© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-09 vom 10. Oktober 2009

Bildung statt Krieg
Leutnant von Rochow reformierte Dorfschule

Am 11. Oktober 1734 wurde dem preußischen Staatsminister Friedrich Wilhelm von Rochow (1690–1764) und seiner Gemahlin Friederike Eberhardine von Goerne (1699–1760) auf ihrem Schloss Reckahn (heute Kreis Potsdam-Mittelmark) ein Sohn geboren. Der Junge war für den Militärdienst vorgesehen, wozu seine Erziehung in der Brandenburgischen Ritterakademie dienen sollte. Friedrich Eberhard nahm als Leutnant in dem Elite-Regiment Garde du Corps (K 13), das Friedrich der Große 1740 gegründet hatte, am Siebenjährigen Krieg teil. In der Schlacht bei Lowositz (1. Oktober 1756) nahm er den österreichischen Generalmajor (später Feldmarschall) Fürst Joseph Maria Karl von Lobkowitz (1725–1769) gefangen. Zuvor hatte ihm dieser  in den linken Arm geschossen. Nachdem Rochow auch an der rechten Hand schwer verwundet worden war, musste er den Dienst quittieren.

Rochow hatte das Glück, die Bekanntschaft des Dichters und Philosophen Christian Fürchtegott Gellert (1715–1769) zu machen.  Bei ihm lernte Rochow auch Christiane Louise von Bose kennen, die ihn trotz seiner Behinderung 1759 heiratete. Die 46-jährige Ehe blieb allerdings kinderlos. Der Kriegsinvalide Rochow gab seinem Leben einen neuen Sinn und widmete sich landwirtschaftlichen Neuerungen. Außerdem förderte er die Erziehung der Bauernkinder. Im Jahre 1772 gab Rochow ein „Schulbuch für Kinder der Landleute“ heraus, mit dem er die Bildung der Kinder im schulpflichtigen Alter in den Dorfschulen heben wollte. Außerdem gründete er bei seinem Gut Reckahn eine Dorfschule. Rochow vertrat pädagogische Ideen, wie das Prinzip der Anschauung, Abschaffung unzweckmäßigen Auswendiglernens, Förderung der eigenen Initiative des Schülers. 1805 starb Rochow auf seinem Gut. Jürgen Ziechmann