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17.10.09 / Oskar retour

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-09 vom 17. Oktober 2009

Hinrich E. Bues:
Oskar retour

Der Napoleon von der Saar schäumt und redet von „Wahlfälschung“. Was ist passiert? Anders als Oskar Lafontaine erwartet hatte, sind die Grünen im Saarland nun doch nicht zu einer rot-rot-grünen Koalition bereit. Dort wird es eine Jamaika-Koalition unter dem alten und neuen Ministerpräsidenten Peter Müller (CDU) geben. Das enttäuscht natürlich einen Mann wie Lafontaine zutiefst, zumal er gerade verkündet hatte, nicht mehr für den Fraktionsvorsitz im Berliner Reichstag zu kandidieren zu wollen.

Nun warten in Saarbrücken die harten Bänke der Opposition auf einen Mann, der sich für die vielleicht letzten vier Jahre seiner politischen Karriere etwas anderes vorgestellt hatte. Im Wahlkampf hatte der Jesuitenschüler von einem Politikwechsel mit einer linken Mehrheit gepredigt, am Wahlabend sich noch als Sieger gefühlt. Jetzt hat seine Partei nur noch die Hoffnung auf eine Regierungsbeteiligung in Brandenburg.

Wer Lafontaines politischen Weg in den letzten 20 Jahren zurückverfolgt, findet eine Reihe solcher Fehleinschätzungen bei diesem mit so viel Intelligenz und Genialität ausgestatteten Mann. Aber scheinbar leidet der Saar-Napoleon ebenso wie der echte Napoleon unter Selbstüberschätzung und öfters auch an fatalen Fehleinschätzungen. Sein Wahlkampf 1991 gegen Helmut Kohl im Zeichen der aufgehenden sozialistischen Sonne ist ebenso unvergessen wie sein plötzlicher Abgang als Finanzminister unter Gerhard Schröder. Nun haben wir hoffentlich seine letzte (verlorene) Schlacht erlebt. Sein Rückzugsort heißt nicht Elba oder St. Helena, sondern Saarbrücken.


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