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10.10.09 / Zu Unrecht vergessen / Eine Ausstellung in Köln erinnert an die Malerin Clara Siewert

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-09 vom 10. Oktober 2009

Zu Unrecht vergessen
Eine Ausstellung in Köln erinnert an die Malerin Clara Siewert

Sie gehörte zu den wenigen  weiblichen Künstlerpersönlichkeiten um 1900 und war eine der ersten Frauen in der Berliner Sezession. Doch anders als ihre Zeitgenossin Käthe Kollwitz (1867–1945) ist Clara Siewert heute weitgehend vergessen. Eine Ausstellung im Kölner Käthe-Kollwitz-Museum, die gemeinsam mit dem Forum Ostdeutsche Galerie in Regensburg konzipiert wurde, will Leben und Werk der am 9. Dezember 1862 auf Gut Budda in Westpreußen geborenen Künstlerin wieder in Erinnerung rufen. In einem musischen Elternhaus aufgewachsen, erhielt Clara nach dem Schulbesuch in Danzig erste Malstunden in Königsberg. Um 1884 ging sie nach Berlin, wo sie bei dem Porträtmaler Karl Stauffer-Bern Unterricht nahm. In dieser Zeit lernte sie auch Käthe Kollwitz kennen. Erste Ausstellungsmöglichkeiten ergaben sich ab 1892 in so renommierten Galerien wie der von Fritz Gurlitt und Eduard Schulte. Museen in Dresden, Berlin und München kauften bald erste Arbeiten. 1912 trat sie überraschend aus der Sezession allerdings wieder aus, ohne offiziell einen Grund zu nennen.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde es um die Künstlerin still, und doch entstanden in dieser Zeit  einige ihrer vielschichtigsten Arbeiten. Ab 1927 stellte sie schließlich wieder aus. Die größte Ausstellung ihres zeichnerischen Werkes fand 1936 in der Berliner Galerie Gurlitt statt. Die Kritik lobte damals  „den von keinen Schönheitsrücksichten beirrten Malerblick, wie ihn der junge Corinth besaß“. Prägend für Siewert waren außerdem die abgründige und dämonische Kunst von Max Klinger sowie die von Edvard Munch. „Aufgrund ihrer thematischen Vorliebe für Mystisches sowie für Märchen und literarische Stoffe steht sie prinzipiell der Kunst Lovis Corinths und Max Slevogts nahe. Viele ihrer Werke thematisieren allgemeinmenschliche Lebensvorgänge und -fragen. Dennoch fehlt Clara Siewert ein sozialkritischer Ansatz, wie er bei ihrer Künstlerkollegin Käthe Kollwitz zu finden ist“, so die Ausstellungsmacher. Im Oktober 1943 verlor Siewert bei einem Bombenangriff ihr Atelier und den größten Teil ihrer Arbeiten. Ein Jahr später wird sie selbst ein Opfer der Bomben.          os

Die Ausstellung im Käthe-Kollwitz-Museum, Neumarkt, Köln, ist bis zum 22. November dienstags bis freitags von 10 bis 18 Uhr, am Wochenende von 11 bis 18 Uhr geöffnet, Eintritt 3/1,50 Euro.

Foto: Clara Siewert: Selbstbildnis mit der jüngeren Schwester Elisabeth um 1900


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