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12.09.09 / Wer war Josef Pawlas?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-09 vom 12. September 2009

Wer war Josef Pawlas?
von Harald Fourier

Am Wochenende rief mich Renate Alt an, eine ältere Dame aus Leipzig. Ob ich nicht zu der Polen-Ausstellung im Deutschen Historischen Museum gehen könnte? Ich solle dort bitte schauen, ob in der Ausstellung über Polen und Deutsche auch etwas über ihren Vater zu sehen ist.

Ihr Vater war Josef Pawlas aus Kattowitz. Seine Geschichte ist schnell erzählt: Pawlas wehrte sich gegen die als Unterdrückung empfundene Herrschaft der Polen in der Zwischenkriegszeit. Er engagierte sich politisch und rückte als Abgeordneter der deutschen Minderheit in den Sejm ein. Er war Chef der deutschen Abgeordneten dort.

Schon vor Kriegsausbruch stand er auf der schwarzen Liste der Polen. Seine Familie war ständigen Angriffen ausgesetzt. Seine damals fünfjährige Tochter erinnert sich noch, wie nachts Steine gegen das Haus flogen und die Fische im Karpfenteich vergiftet wurden. Am 31. August 1939 drangen bewaffnete Polen in das Haus der Pawlas’ ein und durchsuchten alles. Sie zwangen den Vater, sich ein Grab zu schaufeln. Doch dann geschah ein Wunder, sie ließen ihn gehen. Bei über 5000 Deutschen in Polen lief der Kriegsbeginn nicht so glimpflich ab: Sie wurden ermordet.

Über zwei Millionen Deutsche lebten 1919 in Polen und den ihm dann zugeschlagenen Gebieten. Anfang der 30er Jahre waren es noch etwa eine Million. Wo waren die anderen? Polnische Repressalien vertrieben lange vor den Nazis die deutsche Minderheit aus dem Land. Aber darüber wird heute selten gesprochen, weil es nicht ins etablierte Geschichtsbild passt, das nur für einen bösen Verbrecher Platz zu haben scheint: den Deutschen.

Auch die jetzt zu Ende gegangene Aus­stellung verlor über diese Vorgänge in Polen kaum ein Wort. Schuld waren immer nur die Deutschen. Natürlich habe ich keinen Hinweis auf Josef Pawlas gefunden, obwohl doch gerade so ein wichtiger Vertreter der deutschen Minderheit in Polen und sein Schicksal Erwähnung hätten finden müssen.

Dass die Deutschen auch Opfer waren und dass viele Polen nach 1918 und 1945 schuldig geworden sind, davon gab es kaum ein Wort in der Ausstellung. Der Münchner Journalist und Chef vom Dienst vom Magazin „Focus“ Michael Klonovsky hat es einmal so ausgedrückt: „Wer von der Behandlung der  deutschen Minderheit im Polen der Zwischenkriegszeit nicht reden will, der soll vom deutschen Angriff auf Polen schweigen.“

Das hätte jemand den Verantwortlichen für diese Polen-Ausstellung ins Gästebuch schreiben müssen. Gerade ihnen, denn unter dem Dach der Stiftung Deutsches Historisches Museum wird die Stiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ arbeiten, die wiederum das Zentrum gegen Vertreibungen gestalten soll.


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