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17.10.09 / Auf Treibsand gegründet / Wie junge »Experten« die deutsch-polnische Geschichte sehen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-09 vom 17. Oktober 2009

Auf Treibsand gegründet
Wie junge »Experten« die deutsch-polnische Geschichte sehen

Schon Konrad Adenauer betonte die Bedeutung des deutsch-polnischen Verhältnisses für Europa. Und so verdient es Anerkennung, dass dieses steinige Feld von so vielen gutwilligen Politikern und Historikern geduldig beackert wird.

Die Kritik der Vertriebenen, dass es der deutschen politischen Klasse dabei oft an elementaren Kenntnissen fehlt, hat nun neue Nahrung bekommen. Die „Pommersche Zeitung“ veröffentlichte kürzlich in voller Länge eine „Stellungnahme junger Experten aus Deutschland und Polen“ zum 70. Jahrestag des Beginns des Zweiten Weltkrieges. Wie das Blatt berichtete, sind diese Experten „dem Umfeld der Adenauerstiftung“ zuzurechnen. Die Initiative habe unter Schirmherrschaft von Wladyslaw Bartoszewski, Tadeusz Masowiecki, Bernhard Vogel und Richerd v. Weizsächer gestanden.

Doch das Dokument ist voller Ungenauigkeiten, sinnentstellender Weglassungen und Fehler. So werden hinsichtlich der Ursachen des Zweiten Weltkriegs weder die über eine Million deutschen Flüchtlinge und Vertriebenen aus dem Polen der Zwischenkriegszeit erwähnt, noch der bemerkenswerte Umstand, dass in der Weimarer Zeit auch die SPD nicht zur Anerkennung der damaligen deutsch-polnischen Grenze bereit war, weil sie eben Deutschland so evident benachteiligte. Es fehlt jeder Hinweis darauf, dass Polen ab 1926 eine Diktatur war sowie darauf, mit welcher Vehemenz Warschau lange vor 1933 weitere Gebietsgewinne im Westen anstrebte. Dass das so genannte Ostpolen garnicht legitim polnisches Staatsgebiet war, fehlt ebenso wie der leiseste Hinweis auf die Pressionen Polens gegen Danzig und den grenzüberschreitenden Verkehr durch den „Korridor“.

Dafür haben sich junge deutsche Historiker zu folgendem Satz über die deutsche Besatzungspolitik in Polen hinreißen lassen: „Die einheimische Bevölkerung ... sollte mittelfristig vertrieben oder vernichtet werden.“ Diese Aussage schränkt das bemerkenswerte Dokument keineswegs auf den Westteil Polens (der in der Tat komplett „eingedeutscht“ werden sollte) ein, sondern bezieht ihn auf ganz Polen – eine überaus gewagte Behauptung, für die man gern Belege wüsste.

Mehrfach ist die Rede davon, dass „Deutschland“ den Krieg entfesselt hätte und dafür die Verantwortung trüge, was zumindest ungenau ist, weil nicht ganze Länder, sondern Regierungen (und streng genommen individuelle Politiker und weitere Entscheidungsträger) Kriege entfesseln und verantworten. Diese schiefe und irreführende Formulierung wäre noch irgendwie hinnehmbar, wenn dann auch hinsichtlich der Vertreibung von der Verantwortung „Polens“ die Rede wäre. Das ist indessen nicht der Fall – hier wird nur die „vor allem von der Sowjetunion betriebene und mit den Siegermächten vereinbarte Westverschiebung Polens“ angeführt. Der Name „Benesch“ fällt hier ebenso unter den Tisch wie der auch für Polen selbst so fatale Gegensatz zwischen der Exilregierung in London und dem berüchtigten Lubliner Komitee.

Bezeichnenderweise bekennen sich die Autoren zu Rechtstaatlichkeit und Menschenrechten, um gleich im nächsten Satz die „Unumkehrbarkeit der nach 1945 entstandenen Eigentumsregeln“ zu betonen – gerade so, als wäre es völkerrechtlich nicht strikt verboten, Enteignungen, die im Zuge von Verbrechen gegen die Menschlichkeit geschehen sind, anzuerkennen. Die Liste der Unrichtigkeiten ließe sich fortsetzen.

Das Papier aus dem Umfeld der Adenauerstiftung besagt insofern wenig über die deutsch-polnische Geschichte, aber viel über das Denken und Empfinden der politischen Klasse in Warschau und Berlin. Die „Pommersche Zeitung“ überschrieb ihren Kommentar zu diesem Dokument mit den Worten „Versöhnung auf dem Fundament der Lüge“.             K.B.


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