichte und arbeitet seit Juli 2005 am Deutschen Historischen Institut in Moskau, doch wer vermutet, dass der 1970 geborene Matthias Uhl dadurch die nötige Objektivität gegenüber Russland verloren hätte, der irrt. In „Die Teilung Deutschlands – Niederlage, Ost-West-Spaltung und Wiederaufbau 1945 bis 1949“ zeichnet der Historiker die Entwicklungen von kurz vor Kriegsende 1945 bis zur offizielen Teilung in zwei deutsche Staaten nachvollziehbar und mit äußerst klaren Worten nach. Erfrischenderweise geht er offen auf die jeweiligen Verfehlungen und Versäumnisse aller Alliierten ein, die letztendlich dazu führten, dass Deutschland geteilt wurde.

Gleich zu Beginn weist er darauf hin, dass die als „Potsdamer Abkommen“ in die Geschichte eingegangenen Beschlüsse des „Potsdamer Kommuniques“ – so der Originalname – reine Absichtserklärungen waren. „1945 blieben jedoch wesentlich mehr Probleme ungelöst als der nicht unterzeichnete Friedensvertrag“, so Uhl. „Schon die Frage, über welches Deutschland man in Potsdam sprach, war nicht zu klären … Ohne wirkliche Rechtskraft blieben auch die Festlegung der Oder-Neiße-Linie als polnische Westgrenze sowie die Abtretung Ostpreußens an Polen und die UdSSR. Hier war es der sowjetische Diktator, der seine Verbündeten vor vollendete Tatsachen stellte.“

Das Thema Reparationen führte zu zusätzlicher Missstimmung. Vor allem Russland transportierte alles gen Osten, was brauchbar schien. Uhl führt hier das Beispiel der Zeiss-Werke an. Zwar glückte es den Sowjets, die meisten Werke zu zerlegen und in Züge zu verfrachten, doch der Wiederaufbau gelang nicht. Moskau hatte geplant, dank der Kriegsbeute, seine Optik-Produktion verdoppeln zu können, doch 1947 stand noch keine der Anlagen. Die wenigen, die in der sowjetisch besetzten Zone verblieben, produzierten hingegen bald dank deutschen Fachpersonals.

Der Autor geht auf die soziale Lage der Deutschen ein, vergleicht das Leben in Ost und West und die Verwaltung der Zonen. Auch auf den Umgang der Alliierten mit ihren Kriegsgefangenen und Zivilinternierten kommt er zu sprechen, wobei er hier die USA zu gut wegkommen lässt, da er die Rheinwiesen nicht erwähnt. Auch der Lage der vertriebenen Ostdeutschen nimmt sich Uhl an. Jede der vier Zonen sei mit der Versorgung der Heimatlosen überfordert gewesen, doch habe es Unterschiede gegeben. „Dennoch muss trotz aller Hilfestellung von außen festgehalten werden, dass die Schlüsselleistung zur geglückten Eingliederung der Flüchtlinge, Vertriebenen und Umsiedler von ihnen selbst erbracht wurde und von den betroffenen Menschen nur mit einem riesigen Kraftakt zu bewältigen war, der sie nicht selten an die Grenzen des Erträglichen führte.“

Mit jedem Monat, so Uhl, nahmen die Spannungen zwischen der Sowjetunion und den drei westlichen Alliierten mit den USA in der Führungsposition zu. Anhand verschiedener Entwicklungen und Beschlüsse belegt der Autor dies anschaulich. So beispielsweise anhand des Umgangs mit NSDAP-Mitgliedern. Der KPD/SED im Osten war es vor allem wichtig, das Personal in Verwaltung und Wirtschaft gegen eigene Leute zu ersetzen. Der Westen hingegen tolerierte Mitläufer weitestgehend und selbst NS-Funktionäre wurden mancherorts aufgrund ihrer Fähigkeiten geduldet. „Die Rückflutung der entlassenen Parteiangehörigen stellte allerdings keine Renazifizierung dar. Denn die wieder eingestellten Beamten und Angestellten entfalteten keine oder kaum neofaschistische Aktivitäten, sondern passten sich als ,Mitläufer‘ der neuen politischen Ordnung an.“ Laut Uhl ließen sie die vor allem von den USA propagierte Umerziehung weitestgehend über sich ergehen.

Für den Historiker Uhl war mit dem Marshallplan der Punkt in der Geschichte erreicht, an dem die Teilung Deutschland zementiert wurde. „Die Grundannahme des Programms bestand darin, dass die größte Gefahr für die Stabilität der westlichen Demokratien in Europa nicht von einem offenen sowjetischen Angriff, sondern Hunger, Armut, wirtschaftlicher Not und sozialem Elend der Bevölkerung ausging, wodurch die Länder Mittel- und Westeuropas in die Arme Mos-kaus getrieben würden.“ Die sowjetische Antwort auf den Marshalplan sei die Berlin-Blockade gewesen, die der westlichen Alliierten die Gründung der Bundesrepublik. Die DDR zog nach.        R. Bellano

Matthias Uhl: „Die Teilung Deutschlands – Niederlage, Ost-West-Spaltung und Wiederaufbau 1945 bis 1949“, be.bra, Berlin 2009, gebunden, 207 Seiten, 19,90 Euro


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