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03.10.09 / Rekordverdächtig im Guten wie Bösen / Beim Königsberger Stadtfest gab es viele Besucher, viele Betrunkene, viel Müll und einen Toten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-09 vom 03. Oktober 2009

Rekordverdächtig im Guten wie Bösen
Beim Königsberger Stadtfest gab es viele Besucher, viele Betrunkene, viel Müll und einen Toten

Viele Jahre lang wurde das Stadtfest Anfang Juli gefeiert, doch nun entschieden die Regierenden, es auf den Spätsommer zu verlegen und es vom 12. bis 13. September zu feiern.

Begründet wird die Verlegung mit dem historischen Datum der Königsberger Stadtgründung und mit der Urlaubszeit. Trotz der Krise war das Festprogramm in diesem Jahr reichhaltiger denn je. Es gab Neuerungen, durch die das Fest noch schöner wurde. Dazu gehörte die Einrichtung einer Fußgängerzone zwischen dem Prospekt Mira (Hufenallee), dem Siegesplatz (Hansaplatz) und dem Stadtpark im Stadtzentrum, die normalerweise stark befahren sind. Trotz des Regens am Sonntag kamen Tausende Besucher zum Fest.

In der „Königsberger Fußgängerzone“ bereiteten Hunderte Handwerker und Künstler den Besuchern Vergnügen. Orchester spielten auf, Künstler zeigten ihre Werke, Sportler stellten ihre Kraft und Geschicklichkeit unter Beweis. Eine besondere Attraktion war der Wettbewerb um den Titel „Baltischer Bär“. Dabei mussten Athleten einen tonnenschweren Lastkraftwagen ziehen und schwere Steine bewegen. Wem dieser Wettkampf nicht genügte, konnte sich zum Stadion „Baltika“ begeben. Dort fanden allerlei Wettkämpfe statt, vom Jugend-Fußballturnier bis zur Auto-Motor-Show, sogar Fallschirmspringer nahmen an dem Fest teil. Ein besonderes Bonbon des Sportprogramms war ein Pferdeturnier, das erstmals parallel zum Stadtfest durchgeführt wurde. Die kleinen Gäste konnten in „Schneewehen“ aus Schaumstoffkrümeln herumtollen.

Das Festprogramm nahm am Ufer Peter des Großen beim Ozeanmuseum seinen Anfang mit Ruder- und Segelregatten, an denen eine nie dagewesene Zahl von Booten teilnahm. Jachten aus der Republik Litauen, der Republik Polen und der Bundesrepublik Deutschland, Segelboote, Kanus und Motorboote lagen am Anlegeplatz beim Sportkomplex „Junost“ an und verschönerten das Stadtbild während der beiden Festtage.

Bei der großen Lotterie konnte der Hauptgewinn, ein Auto, nicht vergeben werden, weil mehr als 5000 Lose nicht verkauft wurden, darunter offenbar auch das Gewinnerlos. Die Festgäste kümmerte das nicht weiter, denn gegenüber dem Dramentheater wartete bereits die nächste Attraktion auf sie: eine Oldtimer-Ausstellung, auf der sowohl alte russische Modelle unter einer wehenden sowjetischen Flagge und Wimpeln zu bewundern waren als auch nicht-russische Autos wie der „Trabant“ aus der damaligen DDR und der westdeutsche Volkswagen „Käfer“.

Den Abschluss des Festes bildete wieder ein Feuerwerk, diesmal musikalisch unterlegt. Es dauerte über 15 Minuten lang. Erstmals wurden die Raketen an mehreren Orten gleichzeitig gezündet: am Haus der Räte, am Einkaufszentrum „Staraja Baschnja“ und am Schlossteich. Für das Feuerwerk wurde Pyrotechnik aus China, Spanien, Italien und Russland verwendet, insgesamt wurden über 3000 Feuerwerkskörper in die Luft geschossen.

In diesem Jahr schlug das Stadtfest alle Rekorde, sowohl im positiven als auch im negativen Sinne. Zum einen gab es eine Rekord-Besucherzahl von über 100000. Zum anderen mussten aus dem Königsberger Zentrum nach zwei Festtagen 800 Kubikmeter leere und zerschlagene Flaschen entfernt werden. Mehr als bei der 750-Jahrfeier.

Diesmal ging es auch nicht ohne Opfer ab. Während des Feuerwerks fiel ein Mann von einer der Pregelbrücken und starb. Zwei weitere Menschen konnten gerettet werden. Sie waren nach dem Feuerwerk im Bereich des Fischdorfs ins Wasser gefallen. Außerdem kippte auf dem Pregel ein Boot um. In den meisten Fällen waren die Verunglückten alkoholisiert. Insgesamt gab es unter den Festteilnehmern mehr Betrunkene als in den Vorjahren. Und obwohl die Veranstalter diesmal genügend Biotoiletten aufgestellt hatten, wurden diese nicht von allen genutzt, was auch noch am nächsten Tag deutlich wahrzunehmen war.

Die Antialkoholkampagne hat im Königsberger Gebiet gerade erst begonnen. Wenn sie Erfolg hat, kann man ihre Auswirkungen vielleicht beim nächsten Stadtfest spüren.           Jurij Tschernyschew

Foto: Nicht nur dem Auge, auch den Ohren wurde etwas geboten: Platzkonzert mit Pauken und Trompeten auf dem Stadtfest


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