28.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
12.09.09 / Gelebte Tradition ist mehr als nur Folklore / Die Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturtage in Nordrhein-Westfalen fanden großen Anklang

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-09 vom 12. September 2009

Gelebte Tradition ist mehr als nur Folklore
Die Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturtage in Nordrhein-Westfalen fanden großen Anklang

Das rumänisches Generalkonsulat in Bonn hat erstmals die Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturtage im Patenland Nordrhein-Westfalen beherbergt.

„Siebenbürgen, Land des Segens, Land der Fülle und der Kraft …“ Wenn diese Verse des Siebenbürgerliedes nicht in der „süßen Heimat“ mitten im Karpatenbogen erklingen, sondern in der Bundesstadt Bonn am Fuße des Siebengebirges, bedeutet das nicht etwa Nostalgie oder längst vergilbte Minderheiten-Folklore. Nein, es ist wahrhaftig gelebte Tradition jener Volksgruppe, die den existenziellen Bogen zwischen zwei Heimatregionen spannt, die sich vorbildlich integriert hat, ohne ihre Identität aufzugeben.

Ein durch Leben und Wirken gestärkter Beleg dafür waren auch die jüngsten „Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturtage“ 2009 in NRW, die diesmal in den Räumlichkeiten des Generalskonsulats Rumäniens sowie in der Bonner evangelischen Kreuzkirche abgehalten wurden.

Bekanntlich leben Siebenbürger Sachsen seit mehr als 60 Jahren in Städten und Gemeinden Nordrhein-Westfalens, jenem Bundesland, das sich seit Jahrzehnten als Patenland erklärt und bewährt hat.

„Es ist, meine Damen und Herren, etwas ganz Besonderes, dass die Landesgruppe NRW die Kulturtage hier in den Räumen des rumänischen Generalkonsulats eröffnet. Andere Verbände von Deutschen aus einem Land des ehemaligen Ostblocks wären froh, wenn sie mit der offiziellen Vertretung ihres Ursprungslandes ihre eigene Kultur gemeinsam feiern könnten und wenn sie eine solche Wertschätzung erfahren würden“, betonte Dr. Bernd Fabritius, der Bundesvorsitzende des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, anlässlich der Eröffnung der Veranstaltungsreihe und begrüßte die anwesenden Vertreter des Generalkonsulats, Konsul Cristian Niţă  und Konsul Sergiu Ungureanu. Das Patenland NRW war durch den Landtagsabgeordneten Bodo Löttgen und Horst Westkämper, Mitglied im Kulturausschuss des Landes, vertreten – zwei Freunde und Förderer der siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft.

In seiner Begrüßungsansprache verwies der Landesvorsitzende Harald Janesch auf die wirtschaftlichen und kulturellen Rahmenbedingungen, in denen sich die Siebenbürger Sachsen in ihrer alten und neuen Heimat integriert und eingelebt haben, sowie auf das gute Verhältnis der Volksgruppe zum mittlerweile demokratischen EU-Land Rumänien. Zur vielseitigen kulturellen Entfaltung der Siebenbürger Sachsen in Nordrhein-Westfalen über rund 60 Jahre sprach die Bundesfrauenreferentin, Enni Janesch. Besonders stolz seien die Siebenbürger Sachsen auf die Errungenschaften in den ersten drei Bergmannssiedlungen im Ruhrgebiet und vor allem in den großen Siedlungen wie Drabenderhöhe oder Gummersbach.

Mit Blick auf die heutige Lage betonte die engagierte Brauchtums-Pflegerin: „Siebenbürgische Kultur in NRW ist vielfältig und geschieht nicht nur in großen Veranstaltungen und bei Kulturtagen, sondern wird täglich in den Kreisgruppen und in den Siedlungen geleistet. In Drabenderhöhe, Herten-Langenbochum und Setterich gibt es Heimatstuben, in denen Exponate siebenbürgischer Kultur gezeigt werden. In Drabenderhöhe ist auch das Siebenbürgisch-Deutsche Heimatwerk zu Hause, das Volkskunst anbietet und für seine Verbreitung sorgt. Es gibt in allen Kreisgruppen Feste und Veranstaltungen im Laufe des Jahres, die dem Publikum ein breitgefächertes Angebot bieten.“ Auch das Programm der diesjährigen Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturtage war recht facettenreich. Den musikalischen Part zu der von Waltraud Hartig-Hietsch moderierten Eröffnungsfeier bestritten Carmen Daniela am Klavier und der Tenor Thomas Kalka.

In den Räumen des Generalkonsulats Rumäniens gab es ferner eine Multimediashow von Prof. Heinz Acker sowie Handarbeits-Workshops, bei denen Sächsinnen mit fleißigen Händen die Weißstickerei, den Kreuzstich, das Reihen und Netzen oder das Stopfen und Spinnen demonstrierten. Einen weiteren Workshop gab es zum Thema Volkstanz.

Am zweiten Tag der Kulturtage fanden sich mehr als 200 Gäste beim Gottesdienst in der evangelischen Kreuzkirche zu Bonn ein, viele Siebenbürger Sachsen waren in festlicher Tracht erschienen. Ebenso die mitwirkenden Mitglieder des Honterus-Chores Drabenderhöhe, des Stephan Ludwig Roth-Chores Setterich und die Bläser der Vereinigten Blaskapellen Nordrhein-Westfalen. Bei dieser Gelegenheit konnten auch zwei Ausstellungen besichtigt werden, die zum einen „Rumänien, eine europäische Kulturlandschaft“, zum anderen die „50 Jahre Patenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen für den Verband der Siebenbürger-Sachsen“ vorstellten.

Im rumänischen Generalkonsulat fand der Sonntag mit Hochzeitsbräuchen, Angeboten für Kinder sowie Darbietungen der Tanzgruppen aus Drabenderhöhe, Köln und Setterich seinen Ausklang. Traditionsgemäß fanden auch die siebenbürgisch-sächsischen Kuchenspezialitäten ihre Genießer.  D. Göllner


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren