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29.8.09 / Durch die Weiten des Pazifiks / Eine Ausstellung nimmt den Besucher mit auf die legendären Expeditionsreisen des James Cook

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-09 vom 29. August 2009

Durch die Weiten des Pazifiks
Eine Ausstellung nimmt den Besucher mit auf die legendären Expeditionsreisen des James Cook

Dem britischen Seefahrer James Cook (1728–1779), der auf drei Expeditionsreisen die Weiten des Pazifiks erkundete und erstmalig Neuseeland, Australien und die Inselwelt der Südsee kartographierte, ist eine Ausstellung in der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn gewidmet.

Die Ausstellung erzählt mit rund 500 Exponaten von den Reisen des James Cook und seines internationalen Wissenschaftlerteams, das im Zeitalter der europäischen Aufklärung in einer Vielzahl von Disziplinen neue Erkenntnisse beitragen konnte: in Navigation, Astronomie, Naturgeschichte, Philosophie und Kunst. Darüber hinaus haben diese Reisen die Begründung einer neuen Wissenschaft ermöglicht, der Völkerkunde (Ethnologie). Zum ersten Mal werden in Bonn die von Cooks Reisen mitgebrachten ethnographischen und natur-historischen Objekte aus den verschiedenen pazifischen Kulturen wieder zusammengeführt, nachdem sie bereits Ende des 18. Jahrhunderts in frühe völker- und naturkundliche Sammlungen in ganz Europa verstreut worden waren.

Als die „Adventure“ und die „Resolution“, wie ihre Vorgängerin „Endeavour“ ein umgebauter Kohlefrachter, am 13. Juli 1772 die Segel setzten und in Richtung des legendären Südlands in See stachen, waren auch die Westpreußen Reinhold (1729–1798) und Georg Forster (1754–1794) mit an Bord der „Resolution“. Drei Jahre und 18 Tage waren sie mit Captain James Cook unterwegs, um unter heute kaum vorstellbaren Bedingungen  die weißen Flecke auf der Landkarte mit Farbe zu füllen, sprich, neue Länder und ihre Menschen zu erkunden. James Cook war, wie viele vor ihm, davon getrieben, das legendäre Südland zu finden, das man in den ungeheuren Weiten des Pazifiks vermutete, ein riesiges Gebiet als Gegenwicht zur Landmasse auf der nördlichen Halbkugel. Cook wagte sich bis zur Packeisgrenze vor. „Der äußere nördliche Rand dieses unermesslichen Eisfeldes bestand aus losem oder gebrochenem, so dicht gedrängtem Eis, dass ein Eindringen unmöglich war“, notierte Cook am 30. Januar 1774 im Logbuch, „ungefähr eine Meile breit und fest, bildete es eine zusammenhängende, kompakte Masse.“ Er sah keine Möglichkeit, weiter voran zu kommen und drehte ab nach Norden Richtung Tahiti.

Der Südkontinent wurde auch auf dieser Expedition nicht gefunden. Resultat der 300000 Kilometer langen Reise, die auch auf die Tonga-Inseln, Vanuatu und die Osterinseln führte, aber waren 270 neu entdeckte Pflanzenarten und 241 Tierarten: 13 Säuger, 139 Vögel, acht Amphibien, 72 Fische und neun Weichtiere (Mollusken), welche die Forsters dokumentierten.

Reinhold Forster hatte gehofft, ein Buch über seine Reiseerlebnisse herausgeben zu können, überwarf sich aber mit der Admiralität, die ihm verbot, seine Erkenntnisse zu veröffentlichen. 1777 holte dies Sohn Georg nach, der eigentlich nur mitgefahren war, um bisher unbekannte Flora und Fauna in der Südsee bildlich zu dokumentieren. Er legte in englischer Sprache seine Erlebnisse dieser Fahrt unter dem Titel „Reise um die Welt“ vor; zwei Jahre später erschien die deutsche Übersetzung.

Schon 1768 war Cook, der von einem kleinen Bauernhof in York-shire stammte und seit seinem 17. Lebensjahr zur See fuhr, im Auftrag der Royal Society in See gestochen, um bei Tahiti den Durchgang der Venus vor der Sonne am 3. Juni 1769 zu beobachten, wovon man sich eine genauere Messung des Abstands der Erde von der Sonne versprach, die auch gelang. Nebenher aber sollte er schon damals nach dem Südland suchen. Mit Unterstützung des Tahitianers Tupaia konnte er schließlich Neuseeland und Teile Australiens kartographieren. Auf der dritten Reise (1776–1780) begab man sich auf die Suche nach der Nordwestpassage und begegnete den Menschen entlang der nordamerikanischen Küste. Auf dieser letzten Reise starb Cook am 14. Februar 1779 im Alter von nur 50 Jahren unter nicht restlos geklärten Umständen auf Hawaii eines gewaltsamen Todes.

Die Entdeckungsreisen von James Cook hatten enorme kulturelle, religiöse, ökonomische und politische Einflüsse auf den Lebensraum „Südsee“. Schon 1773 notierte Cook im Logbuch nach einer zügellosen Begegnung seiner Matrosen mit den eingeborenen Frauen (wenn auch mit Billigung der Männer): „Das sind die Konsequenzen eines Handels mit Europäern und, was uns noch mehr zur Schande gereicht, mit zivilisierten Christen.“ Auch Georg Forster ahnte schon die Folgen des Aufeinanderprallens zweier Welten: „Es ist Unglücks genug, dass alle unsre Entdeckungen so viel unschuldigen Menschen haben das Leben kosten müssen. So hart das für die kleinen, ungesitteten Völkerschaften seyn mag, welche von Europäern aufgesucht worden sind, so ists doch warlich nur eine Kleinigkeit im Vergleich mit dem unersetzlichen Schaden, den ihnen diese durch den Umsturz ihrer sittlichen Grundsätze zugefügt haben.“

Das Hauptaugenmerk haben die Ausstellungsmacher auf die europäische Perspektive gelegt, mit der man damals auf außereuropäische Welten traf. „Es ist ein zentrales Anliegen, Ergebnisse aus den Forschungen zur Naturgeschichte, Seefahrtsgeschichte, Kunstgeschichte und der frühen Ethnologie miteinander im Geiste der Aufklärung des 18. Jahrhunderts zu verknüpfen und erstmals interdisziplinär zu präsentieren. Mit Cooks Vordringen in die Weiten der Südsee veränderte sich das abendländische Weltbild, mit ihm begann im Zeichen aufklärerischer Fortschrittsgläubigkeit ein Aufbruch in die europäische Moderne.“ Silke Osman

Die Ausstellung in der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Friedrich-Ebert-Allee 4, Bonn, in Kooperation mit dem Institut für Ethnologie der Universität Göttingen ist bis 28. Februar dienstags und mittwochs von 10 bis 21 Uhr sowie donnerstags bis sonntags von 10 bis 19 Uhr geöffnet, Eintritt 8/5 Euro. Anschließend Museum für Völkerkunde, Wien, (10. Mai bis 13. September 2010) und Historisches Museum Bern (7. Oktober 2010 bis 13. Februar 2011). Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog im Hirmer Verlag (29 Euro).

Foto: Johann Zoffany: Der Tod des Captain James Cook (um 1789)   Bild: National Maritime Museum, Greenwich


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