© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-09 vom 12. September 2009

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Bürgerhäuser im Baltikum

Die Bürgerhäuser der baltischen Städte sind bisher nur in wenigen Einzelobjekten erforscht worden, obwohl insbesondere in den alten Hansestädten Reval und Riga noch ein bedeutender Bestand an historischen Bauten erhalten ist – beide Altstädte sind heute Unesco-Weltkulturerbe. Dort war schon im Mittelalter der Steinbau allgemein üblich, während die Landbevölkerung in Estland, Lettland und Litauen bis in die Neuzeit am Blockbau festhielt. Hans-Günther Griep untersucht die spezifischen Formen der bürgerlichen Häuser und ihre Besonderheiten – zum Beispiel auch im Verhältnis zu den Lübecker Häusern –, wie sie in den baltischen Handelsstädten über Jahrhunderte errichtet wurden.

Städte- und länderübergreifend dokumentiert er die Herkunft der unterschiedlichen Haustypen, die Gestalt der einzelnen Hausgrundstücke sowie den Einfluss von Geographie und Geologie auf die Stadtentwicklung. Anschaulich schildert Griep die verschiedenen Haustypen von der Kemenate (zweigeschossiger Wohnturm) über das Hallenhaus bis zu den Speichern. Die Fassaden mit Verzierungen und die für diese Region typischen Beischläge sind ebenso ein Thema wie die Gestaltung der Innenräume, die Versorgung mit Wärme und sogar die Aborte. Auch die wechselnden Herrschaftsverhältnisse – Hanse, Schweden und Russen – und die in anderen europäischen Regionen gepflegten Baustile haben in der baltischen Architektur ihre Spuren hinterlassen. Erstmals entsteht so ein Gesamtbild der Geschichte des baltischen Bürgerhauses, das dank neuerer Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen auch heute noch die Altstädte prägt.         pm/os

Hans-Günther Griep: „Das Bürgerhaus der baltischen Städte“, Husum Verlag 2009, 248 Seiten, zahlreiche Abbildungen, broschiert, 24,95 Euro