16.04.2024

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19.09.09 / Vernünftiger Mittelweg statt Ideologie

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-09 vom 19. September 2009

Vernünftiger Mittelweg statt Ideologie

Als „unbegründet und unredlich“ hat das Bundeskanzleramt Sigmar Gabriels jüngsten Anti-Atom-Vorstoß bezeichnet. Der für Reaktorsicherheit zuständige Minister hatte »die Regierung Kohl« verdächtigt, Gutachten manipuliert zu haben, um den – damals noch unumstrittenen, heute jedoch umstrittenen – Salzstock Gorleben als atomares Endlager durchzusetzen.

Doch es ist reichlich gewagt, dies aus dem Wortlaut des fraglichen Fernschreibens aus dem Bundesforschungsministerium an die Physikalisch-Technische Bundesanstalt zu schließen. Vor allem aber sollte Gabriel erklären, warum er vier Jahre lang untätig auf den in seinem Hause lagernden, angeblich so hoch brisanten Akten sitzen blieb, um sie nun, kurz vor der Wahl, hervorzukramen und mit lautem Getöse seinen publizistischen Hilfstruppen zuzuschanzen.

Dem Minister für Reaktorsicherheit, der mit viel Eifer Unsicherheit schürt, scheinen die Argumente auszugehen. Für seine Partei, die SPD, hat sich das Geschäft mit der Angst bislang nicht rentiert; sie dümpelt weiter im Umfragetief dahin. Blanke Aggressivität à la Gabriel aber hilft weder der SPD noch der Sache weiter.

Deutschland braucht eine in jeder Hinsicht sichere Basis seiner Energieversorgung. Dass technische Schwierigkeiten gemeistert werden können, hat dieses Land gerade in Sachen Kernkraft hinreichend bewiesen. Nun wird es Zeit, auch politisch und ideologisch bedingte Probleme zu überwinden. Zwischen unkritischer Euphorie und blinder Verteufelung muss ein vernünftiger Mittelweg gefunden werden, der auch für sinnvolle, und bezahlbare Alternativen offen ist.   H.J.M.

 

Zeitzeugen

Demokrit von Abdera – Der griechische Philosoph (460 bis 375 v. Chr.) hat als erster ein naturwissenschaftliches Weltbild entwickelt, das auf dem Begriff des „atomos“ aufbaute. Er sah darin die kleinsten, nicht mehr teilbaren Partikel aller Materie; die Vielzahl unterschiedlicher Elemente erklärte er mit der jeweiligen Anordnung, Dichte und Lage dieser Atome. Seine rein intuitiv, ohne technische Hilfsmittel gewonnenen Theorien kommen der Realität erstaunlich nahe.

 

Otto Hahn – Der deutsche Physiker und Chemiker (1879 bis 1968) konnte am 17. Dezember 1938 gemeinsam mit seinem Mitarbeiter Friedrich Wilhelm Straßmann (1902 bis 1980) erstmals die Spaltung von Atomkernen experimentell nachweisen. In seinem Labor in Berlin entdeckte er nach dem Beschuss von Uranatomen mit Neutronen Spuren von Barium und Lanthan und schloss daraus, die schweren Kerne seien in leichtere Spaltprodukte zerplatzt. Hahns frühere, inzwischen nach Schweden emigrierte Mitarbeiterin Lise Meitner (1978 bis 1968) wies erstmals auf die gigantischen Möglichkeiten der Energiegewinnung durch Atomkernspaltung hin.

 

Franz-Josef Strauß – Der bayerische Politiker (1915 bis 1988), langjähriger Ministerpräsident und Vorsitzender der CSU, wurde 1955 zum Bundesminister für Atomfragen berufen. Er hatte entscheidenden Anteil daran, dass Deutschland in die friedliche Nutzung der Kernenergie einstieg und sich bald eine weltweit führende Position erarbeiten konnte, vor allem im Bereich der Sicherheitstechnologie. In den siebziger Jahren waren es dann SPD-Regierungen, die die meisten der bis heute laufenden deutschen Kernkraftwerke genehmigten.

 

Sigmar Gabriel – Der niedersächsische SPD-Politiker (geb. 1959) wurde 2005 zum Bundesminster für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit berufen. Er sieht es als seine Hauptaufgabe, dafür zu sorgen, dass an dem von der rot-grünen Vorgängerregierung durchgesetzten Ausstieg aus der Kernenergienutzung nicht gerüttelt wird. Dabei stützt er sich vor allem auf das nach wie vor ungelöste Problem der sicheren Lagerung radioaktiver Abfälle aus den Kernkraftwerken.


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