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12.09.09 / Das Arsenal des Schreckens wächst / Birma, Syrien, Saudi-Arabien: Immer mehr Staaten drängen zur Atommacht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-09 vom 12. September 2009

Das Arsenal des Schreckens wächst
Birma, Syrien, Saudi-Arabien: Immer mehr Staaten drängen zur Atommacht

Die Gefahr eines plötzlichen und unkontrollierten nuklearen Schlagabtausches steigt derzeit wieder. Nordkoreas Kim Jong Il versucht, sich atomare Waffen zu beschaffen, und die Militärdiktatur von Birma (Myanmar) will über den Nachbarn in Pjöngjang ebenfalls die nukleare Bombe in die Hand bekommen. Auch die Unsicherheit über das pakistanische Bombenarsenal, das eventuell in Talibanhand geraten könnte, und die Möglichkeit eines Krieges zwischen Israel und dem Iran wecken neue Sorgen. Immerhin bedrohen die Welt nach militärischen Analysen trotz aller Abrüstungsdebatten noch immer rund 25000 Atomwaffen, davon  2000 in ständiger Alarmbereitschaft.

Das Zentrum für Verteidigungsinformationen in Washington D.C. hat vor kurzem eine entsprechende Statistik veröffentlicht. Demnach führt Russland mit 7200 Bomben die Liste an, gefolgt von den USA mit 5736, Frankreich mit 350, China mit 250 bis 320, Israel mit 100 bis 200, Großbritannien mit 180 bis 200, Pakistan mit 40 bis 70, Indien mit 50 und Nordkorea mit fünf bis zwölf Sprengköpfen. Zudem wird vermutet, dass Nordkorea Wissen an den Iran und Syrien, Birma und unbekannte Interessenten verkauft und sie so zu Nuklearmächten machen könnte. Überläufer aus Birma ließen vor kurzem die Katze aus dem Sack: Die Militärregierung in der Hauptstadt Naypyidaw (größte und bekannteste City Rangoon) arbeite in der Tat an einem Atomprogramm. Nach Recherchen der „Bangkok Post“ soll Russland einen Birmanen ausgebildet haben, der eine Militäreinheit des von der Weltöffentlichkeit isolierten Staates mit einer Stärke von 1000 Mann rekrutieren und in der Bedienung von Atomwaffen trainieren soll. Nordkorea leiste Steigbügeldienste. Demnach könne Birma binnen fünf Jahren die Bombe fertigstellen. Zwei Reaktoren seien im Einsatz, ein ziviler in Magwe und ein militärischer in Naung Laing. Vor zwei Jahren trat eine Kooperation mit Russland in Kraft, wonach ein kleiner Atomreaktor zu „Forschungszwecken“ gebaut wird. Internationale Beobachter bezweifeln allerdings den rein zivilen Einsatz. Vor allem die USA befürchten durch die Pläne der Junta eine Destabilisierung der gesamten Region.

Auch die Saudis, so vermuten Geheimdienste, sind am Kauf atomaren Abschreckungspotenzials gegen Öllieferungen interessiert. Südafrika bastelt ebenfalls (wieder) am Bau solcher Waffen − Pretoria war schon einmal mit israelischer Hilfe faktisch Atommacht. Immerhin stehen auch im Gebiet der Nato in sechs europäischen Ländern 240 taktische Atomwaffen bereit, 100 davon gehören direkt dem Verteidigungsbündnis.

Die Gefahr des Einsatzes sogenannter Bunker-Buster, taktischer Atomwaffen, scheint zuzunehmen, seit die Entwicklung dieses Kriegsgeräts von den USA forciert worden ist. Immerhin besteht seit 1997 eine Vereinbarung der südostasiatischen Staaten Birma, Laos, Kambodscha, Singapore, Brunei, Indonesien, Malaysia, Philippinen, Thailand und Vietnam, auf Atomwaffen zu verzichten. Doch diese Erklärungen sind, wie das Beispiel Nordkorea zeigt, mit Skepsis zu betrachten. Selbst die junge Bundesrepublik hat mit Nuklearwaffen geliebäugelt, wie  Äußerungen Adenauers belegen, der taktische Atomwaffen als „Weiterentwicklung der Artillerie“ bezeichnete und wie 2008 bekannt wurde: 700 geheime Atombomben standen jahrelang als „Leihgabe“ der USA für einen Erstschlag (!) nach einem befürchteten Angriff auf die Bundesrepublik zur Verfügung. Nur ein Dutzend Menschen waren eingeweiht, und das Militär war unter Umgehung der Politik zur Zündung berechtigt. Erst Willy Brandts damaliger Verteidigungsminister Helmut Schmidt stoppte diesen (Zitat) „todbringenden Unsinn“.

Die Furcht der Menschen vor dem nuklearen „Holocaust“ jedenfalls sitzt tief, seit bekannt wurde, dass Bin Laden versucht hat, sich in den Besitz atomaren Materials zu bringen. Der aufgeflogene Handel des pakistanischen Atomwissenschaftlers Abdul Quadeer Khan mit Terrorgruppen tut ein übriges, zumal Terroristen und unberechenbare Diktatoren die Ankündigung einer nuklearen Antwort weniger abschrecken dürfte als die Supermächte während des Kalten Krieges. Der Bundesnachrichtendienst weist denn auch nachdrücklich darauf hin, dass die Methoden und Wege der Beschaffung von Material und Know-how immer ausgeklügelter werden. Tarnfirmen, Handel über mehrere Länder und Kontinente hinweg sind üblich. Die Szene der „Todeshändler“ hat seit dem Auffliegen des Baus der libyschen Giftgasfabrik Rabda durch eine deutsche Firma im Jahre 1989 dazugelernt. Leider.            Joachim Feyerabend


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