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22.08.09 / Verkauf schlägt Kündigung / Der Geschäftsführer der Policenbörse Deutschland über Verkauf von Lebensversicherungen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-09 vom 22. August 2009

Verkauf schlägt Kündigung
Der Geschäftsführer der Policenbörse Deutschland über Verkauf von Lebensversicherungen

PAZ: Seit 2008 handelt die Börse Hamburg auch mit „gebrauchten Policen“. Was hat man darunter zu verstehen?

Thomas Ledermann: In Deutschland gibt es derzeit knapp 94 Millionen Lebensversicherungsverträge, von denen nicht einmal jeder zweite bis zum vereinbarten Vertragsende läuft, sondern vorzeitig beendet wird. Was die meisten Versicherungsnehmer nicht wissen: Lebensversicherungen muss man nicht stornieren – man kann sie auch verkaufen. Ein erfolgreicher Verkauf kann lukrativer sein als die Stornierung.

PAZ: Wenn ein Versicherungsnehmer aus Geldnot seine Kapitallebensversicherung vorzeitig bei der Versicherung kündigt, erhält er nur den meist geringen Rückkaufswert wieder. Welche Vorteile bietet die Policenbörse?

Ledermann: Wer sich von seiner Lebensversicherung trennen muss oder will und sich für den Verkauf entschieden hat, dem steht mit der Policenbörse Deutschland ein transparenter Weg offen. Sie selbst ist kein Käufer von Policen, sondern eine anbieterneutrale Handelsplattform, die allen am Markt agierenden Teilnehmern offen steht. Deshalb können Verkäufer nicht nur von einem einzigen Interessenten ein Angebot erhalten, sondern treffen auf eine Vielzahl potenzieller Käufer, die im Rahmen eines Auktionsverfahrens ihre Kaufgebote für die angebotene Versicherung abgeben können. Die Verkäufer werden jederzeit über den Stand ihrer Auktion informiert und können genau nachvollziehen, wie die Preisbildung zustande kommt. Somit ist der Verkaufsprozess für alle Seiten transparent. Den Zuschlag erhält am Ende der Meistbietende, wobei das Höchstgebot immer über dem Auszahlungsbetrag der Versicherung liegen muss.

PAZ: Seit Mai können auch Privatanleger „gebrauchte“ Lebensversicherungen über die Hamburger Börse erwerben. Welche Vorteile bietet dies dem Käufer?

Ledermann: Im Vergleich zu anderen Finanzmarktprodukten kann der Erwerb einer Lebensversicherungspolice unter Renditegesichtspunkten eine attraktive Anlageform sein. Aus diesem Grund haben wir die ursprünglich nur gewerblichen Käufern vorbehaltene Policenbörse auch für private Käufer zugänglich gemacht. Die Resonanz zeigt, dass es ein Interesse an dieser Anlageform gibt. Viele Interessierte beobachten allerdings lediglich den Markt, ohne zu handeln. Dies mag derzeit zum einen in der allgemeinen Investitionszurückhaltung begründet sein. Im Bereich Lebensversicherungen gibt es noch einen zweiten Grund: Die steuerliche Behandlung beim Kauf gebrauchter Lebensversicherungen durch private Investoren ist unklar. Es ist daher dringend geboten, dass der Gesetzgeber hier für klare Verhältnisse sorgt.

PAZ: Welche Risiken und Verpflichtungen gehen Käufer und Verkäufer bei Ihnen ein?

Ledermann: Versicherungsnehmer gehen keinerlei Risiko ein, wenn sie ihre Lebensversicherung über die Policenbörse Deutschland anbieten: Denn für sie ist der Handel kostenlos und unverbindlich. Für Käufer fallen nach Abschluss des Erwerbes lediglich 0,8 Prozent des Preises an Kosten an. Wenn die anschließende Zahlungsabwicklung unter Einschaltung eines Treuhänders erfolgt, fallen zusätzlich 200 Euro Gebühr für diesen Ser-vice an. Mit dem Treuhandverfahren wird ein größtmögliches Maß an Sicherheit auch bei der Abwicklung des Geschäftes gewährleistet. Es wird eingeschaltet, wenn private Käufer an dem Geschäft beteiligt sind.

PAZ: Muss das Versicherungsunternehmen informiert werden?

Ledermann: Der Versicherungsnehmer muss sich den Verkauf seiner Lebensversicherung vorab nicht vom Versicherungsunternehmen genehmigen lassen. Aber bevor eine Versicherung in den Handel aufgenommen wird, müssen die Daten der Police bei der Versicherungsgesellschaft verifiziert werden.

Die Fragen stellte Rebecca Bellano.


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