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12.09.09 / Ohne Zeigefinger / Röhl empfiehlt Kinderbuch

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-09 vom 12. September 2009

Ohne Zeigefinger
Röhl empfiehlt Kinderbuch

Omas und Opas, mal herhören! Nichts lieben unsere Kinder und Enkelkinder so sehr, als wenn wir ihnen Bücher vorlesen. Das geht los mit zwei, drei Jahren und hört mit zehn noch nicht auf. Selten haben die Eltern Zeit zum Vorlesen und dann nur kurz, und die Enkel wissen sehr gut, was sie an Oma oder Opa haben. Vorlesen: Das mögen sie lieber als die von den Eltern trotz Skrupeln zugelassenen, meist amerikanischen Fernsehserien wie Spongebob oder Jibber-Jabber. Oder gar die Shrek-Filme. Oh Schreck, lass nach.

Aber woraus vorlesen? Die Bilderbücher und Hefte, mit denen unsere Enkel zu uns kommen, sind seltsam steril und langweilig. Man sieht förmlich die alt-68er SozialpädagogInnen, die alle ein bisschen so aussehen wie Alice Schwarzer und Geschichten von „guten“ Kindern erzählen, die die bösen Umweltverschmutzer entlarven oder austricksen, oder die Tierbücher, die die Natur als eine Art antiautoritären Kinderladen darstellen, die natürlich alle bedroht sind von Geschäftemachern, die nur Geld verdienen wollen! Oder sie sind so albern, wie sich die meist kinderlosen Autorinnen Tierbücher für Kinder vorstellen. Da gibt es nur gute Tiere, frisst keiner den anderen. Dabei fragen kluge Kinder schon früh, wovon die Löwen, Tiger, Krokodile und die anderen Raubtiere eigentlich leben. Selbst Grimms Märchen werden auf pazifistisch getrimmt: Hexe sieht ihr Unrecht ein und wird nicht verbrannt, Wolf auch, und Seeräuber überfallen keine Schiffe, sondern fahren nur auf dem Meer herum bis sie mal einen Schatz finden.

Bücher, die wir gerne vorlesen würden, sind bei den Eltern der Kinder verpönt, wenn nicht sogar verboten. Bilderbücher wie der „Struwwelpeter“. Obwohl buchstäblich alle Unarten beziehungsweise dummen Angewohnheiten unserer Kinder von heute darin vorkommen, Aggressivität, Tierquälerei, Konzentrationsmangel. Sogar Rassismus: Die bösen Buben laufen hinter einem „Mohren“ her und verspotten ihn, aber da mahnt der korrekte Kinderbucherzähler Hoffmann schon 1845: „Was kann denn dieser Mohr dafür, dass er so weiß nicht ist wie ihr?“ Struwwelpeter, das geht nicht mehr, also was tun?

Lesen Sie ihren Enkeln das neue Kinderbuch von Angelika Immerath vor: „Muss das sein, Jonas?“ Die Autorin, Mutter zweier Kinder, die lange Jahre als Lehrerin tätig war, kennt ihr Publikum genau. Sie erzählt ohne pädagogischen Zeigefinger, aber nicht ohne Hintergedanken die Geschichte vom kleinen Jonas, der langsam in die Welt hineinwächst und lernt, mit sich selbst, seinen Kameraden, seinen Eltern und seiner Schwester zurechtzukommen.

Die subtil einfache, sich nicht anbiedernde, niemals moralisierende Erwachsenen-Sprache, in der von Jonas‘ Leben und seinem geliebten Bären Bollo erzählt wird, wird von den Kindern zwischen sechs und zehn Jahren sofort verstanden. Die Autorin hat ihr Buch mehrfach vor Schulklassen erprobt. Einige Kinder des 3. und 4. Jahrgangs haben auch die farbigen Illustrationen des Buches gemalt.

Liebe Mit-Omas und -Opas, machen Sie Ihren Enkeln die Freude, „Muss das sein, Jonas?“ vorzulesen. Sie werden selber großen Spaß daran haben.       Klaus Rainer Röhl

Angelika Immerath: „Muss das sein, Jonas?“, BoD, Norderstedt 2009, 116 Seiten, 17,90 Euro


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