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29.8.09 / Verbliebene Rätsel / Packen RAF-Terroristen doch noch aus?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-09 vom 29. August 2009

Verbliebene Rätsel
Packen RAF-Terroristen doch noch aus?

Schon vor gut zwei Jahren erklärte Michael Buback, der Sohn des 1977 erschossenen damaligen Generalbundesanwalts Siegfried Buback, einen sehr konkreten Verdacht: Die heute 57-jährige RAF-Terroristin Verena Becker sei es gewesen, die seinen Vater erschossen habe. Zwei Zeugen des Anschlags hätten entsprechende Aussagen für die Person auf dem Sozius des Terroristen-Motorrades gemacht, für die sich die Justiz aber verblüffend wenig interessiert habe. Ihre Beschreibungen passten nicht zu den für den Buback-Mord verurteilten drei RAF-Leuten Knut Folkerts, Christian Klar und Brigitte Mohnhaupt. Becker selbst hatte recht bald nach ihrer Verhaftung gegenüber dem Verfassungsschutz „ausgepackt“ und einen fünften, Stefan Wisniewski, für die Todesschüsse verantwortlich gemacht. Dagegen sickerte vor zwei Jahren durch, dass sich der seinerzeit (auch) wegen dieses Mordes verurteilte Folkerts am Tattag in Holland aufgehalten hatte.

1989 kam Becker nach nur zwölf Jahren Haft frei, sicher auch wegen ihrer Aussagebereitschaft. Doch nun fragt sich, wie zutreffend die Aussagen waren, die Becker dem Staatsschutz Anfang der achtziger Jahre gemacht hat. Vor einigen Tagen wurde namentlich bekannt, dass Verena Becker, die heute mit anderer Identität in Berlin lebt, offenbar selbst eine weit zentralere Rolle in der RAF spielte, als bisher (für die Öffentlichkeit) bekannt war. Mit einem neuen Verfahren ist es gelungen, Beckers DNA an allen zehn untersuchten RAF-Bekennerbriefen nachzuweisen − darunter am Schreiben zum Buback-Mord.

Der Schluss, dass Becker den Verfassungsschutz gründlich gelinkt habe, ist indes nicht zwingend. Möglich ist, dass die Ermittler mit Becker bewusst ein Mitglied der Kommandoebene aus dem im Kern bis heute stabilen „Schweigekartell“ herausbrechen wollten. Jedenfalls wurde Beckers Telefon seit Frühjahr wieder abgehört, und so erfuhren die Ermittler vor wenigen Wochen, dass sie ihre Erinnerungen aufschreiben wollte; jetzt wurden ihre Rechner konfisziert. Allerdings kann Becker kaum die vielen Geheimnisse um die zehn Morde der „dritten Generation“ der RAF in den Jahren 1985 bis 1993 lüften – damals saß sie längst in Haft. K.B.


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