19.04.2024

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03.10.09 / Das Ende der Legende vom Atomtod

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-09 vom 03. Oktober 2009

Moment mal!
Das Ende der Legende vom Atomtod
von Klaus Rainer Röhl

Ein schlechter Tag für die Linken in unserem Land. Ein guter Tag für Deutschland. Angela Merkel wird Kanzlerin einer Koaltion aus Union und FDP. Die Angstkampagnen von Gabriel (Atomtod durch Kernkraftwerke) und den Pazifisten in der SPD (Raus aus Afghanistan!) konnten nicht verhindern, dass die deutschen Wähler die politische Wende bewirkt haben. Die Angstmacher wollten, dass die SPD, von den meisten Wählern eigentlich schon lange abgeschrieben, als Angsthasen-Partei in letzter Minute noch ein paar Stimmen mehr bekäme.

Die schwarz-gelbe Wende bedeutet, dass Deutschland endlich seinen Sonderweg verlassen kann und – bei der weltweit als unabdingbar erkannten Reduzierung des Kohlendioxyd-Ausstoßes – auf die einzig gangbare Alternative zurück-greift, die Kernenergie wieder massiv zu nutzen, wie es nicht nur Frankreich tut, das mit seinen 80 Prozent Energie aus Kernenergie und seinen Wasserkraftwerken nahezu gänzlich „sauber“ ist. Wie fast alle Länder Europas und der Welt Energie aus der Kernspaltung nutzen, solange die Erprobung der Kernfusion noch im Experimentierstadium ist. So ist die Wahl vom 27. September auch der Abschied von einer der ältesten und wirkungsmächtigsten kommunistischen Propaganda-Aktionen, dem „Kampf gegen den Atomtod!“ (seit 1956). Er wird zugleich auch der Abschied von einer von Deutschland ausgehenden und besonders in Deutschland gepflegten Legende werden, der von der „erneuerbaren Energie“. Wo kam diese etwas spinnerte Bio-Bewegung eigentlich her und warum fand sie gerade bei den Deutschen so großen Zulauf?

Nachdem die Engländer im 19. Jahrhundert mit der Dampfmaschine das industrielle Zeitalter eröffnet hatten und die deutschen Unternehmer sich beeilten, den Anschluss nicht zu verpassen, gab es schon früh auch eine anti-industrielle Bewegung. Es war im Grunde eine anti-zivilisatorische Aufwallung.

Die „saubere Natur“ fand insbesondere im Volk der Dichter und Denker Anhänger, Oberlehrer und Oberschüler, von „Des Knaben Wunderhorn“ entzückt und stets auf Suche nach der blauen Blume, warfen sich mit voller Kraft in den Kampf gegen die Maschinen. Zusammen mit den rückständigen bäuerlichen Schichten kämpften sie, wahrhaftige Vorläufer der heutigen grünen Bürgerinitiativen, gegen die erste Eisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth. Gegen die „gefährlichen“, 20 Kilometer in der Stunde zurücklegenden, Dampf und Ruß spuckenden Lokomotiven und das die ganze Landschaft verschmutzende Teufelszeug. Da haben wir schon den Begriff „Umweltverschmutzung“. Merke: Schmutzig ist immer die Industrie. Die Natur ist sauber. Die Deutschen wollten es auch sein. Eins kam noch erschwerend dazu: „Deutschsein heißt, eine Sache um ihrer selbst willen tun!“ Der das schrieb, wusste, dass das kein billiger Spott war, sondern die Beschreibung eines Zustandes.

Nach dem Krieg hatte die geschürte Angst vor der Technik und allen ihren Erfindungen natürlich Konjunktur. Und die Kommunisten, damals wie heute um die Vorherrschaft in Deutschland bemüht, nutzten das nach Kräften aus.

Keine Raketen! Wir fordern die atomfreie Zone! Das sangen die von Ostberlin gesteuerten „Friedensfreunde“ in der Bundesrepublik. Damals ging es um Atomwaffen, 30 Jahre später ging es den Nachfolgern der Friedensbewegung um Atomkraft. Um Kernkraftwerke. Auch die sollte die Bundesrepublik nicht bauen dürfen, obwohl man in der DDR selber ein Atomkraftwerk vom Typ Tschernobyl unterhielt, Lubmin bei Greifswald. Aber sowjetische Atombomben waren ja „Friedensbomben“, und ein Atomkraftwerk in Kommunistenhand musste einfach sicherer sein als eins von den „Konzernen“ aus Profitgier ohne Rücksicht auf die Sicherheit der Menschen gebautes in der „BRD“.

Aber langsam dämmert es auch den Dümmsten. Mit der Sonnenenergie und den Windmühlen kommen wir nicht weiter in der Energieversorgung. Nachwachsende Energie ist eine Illusion. Denn Rapsöl und Sprit aus Mais setzen schon beim Anbau und erst recht beim Verbrennen das gleiche Kohlendioxyd frei, genau wie Gas oder Kohle. Wasser- und Windmühlen, im Grunde eine Erfindung des Mittelalters, decken nur ein paar Prozent des Energiebedarfs, ebensowenig wie die Sonnensammler auf den Dächern: Schildbürgerstreiche als Maxime unseres Handelns. Die Schildbürger trugen bekanntlich, weil sie vergessen hatten, in ihr Rathaus Fenster einzubauen, das Sonnenlicht in Eimern ins Gebäude: Unsere modernen Schildbürger nutzen Sonnensammler und Windmühlen zur Stromerzeugung – im Zeitalter der weiterentwickelten, kohlendioxydfreien Kernenergie, die die gesamte übrige Welt benutzt – und das an der Schwelle zur Kernfusion, auf die die ganze Welt ihre Hoffnungen setzt.

Die Deutschen haben keine neuen Kernkraftwerke gebaut. Sie sollten sogar abgeschaltet werden. Bei der grün-roten Regierungsbildung konnten Joschka Fischer und Jürgen Trittin 1998 die vorzeitige Abschaltung sämtlicher Kernkraftwerke bei ihrem Koalitionspartnern SPD durchsetzen. Angela Merkel übernahm diese, gezwungenermaßen, in den Koalitionsvertrag. Einmalig in der Welt. Wie unsere ewig ratternden Windmühlen und unser in der Welt einzig dastehendes Flaschenpfand auf Mineralwasser. Die „nachhaltigste“ Bremse jeder wirtschaftlichen Entwicklung, die freiwillige Zerstörung der modernen, in der ganzen Welt geschätzten deutschen Kernkraftwerke war ein Fehler. Einen Fehler kann man machen, sagt Lenin. Aber wenn man das erkannt hat und ihn nicht abstellt, hat man den zweiten gemacht. Die Zeit war reif für die Wende.

Der Energiebedarf der Welt, besonders in den Schwellenländern Indien und China, aber auch in Russland, wächst täglich. Untersuchungen der Internationalen Energieagentur (IEA) haben ergeben, dass der weltweit wachsende Kohlendioxyd-Ausstoß tatsächlich die Gefahr einer Klimaveränderung zumindest beschleunigen wird. Einziger Ausweg: der Ausbau der Kernenergie. Der damals noch gültige Ausstiegsbeschluss der Deutschen galt den Experten der Internationalen Energieagentur als unverantwortlich. Deutschland aber wollte bei dem von Trittin durchgesetzten und von Gabriel verbissen verteidigten Ausstieg bleiben. Warum? Keine Raketen, keine Atome, Zurück zur Natur, und der Strom sollte weiter aus der Steckdose kommen.

Das mochte der Grund sein, warum die Kanzlerin schon in den Wochen vor der Wahl die Rücksicht auf den Koalitionspartner zurückgestellt hat und, unter Berufung auf das gefährdete Weltklima, ganz offen die Frage der sauberen, kohlendioxydfreien Kernenernergie auf die Tagesordnung gesetzt hat. Der unselige deutsche Sonderweg, die Atomkraftwerke stillzulegen, wird angesichts eines allen Ländern wachsenden Bewusstseins für die vermutlichen Gefahren des Kohlendioxyd-Ausstoßes in der Welt ohnehin seit langem mit Kopfschütteln betrachtet. Gerade hat Italien den Grundstein für ein neues modernes Kernkraftwerk gelegt, Finnland plant fünf neue AKW, und die Schwellenländer China und Indien können sich einen Atomausstieg bei rasant wachsender Volkswirtschaft schlechterdings nicht leisten. In China geht jeden zweiten Tag ein weiteres Kohlekraftwerk ans Netz. In den nächsten Jahren sollen dort 32 neue Atomkraftwerke gebaut werden. Nur Deutschland bezuschusste weiter die Sonnensammler und sammelte Pfandflaschen für Mineralwasser. Die Zeit war reif für die Wende.


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