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17.10.09 / Sie wollen nicht vergessen / SED-Opfer gedenken derer, die die DDR nicht überlebten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-09 vom 17. Oktober 2009

Sie wollen nicht vergessen
SED-Opfer gedenken derer, die die DDR nicht überlebten

Am 9. Oktober haben Vertreter des Verbandes der Opfer des Stalinismus (VOS) die Schilder der Karl-Marx-Allee in Berlin-Friedrichshain mit „Straße der friedlichen Revolution“ überklebt. „Es ist für uns unverständlich, dass 20 Jahre nach dem friedfertigen Aufbegehren in der DDR viele Straßen in Deutschland noch immer die Namen kommunistischer Idole tragen“, erklärte der Berliner VOS-Landesvorsitzende Mario Röllig. Hunderte andere nach Kommunisten wie Lenin, Thälmann oder Luxemburg benannte Straßen zeugen davon, dass Deutschlands kommunistische Vergangenheit noch lange nicht aufgearbeitet ist. Nur selten wird der Opfer gedacht. Und das, obwohl sich Widerstand und Opposition wie ein roter Faden durch die DDR-Geschichte ziehen.

Arno Esch zum Beispiel. Der in Memel geborene Jura-Student war eines der frühen Opfer der kommunistischen Gewaltherrschaft in Mitteldeutschland. Sein Schicksal ist typisch für das eines Regimegegners, von denen die Kommunisten nach 1945 so viele massakrieren ließen.

Esch war aktives Mitglied der Liberaldemokratischen Partei (LDP). Später schloss sich diese Partei mit der SED zum „antifaschistischen Block“ zusammen und agierte ebenso wie die Ost-CDU nur noch als Erfüllungsgehilfin der SED. Damit dies geschehen konnte, mussten die roten Machthaber ihre selbstbewussten Gegner in der LDP ausschalten. Im Fall Esch hieß dies: liquidieren.

Am 18. Oktober 1949 begann eine Verhaftungswelle in Rostock. Esch und andere wurden inhaftiert und von einem Militärtribunal der Sowjets wegen Spionage und Bildung einer konterrevolutionären Vereinigung angeklagt. Als Anführer wurde Esch zum Tode verurteilt. 1951 wurde das Urteil in der Moskauer Lubjanka vollstreckt.

Andere kamen ins Straflager. „25 Jahre Zwangsarbeit“ war das beliebteste Urteil der Tribunale. Wer das überlebte und danach aus der Sowjetunion abgeschoben wurde, ging oft in den Westen. Dort gründeten die früheren Rostocker Studenten den „Verein ehemaliger Rostocker Studenten“ (Vers). So hielten sie den Kontakt untereinander jahrzehntelang aufrecht. Vers-Mitglieder gehörten 1990 zu den ersten, die nach Rostock zurückkehrten, um dort den Wiederaufbau demokratischer Strukturen an der Uni zu begleiten.     M. Schleusener

Am Sonntag, 11 Uhr, findet zu Ehren Eschs und seiner Kommilitonen, die vor 60 Jahren verhaftet worden sind, eine Gedenkfeier in der Universitätskirche Rostock statt.


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