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12.09.09 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-09 vom 12. September 2009

Robin Hood am Kundus / Wie eine Falschmeldung die Wahrheit ans Licht bringt, wann die gehobene Sprache versagt, und wie wir uns rächen werden
Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

Es gibt Ereignisse, die deshalb besonders interessant sind, weil sie sich nie ereignet haben. Ich spinne? Warten Sie’s ab.

Die Bilder sind schrecklich, die uns aus Kundus erreichen. Ein  Brandanschlag mit einem benzinbeladenen Kleinlaster hat die Polizeistation in Schutt und Asche gelegt. Beamte und zufällig anwesende Zivilisten kamen in großer Zahl zu Tode. Der US-Oberbefehlshaber in Afghanistan, Stanley McChrystall, zeigte sich wütend über das Versagen der deutschen Schutztruppe, die es offensichtlich nicht verstanden habe, den Vorfall zu verhindern. Dies, obwohl sie eine perfekte Chance dazu gehabt hätte, wie er einem Reporter der „Washington Post“ erklärte. Die „wichtigste Aufgabe der Soldaten“ sei der „Schutz der Bevölkerung“.

Tage zuvor hatten die Taliban zwei Tanklastzüge der Deutschen entführt. Obwohl der Bundeswehr bekannt war, dass die Lastzüge im Morast des Kundus-Flusses steckengeblieben waren und damit ein leichtes Ziel darstellten, hatten die Deutschen auf die Anordnung eines Luftschlags verzichtet.

Dies nutzten afghanischen Aufklärern zufolge die Taliban dazu, das Benzin auf kleinere Fahrzeuge umzuladen. Dabei haben ihnen bislang unbestätigten Berichten zufolge Bewohner eines vier Kilometer entfernten Dorfes geholfen. Die Deutschen aber hätten nichts getan, so McChrystall, obwohl ihre Garnison nur sechs Kilometer vom Ort des Geschehens entfernt gewesen sei.

Verteidigungsminister Franz Josef Jung verteidigte die deutsche Untätigkeit damit, dass man nicht hundertprozentig habe ausschließen können, dass sich auch Zivilisten am Ort aufhielten. Nach einer Güterabwägung hätten sich die Verantwortlichen entschlossen, nicht einzuschreiten.

Afghanistans Präsident Hamid Karsai äußerte sich bestürzt über die Toten in der Polizeistation und richtete schwere Vorwürfe an die Deutschen. Auf diese Weise würde das Vertrauen der Afghanen in die Arbeit der internationalen Schutztruppe weiter untergraben. Frankreichs Außenminister Bernard Kouchner nannte das Zaudern der Bundeswehr einen „großen Fehler“, die EU-Außenkommissarin, die Österreicherin Benita Ferrero-Waldner, sprach von einer „großen Tragödie“. Spaniens Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero bezeichnete das deutsche Vorgehen als „nicht hinnehmbar“.

Britische und US-amerikanische Medien zeigen offen Schadenfreude darüber, dass die Deutschen mit ihrer „weichen Linie“ so spektakulär baden gegangen seien. In groß aufgemachten Titelgeschichten, reich bebildert mit entstellten Verwundeten und Toten des Brandanschlags, demonstrieren sie das Scheitern der Bundeswehr.

Bundeskanzlerin Angela Merkel beteuerte, man trauere um jedes einzelne Opfer. Bundesregierung und Bundeswehr würden den Vorfall „lückenlos aufklären“, so die Regierungschefin.

Soweit unsere Falschmeldung mit einigen aus dem wahren Zusammenhang gerissenen Zitaten und Reaktionen. Die echte Meldung kennen Sie alle, und vielleicht geht es Ihnen wie mir: Sie fühlen sich heftig verschaukelt. „Unschuldige Zivilisten“ besuchen die Taliban mitten in stock­dunkler Nacht in einem entlegenen Flusstal? Und die Partisanen, die eben noch jedem Afghanen, der wählen geht, den Finger abhacken wollten, spielen artig Robin Hood und verschenken Benzin ans arme Volk?

So soll es gewesen sein, insinuieren etliche „befreundete“ Regierungschefs, US-Militärs und einige deutsche Politiker. Die Staatsanwaltschaft Potsdam prüft, ob sie gegen den verantwortlichen Oberst Georg Klein ermitteln muss.

Was sagt man dazu? Der gehobene Wortschatz strauchelt, da kommt er nicht mehr mit. Also überlassen wir den Kommentar einem deutschen Soldaten in Kundus, den der „Spiegel“ kommentieren ließ, was einem einfachen Uniformierten zu dem Veitstanz um die Bundeswehr-Operation einfällt: „Zum Kotzen.“

Amerikaner und Briten drängen uns Deutsche bekanntlich zu erheblich mehr militärischem Engagement am Hindukusch. Die Perfidie ist respekteinflößend: Man lockt die Deutschen – ihren Hang zur Loyalität listig nutzend – in einen Krieg. Sind sie erst mal drin, sitzen sie in der Falle. Denn tun sie nichts, sind sie Weicheier wie so oft behauptet, kämpfen sie jedoch, knallt man sie auf die Anklagebank. Ein deutscher Afghanistankämpfer drückte es so aus: „Egal was wir machen, wir machen es falsch.“

Was allerdings auf den Betrachter ankommt: Die afghanische Bevölkerung feierte die Deutschen nach dem Schlag als Helden, sogar der örtliche Mullah verneigte sich voller Dankbarkeit und der Provinzgouverneur von Kundus meinte über Anwürfe gegen die Deutschen: Die Amis hätten „wohl falsch gegessen und schlecht geschlafen“.

Eigentlich müssten wir uns rächen, vor allem bei unseren über die EU und die Nato doppelt verbündeten europäischen Klugscheißern. Und, siehe da, der Racheplan reift bereits und hat sogar schon einen Namen.

Bundeskanzlerin Merkel muss demnächst einen neuen deutschen EU-Kommissar benennen, weil Günther Verheugen ausscheidet. Erst wollte sie einen Unionsmann haben, selbst wenn nach dem September die Große Koalition weitergehen sollte. Darüber hat es mit den Sozen schon heftigen Zank gegeben.

Nun aber ist ihr eine noch viel bessere Idee gekommen. Sie wäre auch mit einem ganz bestimmten Sozialdemokraten einverstanden, selbst im Falle von Schwarz-Gelb, nämlich mit: Peer Steinbrück!

Offiziell heißt es, Merkel wolle sich für die gute Zusammenarbeit in der Finanzkrise mit dem Posten bedanken. Zudem habe EU-Kommissionspräsident Manuel Barroso darum gebeten, die Linke trotz bürgerlicher Mehrheiten nicht zu sehr an den Rand zu drängen, wegen des politischen Friedens in der EU. Ha! Wenn er geahnt hätte, was für einen Sozi ihm die böse Deutsche schicken möchte, hätte er sich das bestimmt noch mal überlegt.

Unser Rabauken-Peer im Kuschelkreis der wohlmögenden europäischen Oberbonzen – was für eine Aussicht! In den Farben aller 26 EU-Partner werden die Rauchsäulen über den diplomatischen Verwicklungen aufsteigen, die Steinbrück in Brüssel entzündet. Seine herrlichen Gemeinheiten gegen die „Indianer in der Schweiz, Luxemburg, Liechtenstein, Ouagadougou“, unter denen „Angst und Schrecken“ zu verbreiten sei, sind unvergessen.

Wäre die Schweiz schon Mitglied der EU, sie würde die Kandidatur des gehassten Deutschen sicher blockieren. Das ist sie aber nicht, und wenn es nach Wüstendespot Muammar al-Ghaddafi geht, wird sie es auch niemals werden, weil er die Schweiz sowieso abwickeln möchte.

Die Schweiz sei nämlich kein Land, sondern die „Mafia der Welt“, die den „Terror finanziere“, so Ghaddafi schon im Juli beim G8-Gipfel. Deshalb solle man den Laden unter Frankreich, Italien und Deutschland aufteilen. Auslöser für seinen Groll war die Verhaftung von Ghaddafi-Sohn Hannibal in Genf. Dort soll der Filius sein Personal vermöbelt haben, was nach libyscher Vorstellungen offenbar sein gutes Recht ist.

Die Schweizer Polizei sah das anders und lochte den hysterischen Potentaten-Spross für zwei Tage ein. Das war im Juli 2008. Kurz darauf setzte Ghaddafi zwei Schweizer Geschäftsleute in Tripolis fest (Haben die da etwa was „finanziert“? Nur so’ne Frage ...).

Darauf kroch der Schweizer Bundespräsident Hans-Rudolf Merz auf allen Vieren zu Ghaddafi und versprach alles, was der Libyer hören wollte, um seine Geschäftsleute freizukriegen. Der nahm den peinlichen Kotau kühl an und schickte den Schweizer ohne das geringste Entgegenkommen heim, wo der nun ohne Hosen herumsteht. Was für eine Welt, in der selbst Kriecherei und Selbstverleugnung nicht mehr belohnt werden!


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