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19.09.09 / Warum Familie wichtig ist / Wissenschaftler erläutern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-09 vom 19. September 2009

Warum Familie wichtig ist
Wissenschaftler erläutern

Jeder kennt die Fernsehwerbung, in der eine Frau sagt: „Ich arbeite in der Kommunikationsbranche und im Organisationsmanagement. Außerdem gehören Qualitätssicherung, Nachwuchsförderung, Forschung, Mitarbeitermotivation und Rechtsprechung zu meinen Aufgaben.“ Im Hintergrund laufen Szenen aus dem Familienalltag ab. Die Hausfrau und Mutter schließt: „Ich leite ein erfolgreiches kleines Familienunternehmen.“ Anfang des 21. Jahrhunderts hat dieses traditionelle Modell, in dem der Mann das Geld verdient und die Frau sich um Haushalt und Kinder kümmert, an Bedeutung verloren. Alleinerziehende, Stieffamilien, Patchworkfamilien, Wohngemeinschaften mit Kindern, kinderlose Ehepaare, nicht-eheliche Lebensgemeinschaften und eingetragene Partnerschaften werden häufiger. Wer in Deutschland eine Familie gründen will, sieht sich zudem mit einer Reihe von Problemen konfrontiert: der schwierigen Vereinbarkeit von Beruf und Familie, längeren Ausbildungszeiten, dem Zwang, in der modernen Arbeitswelt mobil und flexibel zu sein, der Trennung vom Partner oder den hohen Ansprüchen an eine eheliche Beziehung.

Dennoch halten die Autoren des Buches „Familie wohin? Ein Modell auf dem Prüfstand“ die Familie nach wie vor für das beste Zukunftsmodell. Renommierte Wissenschaftler wie Thomas Schirrmacher, Gisela C. Fischer und Michael Dietrich gehen der Frage nach, warum Familie und Kinder so wichtig für unsere Gesellschaft sind. Sie argumentieren aus sozialer, psychologischer, theologischer, pädagogischer und wirtschaftlicher Sicht. Ein erfülltes Familienleben mit eigenen Kindern gehöre etwa für viele genauso zum persönlichen Lebensentwurf wie die Berufstätigkeit. Angesichts niedriger Geburtenraten bei einer gleichzeitigen Überalterung der Bevölkerung könne nur eine ausreichende Zahl junger, wirtschaftlich leistungsfähiger Menschen den gesellschaftlichen Wohlstand aufrecht erhalten. Auch könnten Unternehmen von den Erfahrungen der Mütter und Väter profitieren. Sie würden Kompetenzen wie Eigenverantwortung, Zuverlässigkeit, Organisationstalent und Konfliktfähigkeit mitbringen.

Die Wirklichkeit in Deutschland sieht anders aus. Familien mit Kindern sind gegenüber Singles oder kinderlosen Paaren stark benachteiligt. Die öffentlichen Betreuungsmöglichkeiten und Ganztagsschulangebote reichen kaum aus, vor allem wenn die Arbeitszeit der Eltern von den normalen Bürozeiten abweicht. Schwangerschaft und Kinder verschlechtern trotz neuer Gesetze die Einstellungschancen vieler Frauen. Finanzielle staatliche Förderung, wie Steuererleichterungen oder Familienbeihilfen, können ferner die in den letzten Jahren gesunkenen Reallöhne nicht kompensieren.

In ihrem Plädoyer für eine familienfreundlichere Gesellschaft und Arbeitswelt orientieren sich die Autoren vor allem am christlichen Bild von Ehe und Familie. Leider lassen sie dabei andere Formen des Zusammenlebens außer acht. Ein Blick über den nationalen Tellerrand hinaus auf Länder wie die skandinavischen Staaten oder Frankreich hätte das Buch bereichert.   Sophia E. Gerber

Wolfgang Hinrichs, Hans-Joachim Hahn, Lutz Simon (Hrsg.): „Familie wohin? Ein Modell auf dem Prüfstand“, Hännsler, Holzgerlingen 2009, geb., 380 Seiten, 19,95 Euro


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