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22.08.09 / Meisterhafte maritime Kunststücke / Knud Plambeck macht aus Schrott Kunst – Ausstellung im Altonaer Museum

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-09 vom 22. August 2009

Meisterhafte maritime Kunststücke
Knud Plambeck macht aus Schrott Kunst – Ausstellung im Altonaer Museum

Sie sind wirklich keine ernst-hafte Konkurrenz zu den „Pötten“, die aller Wirtschaftskrise zum Trotz immer noch im Hamburger Hafen festmachen, die Blechschiffe des Designers Knud Plambeck. Doch wecken auch sie die Sehnsucht nach einer „lustigen Seefahrt“. „Angelegt“ haben die Schöpfungen des in Ulm geborenen Künstlers, der seit 2006 in Hamburg eine Galerie betreibt, im Altonaer Museum. „Der im Hamburger Stadtteil Ottensen tätige Künstler und Galerist Knud Plambeck ist für das Altonaer Museum eine echte Entdeckung: Seine Verwandlungen von weggeworfenem Schrott in meisterhafte maritime Kunststücke markieren genau den Bereich, der Kunst und Kulturgeschichte miteinander verbindet und der für das Ausstellungsprogramm des Museums von wesentlichem Interesse ist“, so Torkild Hinrichsen, Direktor des Altonaer Museums.

Plambeck gelingt es mit leichter Hand, aus Nichts etwas zu schaffen. „Gefundene, im praktischen Nutzwert aufgegebene Dinge, vermag er zum zweiten Leben zu erwecken, ihnen als ,Kunststücke‘ eine neue Identität zu geben“, so Hinrichsen. „Die Plambeckschen Schiffe sind keine ,Modelle‘, keine handhabbaren Vorlagen für die Anfertigung in wirklicher Größe und sie sind auch keine Kinderspielzeuge, obwohl der Umgang mit ihnen bei Erzeuger und Betrachter durchaus etwas Spielerisches hat.“

Die Blechschiffe faszinieren vor allem durch ihre Aufbauten. Da findet man einen Pfannenwender, der an ein Segel erinnert, eine Fahrradlampe und eine alte Schreibmaschinenwalze; die Type „P“ der selben Schreibmaschine hat an Deck eines anderen Schiffs überlebt. Alles mutet technisch perfekt an und wirkt doch letztendlich geheimnisvoll. Auch wenn man zunächst meint, die Schiffsrümpfe sähen gleich aus, so sind beim genauen Hinsehen dennoch gravierende Unterschiede zu erkennen: hier ein behäbiges Frachtschiff, dort ein Schlepper von der Art wie sie „gleich nebenan“ das Elbwasser durchpflügen. Der schnittige Kreuzfahrer ist allerdings nicht mit den Luxuslinern zu vergleichen, die immer wieder im Hamburger Hafen zu sehen sind. Beeindruckend in der Plambeckschen Flotte ist ein von innen beleuchteter Passagierdampfer, dessen Äußeres allerdings nicht gerade vertrauenerweckend aussieht: Die weiße Farbe der Schiffswand ist von Rost zerfressen. Wie überhaupt Rost in den Schöpfungen Plambecks eine nicht unerhebliche Rolle spielt, macht er doch die Vergänglichkeit selbst so widerstandfähigen Materials wie Blech deutlich. Die merkwürdigen Schöpfungen (das Gebilde an der Decke – ist es ein (Wal)Fisch oder doch ein U-Boot?) erinnern an greifbar gewordene Kinderzeichnungen. Mit ihnen gelingt es Knud Plambeck, die Phantasie des Betrachters auf eine unterhaltsame Reise zu schicken. Dass man schon früher Fundstücke verwandelt hat, wenn auch nicht in kleine Kunstwerke, sondern in Gebrauchsgegenstände des Alltags, das zeigen einige Exponate in Vitrinen. In den Notzeiten nach den beiden großen Weltkriegen sah man sich gezwungen, aus Stahlhelmen Kochtöpfe oder Siebe zu basteln. Die Hülsen von Eierhandgranaten wurden in Scheuerpulver-Streuer umfunktioniert, Granatenkartuschen dienten als Wärmflaschen oder Milchkannen. Makaber, aber hilfreich.    Silke Osman

„Wandlungen – Knud Plambeck“ im Altonaer Museum, Museumstraße 23, Hamburg, ist bis zum 27. September dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr zu sehen, Eintritt 6/3,50 Euro.

Foto: Knud Plambeck: Grüne Schwedentonne (2008)


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