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03.10.09 / Leserforum

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-09 vom 03. Oktober 2009

Leserforum

Verlässlichkeit der CDU ist begrenzt

Zu: „Frisierte Geschichte“ (Nr. 37)

Beim Lesen des Berichts über die Ausstellung „Deutsche und Polen“ begann ich zu ahnen, was wir Vertriebenen vom Zentrum gegen Vertreibungen zu erwarten haben. Auch kam mir wieder der Ärger hoch über die Anzeige, die vor wenigen Tagen in der Zeitschrift „Schlesien Heute“ und in der PAZ zu sehen war, mit der Überschrift „CDU Deutschland – verlässlicher Partner der Vertriebenen“.

Die Verlässlichkeit der CDU bei Behandlung aller Fragen, die den Vertriebenen wichtig sind, haben wir genügend zu spüren bekommen. Nicht nur bei der Behandlung von Frau Steinbach und bei der Hartnäckigkeit, mit der Schäuble seine Sicht zur „melderechtlichen Erfassung Vertriebener“ verteidigt.

Günter Elze, München

 

 

Laut polnischem Autor waren Stukas im Einsatz

Zu: „1. September 1939: Die Deutschen hatten Angst“ (Nr. 36)

Auch ich bin kein Freund Grassscher Literatur, aber hier muss ich Herrn Röhl bezüglich der Aussage, dass sich die „Gedächtnis-Zwiebel“ von Günter Grass in Sachen Stuka-Angriff auf die Westerplatte geirrt hätte, korrigieren. Tatsache ist, dass die Deutschen, nachdem die ersten Angriffe am 1. und 2. September unter schweren Verlusten für sie von den Polen abgewehrt worden waren, die Westerplatte am 2. Septemer mit Stukas angriffen, was zu erheblichen Zerstörungen bei den Verteidigern führte. Wen Näheres interessiert, kann es in einer Schrift mit dem Titel: „Westerplatte“ von Miroslaw Glinski, die auf der Westerplatte zum Verkauf angeboten wird, nachlesen.

Theodor Preuss, Immenstaad

 

 

Maden als Suppeneinlage

Zu: Leserbrief „Dänemark: Es gab genug zu essen“ (Nr. 36)

Ich war ein zehnjähriger Flüchtling aus Königsberg/Pr., der am 22. März 1945 mit der MS „Monte Rosa“ in Kopenhagen einlief. Die Reise ging weiter bis Mitte Jütland, wo wir am 25. März 1945 in Givskud, ein kleines Dorf an der Primärroute 18 zwischen Give und Veyle, eintrafen und in das Gemeindehaus eingewiesen wurden. Ein Fourier einer deutschen Einheit versorgte uns mit Verpflegung. Zusätzlich erhielten wir noch dänisches Geld (Kronen) und konnten uns das Schönste und Beste in der Ladenzeile, Back­waren und Obst, kaufen. Die deutsche Wehrmacht kapitulierte in Dänemark am 5. Mai 1945, der Krieg war endlich vorbei.

In unmittelbarer Nähe befand sich die „Neue Schule“ in Givskud, die mit Stacheldraht eingefriedet war, in die wir am 5. Mai 1945 einquartiert (interniert) und von dänischen Posten bewacht wurden. Die Verpflegung war gut, bis auf die kurzfristige Rationierung des Brotes. Eine weitere Umquartierung erfolgte am 6. Dezember 1945 in das große Flüchtlingslager Grove in der Hessellund Heide zwischen Viborg und Herning an der P12 bei Karup, zirka 60 Kilometer von Givskud entfernt. Die 10000 Flüchtlinge wurden von drei Großküchen im Internierungslager mit Verpflegung von Deutschen versorgt. Die Kaltverpflegung war gut. Die Kinder erhielten täglich einen halben Liter Vollmilch, Weiß- und Schwarzbrot, gefärbte Wurst, oft ein Ei und Zucker.

Mittagessen war oft zu wenig, im Sommer Gefrierkost, Grünkohlsuppe ohne Einlagen und oben darauf schwammen die Maden. Abends Grützsuppe, im Winter wurde der Blechteller auf Schnee gestellt und so genannte Schlagsahne geschlagen. Manchmal gab es Kuheuter, das konnten wir auf dem Kanonenrohrofen auf unseren selbstgefertigten Aluminiumtellern nacheinander für 20 Personen braten. Mitunter gab es Hornfische mit grüner Gräte, die wir in die Abfallgrube warfen, weil wir Vergiftung vermuteten. Obst gab es ganz selten, einmal gab es kleine gelbe Pfläumchen, zu Weihnachten einen Apfel pro Kind. Verhungert ist niemand, alle waren rank und schlank. Viel schlimmer war die Kälte, minus 30 Grad Celsius im Winter 1946/47, erfroren ist zum Glück niemand. Am 1. Dezember 1947 konnten meine Familie und ich Dänemark verlassen und nach Lübeck ziehen.

Arno Zilian, Lübeck

 

 

Hitler durch Weglassung von Schuld reingewaschen

Zu: „Der Zweite Weltkrieg hatte viele Väter“ (Nr. 35)

Der Artikel enthält – im Gegensatz zu dem Anspruch, den der Verfasser erhebt – kaum etwas, was nicht seit zirka 50 Jahren in fast jedem westdeutschen Geschichtsbuch für die Oberstufe des Gymnasiums und in diversen Quellenheften für den Geschichtsunterricht zu lesen steht. Es bedarf nicht besonders gründlicher Geschichtskenntnisse um zu merken, dass der Verfasser leider nur eine gezielte Auswahl von Fakten bringt, und zwar solche, die ihm geeignet erscheinen, das angeblich „verzerrte und in Teilen falsche“ Bild vom Beginn des Zweiten Weltkrieges zu „korrigieren“. Alles, was ihm nicht ins Bild passt, lässt er weg. So erhält der unbefangene Leser am Ende den Eindruck, Hitler sei unter den vielen Vätern des Zweiten Weltkrieges – eine heute übrigens weitgehend akzeptierte Auffassung – kaum zu finden, dafür aber Polen. Dieser Artikel bietet somit eine durch Weglassungen verfälschte Sicht der Vorgeschichte des Krieges, der entschieden widersprochen werden muss.

Schultze-Rhonhof behandelt die Vorgeschichte des Angriffs auf Polen isoliert. Er lässt Hitlers außenpolitisches Programm und seine Politik seit 1933 weg. Dadurch kann die Situation des Jahres 1939 nicht richtig beurteilt werden. Bereits in „Mein Kampf“ verkündete Hitler sein außenpolitisches Programm: „Deutsch-Österreich wird zum großen deutschen Mutterland zurück müssen.“

Schultze-Rhonhof lässt ferner weg, dass Hitler zielbewusst den Krieg in Kauf nahm, was – nicht nur im Falle der Sudetenkrise – durch amtliche Protokolle von Besprechungen mit der Wehrmachtsführung, durch Führerbefehle belegt ist, wobei er in öffentlichen Reden oft das Gegenteil behauptete.

Der Autor lässt also weg, dass Hitler die Erfahrung gemacht hatte, wenn nicht durch Diplomatie, dann mit Gewalt zum Ziel zu kommen, weil seine Gegner nachgeben würden. Aus seiner Sicht hätte es in der Danzig-Frage nach der gleichen Methode weitergehen können. Dabei hatte er die außenpolitische Wirkung der Besetzung der Rest-Tschechei völlig unterschätzt. Hatte er bisher mit Erfolg die „Revision von Versailles“ proklamiert, wurde jetzt der imperialistische Charakter seiner Außenpolitik sichtbar: Eroberung fremder Völker. Für ihn war das nur die zweite Etappe seiner Außenpolitik, für die Westmächte hatte er damit die rote Linie überschritten. 14 Tage später, am 31. März 1939, gab Chamberlain die englisch-französische Garantieerklärung für Polen ab. Niemand glaubte mehr, dass es nur um Danzig ginge.

Dass die Westmächte damit richtig lagen, geht aus dem Protokoll einer Besprechung der Spitzen der Wehrmacht bei Hitler am 23. Mai 1939 hervor. Darin heißt es: „Danzig ist nicht das Objekt, um das es geht. Es handelt sich für uns um die Erweiterung des Lebensraumes im Osten und Sicherstellung der Ernährung, sowie der Lösung des Baltikum-Problems. Lebensmittelversorgung ist nur von dort möglich, wo geringe Besiedelung herrscht. Neben der Fruchtbarkeit wird die deutsche, gründliche Bewirtschaftung die Überschüsse gewaltig steigern. In Europa ist keine andere Möglichkeit zu sehen.“

Dieses Dokument ist eins von zahllosen, an denen nichts fehlzudeuten ist. Die Dinge liegen klar auf der Hand. Dieses Dokument wurde schon 1960 in dem Buch des Schweizer Historikers Walther Hofer veröffentlicht mit dem Titel „Die Entfesselung des Zweiten Weltkrieges“ – bei Schultze-Rhonhof davon kein Wort.

Aber nicht genug der Verfälschungen. Es ist historisch völlig unverantwortlich, auf der Suche nach den Vätern des Zweiten Weltkrieges den Hitler-Stalin-Pakt vom 23. August 1939 zu unterschlagen, wie es der Verfasser in dem Artikel tut. Nach der Annexion der Rest-Tschechei ging es längst nicht mehr um Danzig oder die deutsche Minderheit in Polen, sondern „Polen (selbst) und seine Erhaltung (waren) zum Probefall für die Auseinandersetzung zwischen dem Expansionsstreben des Dritten Reiches und der durch die Ereignisse im März 1939 endgültig auf den Plan gerufenen britisch-französische Politik“ geworden (Gotthold Rohde).

Mit dieser grob vertuschten Darstellung der Vorgeschichte des Zweiten Weltkrieges hat Schultze-Rhonhof Hitler von der Verantwortung für die Entfesselung des Krieges reinzuwaschen und Polen eine überdimensionierte Mitverantwortung zuzuschanzen versucht. Er hat damit Ostpreußen, der Sache Deutschlands und letztlich auch der PAZ einen Bärendienst erwiesen. Man fragt sich, warum veröffentlicht die Zeitung so etwas?

Es sollte auch endlich damit Schluss sein, dass behauptet wird, irgendwelche dunklen Mächte, „beamtete Historiker“ (PAZ) oder die Sieger hätten den Deutschen eine Deutung der Zeitgeschichte aufgezwungen – es sind die bekannten historischen Fakten und Dokumente, die kaum eine andere Deutung zulassen – jedenfalls, wenn man keines unterschlägt.

Hans-W. Erdt, Oldendorf

 

 

Einst »taz«-Autor

Zu. „Deutsche Namen“ (Nr. 35)

Wenn man berücksichtigt, dass der Chefredakteur der „Welt“ bei der „taz“ geschrieben hat, ist es erstaunlich, dass er deutsche Namen schreiben lässt, wo doch heute Fremde auf deutschem Land zu Hause sind. Mich wundert dies besonders, weil die „Welt“ inzwischen alles unterschlägt, was unsere Soldaten des Zweiten Weltkrieges berührt und sie nicht Verbrechern gleichsetzt. Überhaupt ist der Springer-Verlag ja führend in der Nicht-Information der Leser.

Guntram Schenke, Göppingen

 

 

»Attichy« – der Name dieses Lagers löste bei meinem Vater Weinkrämpfe aus

Zu: „Naumburg: Komplettes Kriegsgefangenenlager wurde vergessen“ (Nr. 37)

Mein Vater, Jahrgang 1899, konnte zum Kriegsende als Oberleutnant der Artillerie seine Leute ordnungsgemäß entlassen. Für sich selber konnte er aber kein Entlassungspapier ausstellen und der Stab war nicht mehr vorhanden.

Versteckt, in Nachtmärschen schlug er sich durch, um nach Peine zu seiner Familie zurück zu kommen. Ich war damals zehn Jahre alt und erinnere mich noch gut an die Überraschung, als mein Vater abgerissen, todmüde und hungrig vor der Tür stand.

Um Lebensmittelkarten zu bekommen, musste er sich bei der Militärregierung melden und wurde eingeladen, sich zur Ausstellung der erforderlichen Papiere vorzustellen. Die Aktion sollte höchstens drei Tage dauern. Am 30. Mai 1945 musste er auf vorgefertigter Karte meiner Mutter mitteilen, dass er als Gefangener mit der Nr. 2368231 als „U.S.A.-PWIB-FR“ registriert wurde. – Ein halbes Jahr wurde er daraufhin in dem berüchtigten Gefangenlager „Attichy“ in Frankreich unter unmenschlichen Bedingungen festgehalten und kam dann abgemagert und mit Magengeschwüren endlich wieder nach Haus.

Die Bedingungen in dem Lager beschreibt der Kanadier James Bacque ausführlich in seinem Buch „Der geplante Tod“. Die Gefangenen mussten auf dem nack­ten Boden leben, ohne Schutz vor Wind und Wetter und ausreichender Ernährung. (Zum Hohn übergossen die amerikanischen Bewacher aufgehäuftes Brot mit Benzin und verbrannten es vor den Augen der Hungernden.) Schikanen wie Prügel, Verhöre, stundenlange Zählappelle und ähnliches gehörten zum Tagesablauf. Dem internationalen Roten Kreuz wurde der Zugang zu dem Lager verwehrt. Über 80 Prozent der Gefangenen haben die Lagerzeit nicht überlebt.

Nach seiner Rückkehr löste das Wort Attichy bei meinem Vater Weinkrämpfe aus. Nur selten konnte er über die Gefangenschaft sprechen.

Am 16. Mai 1946 gab er den berühmten Fragebogen zur Entnazifizierung ab und am 23. November 1949 erfuhr er, dass er als unbelastet in Kategorie V eingestuft worden war. Endlich konnte er wieder in seinem Beruf als Oberstudienrat mit den Fächern Physik und Mathematik in den Schuldienst eintreten, damit die sechsköpfige Familie wieder ein ausreichendes Einkommen hatte.

Hans Groeneveld, Hannoversch Münden


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