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03.10.09 / Sorgen der Kirche / Die »Zukunftskonferenz« der EKD brachte wenig Ergebnisse

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-09 vom 03. Oktober 2009

Sorgen der Kirche
Die »Zukunftskonferenz« der EKD brachte wenig Ergebnisse

Zu einer „Zukunftswerkstatt“ der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) trafen sich am letzten Wochenende 1200 geladene Vertreter in Kassel. Die evangelischen Landeskirchen wollten sich angesichts sinkender Finanzen sowie Mitglieder- und Gottesdienstbesucherzahlen für die Herausforderung der nächsten Jahrzehnte rüsten.

Auf der dreitägigen Veranstaltung kritisierte Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) Medien wie Internet und SMS. Diese machten das Leben oberflächlicher, erklärte der protestantische Minister: „Soziale Netzwerke bergen die Chance zu einer neuen Kommunikation, aber auch zu Vereinzelung. Wir brauchen Werte und Orientierung, damit uns die scheinbar grenzenlose Freiheit unserer Gesellschaft nicht überfordert.“

Ob dies gut drei Jahre nach der Vorstellung des Konzeptpapieres „Kirche der Freiheit“ gelingen kann, blieb auf der Zukunfts-werkstatt offen, auf der rund 100  Projekte eine „Kirche im Aufbruch“ vorstellen sollten. Darunter Vorschläge zur Verbesserung von Gottesdiensten und Predigten. Eine durchgängige und durchschlagende Strategie mit Erfolgsaussichten für alle Landeskirchen in ihrer unterschiedlichen konfessionellen Prägung wurde in diesem bunten Markt der Möglichkeiten jedoch nicht gezeigt.

Zum Mitgliederschwund in den Landeskirchen sagte der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU), der seine persönliche Vorliebe für den tibetanischen Buddhismus des Dalai Lama auch öffentlich bekundet, er bedauere, dass viele den Kontakt zur christlichen Gemeinde verloren hätten: „Das ist ihr Problem − und auch unseres. Ich freue mich, dass Sie das nicht hinnehmen wollen.“

Der Vorsitzende des Rates der EKD, Bischof Wolfgang Huber, forderte die evangelischen Landeskirchen auf, sie sollten Gottesbegegnung, Lebenserneuerung und Gemeinschaft in den Mittelpunkt der eigenen Bemühungen stellen. Zudem betonte er die Bedeutung der Mission. Die Kirche richte die Frage „Wie werde ich Christ?“ allzu oft nur an Menschen, die ohnehin schon Christ seien, kritisierte Huber. „Die Einsicht, dass in alldem eine große missionarische Herausforderung liegt, nehmen wir eher zögernd auf; dass mehr als 1000 Jahre nach der Christianisierung unserer Region eine missionarische Situation entstanden ist, stößt sich mit dem Beharren in gewohnter Kirchlichkeit.“

Eine Kirche, die missionsvergessen sei, leide an Herzrhythmusstörungen, rief Huber aus und erinnerte damit an ein Wort des Tübinger Theologen Eberhard Jüngel, der schon vor zehn Jahren auf der Leipziger Missionssynode die Mission „den Herzschlag der Kirche“ genannt hatte. Seitdem ist es mit der Mitgliedergewinnung nicht so recht vorangegangen. Die Zahl von Kirchenmitgliedern und Gottesdienstbesuchern sinkt weiter. Als Grund nannte Bischof Huber die „mentale Gefangenschaft“ der Kirche, die in alten Gleisen weiterfahre. Wer den Glauben an die nächste Generation weitergeben wolle, müsse an die eigene Sendung glauben.        H. E. Bues


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