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05.09.09 / Wahrhaftig und unabhängig im Denken / Vor 100 Jahren wurde in Bromberg der Schriftsteller Joachim Fernau geboren

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36-09 vom 05. September 2009

Wahrhaftig und unabhängig im Denken
Vor 100 Jahren wurde in Bromberg der Schriftsteller Joachim Fernau geboren

Joachim Fernau ist einer der meistgelesenen deutschen Schriftsteller. Gelegentlich erheben die Feuilletons warnend den moralischen Zeigefinger, aber seine Bücher werden immer wieder neu aufgelegt, einige haben längst die 200000 Exemplargrenze durchbrochen. Am 11. September 1909 wurde dieser fröhliche Konservative im westpreußischen Bromberg geboren. Nach Schule und Studium wurde er Journalist und verlobte sich 1935 mit der Jüdin Nicha Horn. Eine Heirat war ihnen allerdings bereits durch die Rassengesetzen untersagt. 1939 musste sie  nach England emigrieren und die Verlobung wurde nach dem Scheitern der Fernbeziehung gelöst.

Fernau blieb in Deutschland und musste als Kriegsberichterstatter zur Propagandatruppe der Waffen SS. Nach dem Krieg wurde er als „nicht belastet“ eingestuft.

Gleich sein erstes Buch „Deutschland, Deutschland über alles“ wurde, als es 1952 herauskam, zu einem großen Erfolg. Über die Lage der Nation heute wusste er: „Das Wachs für die Ohren des Odysseus wird heute jedem Bürger mit dem Stimmzettel, dem Schnuller unserer Zeit, mitgeliefert. Die Hälfte der Nation sitzt beim Schweinebraten und hat die Fensterläden geschlossen, die anderen sind, wie immer, Büttel ...“ Mit wenigen Worten gelang es ihm, auf den Punkt zu kommen und Menschen für Geschichte zu interessieren, die sonst dafür nichts übrig haben. In „Rosen für Apoll“ (1961) schrieb er: „Im Jahre 594 vor Christus hatte Solon für Athen eine Verfassung entworfen. Die Volksversammlung akzeptierte sie und versprach zugleich, sie nie zu ändern ohne Solon vorher zu fragen. Solon ging nach Hause, packte seine Koffer und verließ, um nicht gefragt werden zu können, Athen.“

Seine Helden waren die „Verlierer“ der Geschichte wie General Lee, Leonidas, Spartakus, oder Sulla, die das Notwendige zum Wohle der Allgemeinheit taten. Und immer wieder Preußen, Friedrich der Große, natürlich Otto von Bismarck und ganz Deutschland überhaupt, dessen Seele und Befindlichkeit er so tiefgründig in „Disteln für Hagen“ (1966) untersuchte.

Anders als viele Auflagenkönige nahm Fernau seine Leser ernst und beantwortete ihre Leserbriefe: „Schauen Sie nicht links und nicht rechts, wie ich es auch gemacht habe. Arbeiten Sie an sich und überlassen Sie den american way of life den anderen.“ Und weiter: „Leben Sie so, als ob Ihre persönliche Integrität das Chaos aufhalten könnte“. Ist das nicht der preußische Philosoph Kant, der da zu uns spricht? Oder wenigstens sein Geist.

Außerdem war Fernau von den Werken Oswald Spenglers stark beeinflusst, der ein Verkünder der Unumkehrbarkeit der Dekadenz war. Vor diesem Hintergrund muss man Fernaus Report über „Die Genies der Deutschen“ (1953) sehen.

Neben den geschichtlichen Werken wie „Deutschland, Deutschland über alles“, „Rosen für Apoll“, „Caesar lässt grüßen“ (1971), „Preußen – die Geschichte der armen Leute“ (1981) und „Halleluja“ (1977) – eine der ätzendsten USA-Kritiken überhaupt, schrieb Fernau auch Romane wie „Hauptmann Pax“ (1954), „Weinsberg oder die Kunst der stachligen Liebe“ (1963) oder „Ein Frühling in Florenz“ (1973), um nur einige zu nennen, die keineswegs prüde sind. „Man nennt mich (richtiger: schimpft mich) konservativ“, schrieb er einmal über sich selbst. „Das stimmt, wenn man darunter einen Mann versteht, dem das Bewahren des Vernünftigen und Guten im Geistigen ebenso wie im Alltäglichen wichtiger ist als das Ändern um des Änderns und das Verwerfen um des ,Fortschritts‘ willen und der nicht um jeden Preis ,in‘ sein will, wie man heute zu sagen pflegt. In allen Büchern habe ich mich bemüht, wahrhaftig und unabhängig im Denken zu sein.“ Mit seiner Einstellung entging Fernau der zweifelhaften Auszeichnung, in Sonntagsreden zitiert oder in den Katalog der Schulliteratur aufgenommen zu werden. Wobei letzteres ausgesprochen schade ist, denn sein Herz gehörte den Jungen, so lautet einer seiner Romantitel: „Die jungen Männer“ (1960).

Joachim Fernau starb am 24. November 1988 in seiner Wahlheimat Florenz im Alter von 79 Jahren und wurde in München auf dem Alten Bogenhausener Friedhof beigesetzt. Hans Lody/os


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