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03.10.09 / Austrittswelle / Katholische Oberhirten ratlos

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-09 vom 03. Oktober 2009

Austrittswelle
Katholische Oberhirten ratlos

Anders als bei den evangelischen Landeskirchen, die seit Jahrzehnten massiv   Mitglieder verlieren, war dieses Phänomen in der katholischen Kirche bis vor einigen Jahren kaum relevant. Doch 2006 verließen 84000 Mitglieder , 2007 rund 93000 und im Jahr 2008 sogar  121155 Mitglieder ihre katholischen Gemeinden. Zusammengerechnet in den letzten drei Jahren also fast 300000 Kirchenmitglieder; in jedem Jahr im Schnitt eine mittlere Großstadt von 100000 Menschen.

Zwar können sich die kirchlich Verantwortlichen damit beruhigen, dass sich die jährlichen Austrittszahlen „nur“ bei etwa 0,3 bis 0,4 Prozent der Gesamtmitgliedschaft von 26 Millionen Katholiken in Deutschland bewegen; im Verhältnis treten doppelt oder dreimal so viele Personen aus Parteien, Vereinen oder Gewerkschaften aus. Für einige Empörung unter Gläubigen und ungläubiges Staunen unter anwesenden Journalisten sorgte aber die Einlassung des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zolitsch. Als er am Rande der diesjährigen Herbstkonferenz der deutschen Bischöfe die neuesten Zahlen der kirchlichen Statistik bekanntgab, wurde er nach den Ursachen für die steigende Anzahl der Austritte gefragt. Darauf wusste er keine Antwort zu geben und verwies darauf, dass man nach den Ursachen forschen müsste. Wichtig sei es, den Kontakt zu jenen nicht zu verlieren, die eine gewisse Distanz zur Kirche entwickelt hätten. Gerade Beerdigungen, aber auch Taufen oder Trauungen müssten individuell gestaltet werden, um die Menschen wirklich zu erreichen.

Demgegenüber stellten Gläubige in Mails kritische und mitunter auch harte Fragen an die Oberhirten. Viele mutmaßten, dass die Austrittswelle an der weitgehenden Verflachung des Glaubens, der Profillosigkeit der Kirche in Deutschland und am mangelnden missionarische Einsatz bei weiten Teilen der kirchlichen Hierarchie liege. Kein Bischof in Deutschland habe bis zur Stunde ein Programm zur Rückgewinnung von Nichtpraktizierenden oder Ausgetretenen entwickelt. Stettdessen herrschten Leisetreterei und Hasenfüßigkeit. Hinrich E. Bues


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