© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-09 vom 26. September 2009

Wilhelm v. Gottberg:
Die Vernunft hat gesiegt

Die Sicherheitspolitik Europas, vor allem aber die Menschen auf dem europäischen Kontinent, haben allen Grund aufzuatmen. Die im Stil einer Kanonenbootpolitik des 19. Jahrhunderts getroffene Entscheidung des vormaligen US-Präsidenten George W. Bush, gegen eine Bedrohung durch iranische Langsteckenraketen ein Raketenabwehrsystem in Polen und der Tschechischen Republik zu installieren, wurde durch seinen Nachfolger, Präsident Barack Obama, kassiert.

Tatsächlich hat Iran derzeit auch noch keine einsatzfähigen Langstreckenrakten. Russland reagierte promt: Die beabsichtigte russische Gegenmaßnahme, die Neuinstallation von Kurzstreckenraketen in Russisch-Ostpreußen, wurde widerrufen. Damit bleibt Europa ein neues Wettrüsten erspart.

Den Deutschen und besonders den Ostpreußen kommen die getroffenen Entscheidungen besonders entgegen. Sie haben aus nachvollziehbareb Gründen ein besonderes Interesse daran, dass Russland das Königsberger Gebiet − weiter als bisher − zur EU hin öffnet. Wünschenswert wäre, wenn Köngsberg („Kaliningradskaja Oblast“) als Ostseeanrainer einen Status bekäme, der es der Region erlaubte, am gemeinsamen EU-Markt zu partizipieren. Die Raketenverbunkerung in Ostpreußen hätte Russland hingegen einen Anlass gegeben, seine Exklave an Pregel und Memel wieder abzuschotten, wie das bis 1991 der Fall war. Glücklicherweise wurde die Rückkehr zum Kalten Krieg und zur Abschottung gestoppt.