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29.8.09 / Politik hält Münchner Steinmetze auf Trab / Posse um neue Gedenktafel: Die am 30. Juli eingeweihte Inschrift wurde nach wenigen Tagen ersetzt – War die Flucht kein Unrecht?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-09 vom 29. August 2009

Politik hält Münchner Steinmetze auf Trab
Posse um neue Gedenktafel: Die am 30. Juli eingeweihte Inschrift wurde nach wenigen Tagen ersetzt – War die Flucht kein Unrecht?

Bayern mag ein konservatives Land sein, seine Hauptstadt ist es nicht. Seit Jahrzehnten zieht, wem immer es in der Provinz zu spießig zugeht, nach München, weswegen dort seit langem – von kurzen Unterbrechungen abgesehen – linke Mehrheiten und Oberbürgermeister das Sagen haben. Das hat auch Auswirkungen auf die Vertriebenen, die zwar fast 15 Prozent der Stadtbevölkerung stellen, derer aber bis vor kurzem kaum öffentlich gedacht wurde. Nur auf dem Waldfriedhof gab es zwei „gut versteckte“ Gedenksteine für die Opfer zweier donauschwäbischen Gemeinden

Auf Initiative von Gertrud Müller von der Landsmannschaft der Oberschlesier hat sich das nun geändert. Sie wandte sich im Jahre 2007 an die CSU-Stadträte Manuel Pretzl und Josef Schmid, die einen entsprechenden Antrag stellten. Der fand überraschend große Zustimmung. Gegen die Stimme eines einzigen Stadtrats der „Linken“ wurde beschlossen, eine Gedenktafel am Rathaus anzubringen. „Es ist höchste Zeit“, gab sich der seit 1993 regierende OB Christian Ude (SPD) einsichtig, „dass wir allen Volksgruppen und Landsmannschaften der Heimatvertriebenen an zentraler Stelle unserer Stadt eine Gedenktafel widmen. Denn sie alle, von den Donauschwaben bis zu den Ost- und Westpreußen, von den Pommern bis zu den Schlesiern, Sudetendeutschen, Egerländern und Böhmerwäldlern, haben einen herausragenden Beitrag zum demokratischen, wirtschaftlichen und kulturellen Neubeginn nach 1945, zum Wiederaufbau des kriegszerstörten München und zum steilen Aufschwung unserer Stadt geleistet.“

Schön und gut: Am 30. Juli weihte Ude zusammen mit Christian Knauer, dem bayerischen BdV-Chef, eine Gedenktafel am Durchgang unter dem Rathausturm ein, siehe Bild links. Der Text war mehr als politisch korrekt, die Vertreibung wurde noch nicht einmal „Unrecht“ genannt. OB Ude jedoch meinte, damit sei „allen Aspekten“ der Vertreibung Rechnung getragen worden: dem „Kausalzusammenhang zwischen den unbeschreiblichen Gräueln, die vom ,Dritten Reich‘ über die osteuropäischen Nachbarländer gebracht wurden und dem Leid der deutschen Heimatvertriebenen; andererseits dem Faktum, dass Vertreibung immer Unrecht ist, ein fundamentaler Verstoß gegen das Recht jedes Menschen auf Heimat.“

Eben letzteres war aber dem Text gar nicht zu entnehmen, Flucht und Vertreibung wurden als reines Faktum genannt. Vielleicht kam es deswegen zu einer eiligen Nachbesserung der Tafel. Schon wenige Tage später war das vermutlich auch dem OB peinliche Versäumnis halbwegs korrigiert, seitdem gilt auch der Stadt München die Vertreibung als Unrecht, siehe Tafel rechts. Verschwiegen wird, dass bereits die Flucht ein Unrecht gewesen sein könnte, zumal die Geflohenen unter grauenhaften Verlusten vielfach militärisch attackiert, an der Rückkehr gehindert und enteignet wurden. Erst recht unerwähnt bleibt am Münchner Rathaus, dass auch der Nationalsozialismus eine Vorgeschichte hatte. Auf Anfrage der PAZ bestätigte die Pressestelle des Münchner Rathaus, dass die Tafel kurzfristig ausgetauscht worden ist, konnte oder wollte aber keine Gründe dafür nennen.   M. Leh/K.B.

Foto: Gedenktafel am Münchner Rathaus, Stand 30. Juli 2009: Kein Gedenken an die Vertreibung ohne Hinweis auf das NS-Unrecht, die auf Millionen Europäer bezogen und noch nicht einmal als Unrecht bezeichnet wird.

Foto: Nachgebesserte Gedenktafel am selben Ort, Stand 10. August: Jetzt ist die Vertreibung ein Unrecht, aber nicht die Flucht − obwohl Flüchtlinge, die nicht zurückkehren dürfen, ebenfalls Vertriebene sind.    Bilder: Leh


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