28.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
19.09.09 / Unverständlich / Gründe für das Politik-Kauderwelsch

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-09 vom 19. September 2009

Unverständlich
Gründe für das Politik-Kauderwelsch

Die Wahlprogramme der im Bundestag vertretenen Parteien sind äußerst unverständlich. Das ist das Ergebnis einer Studie des Stuttgarter Kommunikationswissenschaftlers Frank Brettschneider, der die Texte unter die Lupe genommen hat. Eines der Ergebnisse: Das Programm der Linkspartei, die auf ihren Plakaten besonders holzschnittartige Forderungen verbreitet, ist zwar das kürzeste, aber dennoch auch das komplizierteste. Darin wimmelt es von Schachtelsätzen und Fremdwörtern. So sprechen die Genossen von „Agroenergie-Importen“, wenn sie die Einfuhr von Biodiesel meinen. Blumig wird auch eine „ökologisch-technische Effizienzrevolution“ gefordert. „Eigentlich müsste erst die Forderung der Linken greifen, massiv in Bildung zu investieren, damit alle Bürger ihr Programm verstehen“, kommentiert Brettschneider das Pamphlet. Es sei „oft nicht viel verständlicher als eine Doktorarbeit“.

Am besten schnitt in punkto Verständlichkeit das Wahlprogramm der Grünen ab, doch auch die Ökopartei spricht beispielsweise von „energetischer Sanierung“, wenn es schlicht um bessere Wärmedämmung geht. Auf Rang zwei liegt die SPD knapp vor den Unionsparteien.

Selbst die Lichtblicke der Programme haben einen zweifelhaften Eindruck hinterlassen: Verständlich wird nur das formuliert, was populär ist und von den Medien zitiert werden soll. Brettschneiders Fazit: „Ohne ein hohes Bildungsniveau oder politisches Fachwissen sind die Inhalte der Bundestagswahlprogramme für die Wähler nur schwer zugänglich.“ Auf der Suche nach den Ursachen für Politikverdrossenheit dürfte die Politiker-Sprache daher zunehmend in den Blick rücken.

Beobachter gehen davon aus, dass die recht komplizierte Sprache der Programme einen einfachen Grund hat: Die Parteien wissen, dass diese Papiere sowieso nicht gelesen werden und bemmühen sich deswegen – im Unterschied zu Plakaten und Interview-äußerungen – nicht um volle Verständlichkeit. Mit der Programmarbeit sind vielmehr Parteigremien befasst, denen bestimmte Begrifflichkeiten lieb sind, und die damit innerparteilich Punkte machen wollen.         P. B./K. B.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren