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22.08.09 / Auch Erbe der Kolonialzeit / Die 16 Millionen Muslime in Europa haben verschiedene Heimatländer

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-09 vom 22. August 2009

Auch Erbe der Kolonialzeit
Die 16 Millionen Muslime in Europa haben verschiedene Heimatländer

Verlässliche Zahlen zum europäischen Islam sind nicht vorhanden, doch leben zirka 16 Millionen Muslime in der Europäischen Union. Auf den gesamten Kontinent bezogen sind fünf bis 7,5 Prozent der 700 Millionen Einwohner Muslime. Herkunft und Glaubensrichtung der einzelnen muslimischen Gruppen sind von Land zu Land sehr unterschiedlich. Einzelne Staaten wie Russland weisen traditionell starke muslimische Minderheiten auf. Die Muslime West- und Mitteleuropas kamen jedoch überwiegend als Gastarbeiter und in Folge der Entkolonialisierung auf den Kontinent. Der Anteil der Muslime an der EU-Gesamtbevölkerung beläuft sich auf zirka 3,5 Prozent. Dieser Anteil liegt in einzelnen Staaten jedoch deutlich darüber. Die Staaten mit den größten islamischen Gruppen sind Frankreich mit zirka acht Prozent muslimischer Bevölkerung, die Niederlande mit zirka 4,6, Österreich mit zirka vier und Deutschland mit etwa 3,9 Prozent. Gerade ostmitteleuropäische Staaten wie Polen (30000 Muslime) weisen nur wenige Muslime auf.

Während Deutschlands etwa vier Millionen Muslime zu über 70 Prozent aus der Türkei eingewandert sind, stammen beispielsweise Großbritanniens zirka 1,7 Millionen Muslime fast zur Hälfte aus Pakistan. Auch Bangladesch und Indien – mithin die ehemaligen Kolonien – stellen große Muslim-Gruppen im Inselkönigreich. Ähnlich wie der britische ist auch der französische Islam stark von den einstigen Kolonien des Landes geprägt. Tunesien, Algerien (Herkunftsland von zirka 28 Prozent der französischen Muslime), Marokko (zirka 27 Prozent) aber auch Mauretanien und Libyen bilden wichtige Herkunftsländer. In Deutschland und Österreich prägen dagegen neben Türken (darunter ethnische Kurden) viele Balkanflüchtlinge das Bild.

Während die meisten Muslime in Deutschland als eher weltlich gelten, ist bei den einstigen westlichen Kolonialmächten der Anteil extrem konservativer Strömungen des Islams größer. Vor allem viele der aus der einstigen Kolonie Indien stammenden Deobandi, Anhänger der islamischen Hochschule im indischen Deoband, aber auch manche Pakistani streben offen eine islamische Umformung der Gesellschaft an.

Die Einführung des islamischen Rechts (Scharia) zumindest in Teilen der britischen Rechtsprechung wird auf der Insel seit entsprechend verständnisvollen Äußerungen des Erzbischofs von Canterbury, Rowan Williams, kontrovers diskutiert. Auch die (freiwillige) Ghettobildung ist in England teils weit fortgeschritten. In den Niederlanden wiederum bilden neben Türken (zirka 36 Prozent) vor allem Marokkaner (ungefähr 31 Prozent) eine wichtige und in der öffentlichen Diskussion um Integration zunehmend kritisch betrachtete Gruppe. In der Schweiz hingegen machen Ex-Jugoslawien die Hälfte der zirka 400000 Muslime des Landes aus.

Der EU-Durchschnitt lag vor der Erweiterung 2004 bei 3,28 Prozent, fiel dann etwas und ist 2007 durch die Aufnahme Bulgariens (etwa zwölf Prozent Muslime) wieder auf etwas über drei Prozent gestiegen.             SV


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