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12.09.09 / Vorsichtiger Optimismus / Lage in Mittel- und Osteuropa weniger schlimm als befürchtet

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-09 vom 12. September 2009

Vorsichtiger Optimismus
Lage in Mittel- und Osteuropa weniger schlimm als befürchtet

Die Wirtschafts- und Finanzkrise, die laut Expertenmeinung durch Wertverluste, Pleiten und Produktionseinschränkungen bis Jahresende weltweit rund 1000 Milliarden Dollar „kosten“ wird, macht sich in schwächeren Ländern besonders deutlich bemerkbar.

Zu erwarten war dies daher auch in den Reformländern Mittel- und Osteuropas, in den „MOE-Staaten“. Doch es scheint weniger schlimm zu kommen, als befürchtet. Der von Thomson Reuters & OeKB, einer gemeinsamen Tochter der Österreichischen Kontrollbank und der Euler Hermes Kreditversicherungs-AG, regelmäßig ermittelte „Geschäftsklima-Index Mittelosteuropa“ zeigt erstmals seit Anfang 2008 wieder steigende Tendenz, wenngleich auf niedrigerem Niveau. Der Index basiert auf Umfragen in 400 von Wien aus operierenden MOE-Zentralen internationaler Konzerne.

Hauptgrund für den vorsichtigen Optimismus ist, dass die Milliarden-Unterstützungen durch die EU und den Internationalen Währungsfonds Staatsbankrotte und größere Währungsabwertungen verhindert haben und dass deshalb die Flucht von Investitions-Kapital nicht so dramatisch ausfiel wie vorausgesagt. Allerdings steht die wundersame Geldvermehrung durch Staatshaftungen und Sonderziehungsrechte „auf papierenen Füßen“ und muss von der realen Wirtschaft abgearbeitet werden – aufgeschoben bedeutet also hier nicht unbedingt aufgehoben.

Am besten ist das Geschäftsklima derzeit in Polen und der Tschechei, am schlechtesten in Ungarn und in der Ukraine, wo die Befragten die Geschäftslage ihrer Betriebe als katastrophal bezeichnen: Für 46 Prozent der Niederlassungen in Ungarn und 60 Prozent in der Ukraine werden Verluste angegeben und in etwa der Hälfte dieser Betriebe wird mit weiteren Rückgängen gerechnet. Für Russland, das von der Krise voll getroffen wurde, werden hingegen wieder rosigere Erwartungen gemeldet.

Der Optimismus in Konzernzentralen und die wieder steigenden Aktien widerspiegeln aber keineswegs die Situation in Klein- und Mittelbetrieben und am Arbeitsmarkt. Lokale Unterschiede ergeben sich aus Standortfaktoren und auch aus Sünden der Vergangenheit. So etwa ist die Tschechei ein traditionelles Industrieland, während sich in der Region um die slowakische Hauptstadt Preßburg, die erst nach der Wende zu einem „Detroit Mitteleuropas“ aufschoss, jetzt die Kfz-Absatzkrise auswirkt. Und in Ungarn hat man zu lange auf Pump konsumiert.

Dementsprechend sind die Arbeitslosenraten, die mit Ausnahme von Slowenien, der Tschechei und Rumänien bis Jahresende auf über zehn Prozent geschätzt werden, meist mit weiter steigender Tendenz, auch wegen der Heimkehr von Gastarbeitern. „Spitze“ sind Bosnien mit 44 und Serbien mit 21 Prozent. Noch drastischer ist die Jugendarbeitslosigkeit, die im Baltikum, in Ungarn und in der Slowakei bei weit über 20 Prozent liegt. Frustration lässt aber auch schwelende Konflikte anderer Art wieder aufflammen – siehe die Spannungen zwischen der Slowakei und Ungarn. R. G. Kerschhofer


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