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03.10.09 / Kampf um Mohammeds Erbe / Urkonflikt zwischen Schiiten und Sunniten mit dem Leben Aishas verknüpft

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-09 vom 03. Oktober 2009

Kampf um Mohammeds Erbe
Urkonflikt zwischen Schiiten und Sunniten mit dem Leben Aishas verknüpft

Dass es Frauen im Islam gab, die durchaus eine bedeutende Stellung hatten, ist kaum bekannt. Bereits in ihrem ersten Buch über Aisha, die letzte Frau des Religionsgründers Mohammed, änderte Sherry Jones dieses Bild. Auch der Fortsetzungsroman: „Aisha – Das Erbe des Propheten“ beschreibt das Leben einer ungewöhnlichen Frau, die durch ihren Einfluss und den Glauben zu einer der bedeutenden Persönlichkeiten in den Anfängen des Islams wurde.

Während Sherry Jones im ersten Roman: „Aisha – Das Juwel von Medina“ Aishas Kindheit und Jugend beschreibt, ihre Verlobung mit Mohammed und ihre ersten sexuellen Erfahrungen, deren Schilderung im Übrigen dazu beitrug, dass das Buch eine Welle der Empörung bei den Moslems auslöste, und fast die Veröffentlichung des Buches verhinderte, erzählt die Fortsetzung des Buches wie die 19-Jährige nach dem Tod des Propheten sein Erbe antritt. Denn Aisha galt nicht nur als seine große Liebe, sondern auch als sein wichtigster Berater in Politik- und Glaubensfragen. Nicht von ungefähr überlässt Mohammed ihr und nicht etwa einem Mann sein Schwert, um ihn im bevorstehenden Dschihad (Kampf) zu gebrauchen. Noch versteht Aisha nicht, für welchen Kampf sie die Waffe nutzen soll, denn schließlich ist es verboten, dass Moslems gegen Moslems kämpfen.

Medina, 632 n. Chr.: Kaum schließt Mohammed in Aishas Armen seine Augen für immer, beginnen Kämpfe und Intrigen um seine Nachfolge. Bestärkt in dem Glauben, sie müsse seine Vision vom Islam auf jeden Fall verwirklichen, versucht auch Aisha mit allen Mitteln den Gang der Dinge zu beeinflussen. 

So wird Aisha, die in einer Welt, in der die Frauen nichts zu sagen haben und offiziell keine Meinung bekunden dürfen, eine besondere Stellung zuteil, denn sie wird von allen Anhängern als die Mutter der Gläubigen respektiert. Nach Mohammeds Tod kämpfen sowohl ihr Vater Abu Bakr als auch Mohammeds Lieblingsvetter Ali um seine Nachfolger. Trotz Alis Intrigen wird Abu Bakr zum ersten Kalifen gewählt, zur Erleichterung Aishas. Denn sie hasst Ali, seitdem er sich für ihre Scheidung vom Propheten eingesetzt hat, und ist froh, dass der junge hitzige Mann keine Möglichkeit hat, den Islam anzuführen. Ali fühlt sich übergangen und verletzt, seiner Meinung nach ist er der einzig mögliche Nachfolger Mohammeds. Der ganze Roman wird durch Alis Streben nach dem Kalifat und seinen Hass auf Aisha, die wiederum Ali aus tiefster Seele verachtet und auf alle Fälle seinen Aufstieg verhindern möchte, bestimmt. Über Jahre hinweg wechseln die Kalifen, bis auch Ali endlich seine Chance bekommt, diesmal wird sein größter Gegner auch wieder Aisha sein.

Sherry Jones verbindet in ihrem durchaus lesenswerten Roman religiöse Überlieferungen mit einer fiktiven Geschichte, die den Lesern interessant die Anfänge des Islams vermitteln.

Die Geschichte beschreibt den Urkonflikt zwischen den Sunniten und Schiiten, der bis heute für blutige Auseinandersetzungen sorgt. Wer das Buch von Jones liest hat, wird in das Thema eingeführt und versteht, wie es zur Spaltung der jungen Religion kam. Der gelungene Perspektivenwechsel zwischen Ali und Aisha verhindert eine einseitige Schilderung.

Die Autorin lässt den Leser allerdings nicht in die Handlung eintauchen, man hat beim Lesen nicht den Eindruck, den Wüstenwind an der Haut zu spüren, die Gerüche des Orients zu vernehmen oder Muezzinrufe zu hören. Zu wenig Charme, zu wenig Bilder, zu wenig Erzählerisches werden geboten. Das Buch ist jedoch wegen seiner interessanten Einführung in die Geschichte des Islams lesenswert. Auch das Fazit, dass nicht die Religion schlecht ist, sondern vielmehr die Menschen, die ihr ihre eigene Interpretation aufdrängen, ist einleuchtend.          Anna Gaul

Sherry Jones: „Aisha – Das Erbe des Propheten“, Pendo Verlag, München 2009, gebunden, 319 Seıten, 19,95 Euro


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