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10.10.09 / »Tödliche Symbolkraft« / Berliner Schule muss islamischen Gebetsraum einrichten – Breite Kritik am Gerichtsurteil

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-09 vom 10. Oktober 2009

»Tödliche Symbolkraft«
Berliner Schule muss islamischen Gebetsraum einrichten – Breite Kritik am Gerichtsurteil

Eine Berliner Schule muss ihren moslemischen Schülern einen Gebetsraum zur Verfügung stellen. Das hat das Berliner Verwaltungsgericht entschieden. Der 16-jährige Kläger Yunus M. und Teile der Politik reagieren zufrieden. Kritiker sehen einen weiteren Schritt zur Islamisierung unseres Landes.

Es fing alles damit an, dass Yunus M. vor zwei Jahren mit einigen Schulkameraden in den Pausen betete – so wie Moslems das eben machen: Hinknien und nach Mekka verneigen. Statt eines Gebetsteppichs wurde der Anorak ausgelegt. Und schon war der Schulflur eine Ersatz-Moschee.

Direktorin Brigitte Burchardt (58) verbot dies den Pennälern mit Verweis auf die religiöse Neutralität der Schule. Doch Yunus M. bestand darauf, fünfmal am Tag beten zu müssen, also mindestens einmal während der Schulzeit. Die Richter gaben ihm nun Recht und ordneten an, dass er Zugang zu einer 20 Quadratmeter großen Abstellkammer erhalte, damit er ungestört seinem Gebet nachgehen könne.

Die Befürworter des Urteils – sie reichen bis in die Reihen der CDU/CSU-Bundestagsfraktion – verweisen auf die Religionsfreiheit. Beten sei Bestandteil der „äußeren Freiheit“, die vom Staat gewährleistet werden müsse. Außerdem werde der Schulbetrieb nicht gefährdet. Überraschend war das Urteil nicht. Schon in der Vergangenheit haben sich Muslime Sonderrechte erstritten, die bei großen Teilen der deutschen Bevölkerung Kopfschütteln auslösten. Beispiele: Muslime dürfen seit 2002 Tiere schächten (unbetäubten Tieren die Kehle aufschneiden, ausbluten lassen). Mädchen dürfen seit kurzem in Ganzkörperbadeanzügen in öffentlichen Schwimmbädern baden gehen. Und ein Mann durfte sein Kind Djihad (Heiliger Krieg) nennen. Die „Bild“-Zeitung fragte deswegen ihre Leser: „Kuschen wir vor dem Islam?“

Auf der anderen Seite wird die christliche Religion stückweise aus den Schulen gedrängt. So gab es das Kruzifixurteil des Bundesverfassungsgerichts (1995) oder neuerdings die Entscheidung für den Ethikunterricht in Berlin. Gegen dieses atheistische Pflichtfach haben die Kirchen im Frühjahr das Volksbegehren „Pro Reli“ initiiert. Vergeblich. Der Eindruck: Das Christentum ist auf dem Rückzug, der Islam auf dem Vormarsch.

Erst in diesem Gesamtzusammenhang erschließt sich die Erregung über den Gebetsraum. Viele Deutsche meinen, eine regelrechte Landnahme durch Moslems zu beobachten, vorwiegend Türken und Araber, die bestimmte Viertel deutscher Großstädte dominieren. Wenige Tage nach dem Gebetsraum-Urteil in Berlin witzelte der türkische Fernsehkomödiant Kaya Yanar („Was guckst Du?“) bei Sat1 sinngemäß über die Landnahme durch seine Landsleute: „200000 Deutsche haben vergangenes Jahr einen Italienischkurs besucht. Ihr solltet besser Türkisch lernen. Denn wenn ihr Deutsche weiter so faul beim Kinderkriegen seid, dann ist Türkisch hier bald erste Amtssprache.“

Natürlich ist das überzogen. Aber für viele Einheimische im Wedding und anderen Brennpunkten Berlins wie etwa Neukölln klingt es zynisch, weil sie die Integration der Ausländer tatsächlich so erleben. Sie – die Deutschen – scheinen es zu sein, die sich integrieren müssen. Nicht umgekehrt.

Der deutsche Bäcker gibt auf, der türkische eröffnet neu. Die deutsche Kiezkneipe wird geschlossen, ein arabisches Café zieht ein. Jedes Jahr steht ein deutscher Name weniger am Klingelschild – bis das Haus irgendwann „deutschenfrei“ ist. Der frühere Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin hat sich zu dieser besorgniserregenden Entwicklung seine eigenen Gedanken gemacht und dafür großen Ärger geerntet (siehe Kommentar links). Am Diesterweg-Gymnasium läuft in den Augen der Schwarzseher genau der Prozess ab, den sie seit langem befürchten. 90 Prozent der Schüler haben einen Migrationshintergrund – bei den Siebtklässlern sind es sogar 98 Prozent! Das heißt, die nachwachsenden Schülergenerationen bestehen nahezu ausschließlich aus Zuwanderern. Das bringt Sprachprobleme und anderes Konfliktpotential mit sich.

Viele der wenigen noch verbliebenen einheimischen Deutschen in solchen Gegenden wie Berlin-Wedding passen sich auf ihre Art an. Der Vater von Yunus M. ist Deutscher. Er ist zum Islam konvertiert und gehört damit zu jener Gruppe von Landsleuten, denen seit der Aufdeckung der „Sauerlandgruppe“ alles Mögliche zugetraut wird. Konvertiten gelten in allen Religionen als besonders radikal, weil sie angeblich ihren „neuen Glaubensbrüdern“ beweisen wollen, dass sie es ernst meinen.

Kritik an dem Urteil kam von rechts bis links: Politiker von Grünen und SPD forderten, die Schule müsse „religionsneutral“ sein. Heinz Buschkowsky, der Neuköllner SPD-Bezirksbürgermeister und Multikulti-Kritiker, sprach von einem „Urteil mit tödlicher Symbolkraft“. Schriftsteller Ralph Giordano sagte: „Für mich ist die Nachgiebigkeit der deutschen Justiz der eigentliche Skandal. Denn der Grundsatz der Trennung von Kirche und Staat wurde hier aufgehoben.“ Auch der Berliner Landeselternausschuss kritisierte, das Urteil könne bewirken, dass die Integrationsbereitschaft muslimischer Schüler weiter nachlasse.        Markus Schleusener

Foto: Verkehrte Welt: Während in der Türkei das Tragen von Kopftüchern an öffentlichen Orten wie Schulen streng verboten ist, ist man in Deutschland deutlich toleranter. Selbst Türken fällt auf, dass man in Berlin weit mehr Kopftücher sieht als beispielsweise in Antalya.


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