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26.09.09 / Stimmungsbild aus Hinterpommern / Enttäuschung über den Verzicht der USA auf Abfang-Raketenbasis – Teil II des Artikels von Rita Scheller

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-09 vom 26. September 2009

Stimmungsbild aus Hinterpommern
Enttäuschung über den Verzicht der USA auf Abfang-Raketenbasis – Teil II des Artikels von Rita Scheller

Polen rechnet damit, dass 2014 der Euro eingeführt wird, weil es nahezu alle Kriterien für die Aufnahme in den Euro-Klub erfüllt. Allerdings ist dabei noch nicht berücksichtigt, dass die Weltwirtschaftskrise nach der Ansicht von Kennern noch nicht in Polen angekommen ist und sich erst 2010 richtig auswirken wird.

Große Probleme haben die Werften in Stettin und Gdingen. Man dachte, ein Vertrag mit arabischen Investoren sei abgeschlossen. Doch ein paar Tage später stellte sich heraus, dass die Vertragsunterzeichner nur Strohmänner für Dritte waren, die keiner identifizieren konnte. Viele Polen sind aus England zurückgekehrt, weil sie dort kurzfristig entlassen wurden, eine Überschrift dazu lautet: „London? Nein, Köslin!“ Es gibt aber immer noch Büros, die junge Leute für Arbeit im Ausland fit machen wollten, zum Beispiel unter dem Motto „Angielski? NIST FERSTEJEN!“ Ob man mit diesem Ausdruck in England weit kommen wird?

Das Militärische spielt immer noch eine gewisse Rolle. Sei es, dass polnische Pioniere alte Bomben in der Drage finden, wo einst der polnische Papst gern gepaddelt hatte, oder dass man eine Halle in Groß Born zeigt, wo die Russen einst vermutlich die atomaren Sprengköpfe gelagert haben. Daraus hat man kein Museum gemacht; man kann die Halle aber besichtigen, so die Zeitung vom 29. Juni. Die Ortschaft Groß Born hat sich zu einem netten Städtchen entwickelt, das besonders bei oberschlesischen Rentnern als Altersruhesitz beliebt ist: Die Wohnungen sind billig, die gute Luft gibt es gratis, man kann Angeln und Radfahren. Daneben liegt eine Ortschaft, die nach der polnischen Zeitung auf keiner Landkarte verzeichnet ist; bei der Karte aus dem „HöferVerlag“ wird sie immerhin als „ehemaliges Kasernen-Gelände“ bezeichnet. Sie liegt mitten im Walde, wurde einst für die russischen Familien erbaut und hatte eine gute Infrastruktur, doch heute hat niemand Interesse daran, und die Gebäude werden wild ausgeschlachtet.

Auch bei Groß Tychow waren „höchstwahrscheinlich“ sowjetische Raketen stationiert gewesen. Die US-Satelliten hatten Fahrzeuge fotografiert, auf denen normalerweise Atomraketen transportiert werden.

Voriges Jahr berichteten wir, wie stolz die polnische Regierung war, dass eine amerikanische Atomraketen-Abfangbasis in Reitz bei Stolp errichtet werden sollte. Man hatte schon eine Umgehungsstraße auf der Fernstraße 6 (E 28) südlich von Stolp projektiert von Kublitz und Veddin bis hinter Reitz, einige Brücken sind bereits im Bau. Doch Ende Juni war ein hoher US-Admiral nach Warschau gekommen, der versprach, dass die USA zwar weiterhin den Polen bei der Modernisierung des Militärs helfen wollten, ihnen auch Raketen zu Übungszwecken ausleihen wollten, aber sie keine Absicht hätten, dauerhaft Raketen gegen Russland in Polen zu stationieren. Das ist auch eine finanzielle Einbuße für Polen, denn die Amerikaner hätten hohe Pachtgebühren gezahlt. Viele Polen sind wütend, weil Präsident Bush ihnen mehr versprochen hatte.

Wenn wir Ende August in Pommern sind, wird alle Jahre nur darüber berichtet, was die bösen Deutschen von 1939 bis 1945 alles Schlimmes gemacht haben, doch diesmal waren im Juni ganz normale Berichte wie aus anderen westlichen Ländern zu lesen, wie zum Beispiel über eine Demo in Berlin mit Schildern „Ohne KarSTADT keine InnenSTADT“. Oder der Ausspruch von Bundeskanzlerin Merkel: „Heute ist ein guter Tag für den Lissaboner Vertrag“ nach einem Bericht über die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtshofes in Karslruhe. In den Schulen finden zum Schuljahresende Projektwochen statt in Großmöllen mit buntem Foto, auf dem wir lesen konnten: „Wer gut Deutsch spricht, hat weniger Vorurteile“. Die Kinder tragen Dirndl und Sepplhosen.

(Nachdruck mit freundlicher Genehmigung der „Pommerschen Zeitung“)


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