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17.10.09 / Im Norden ist alles besser / Lebensstandard in Norwegen am Höchsten − Hohe Preise

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-09 vom 17. Oktober 2009

Im Norden ist alles besser
Lebensstandard in Norwegen am Höchsten − Hohe Preise

Norwegen heißt der Sieger der aktuellen Human Development Reports. Wenig überraschend, mag man angesichts üppiger Öleinkünfte, geringer Arbeitslosigkeit, viel Natur und vor allem hoher Preise als Zeichen für Wohlstand denken. 2001 bis 2006 lag das Land der Fjorde schon auf Platz eins der UN. Ein Bündel verschiedener Faktoren überzeugte auch diesmal. Das Pro-Kopf-Einkommen ist hoch, trägt jedoch auch zur Finanzierung des europaweit höchsten Kindergeldes bei. Oslo zählt zu den teuersten Städten der Welt und die Norweger zahlen auch Europas höchste Steuern – rund die Hälfte ihres Verdienstes. In Sachen Bildung ist Norwegen zusammen mit Finnland das „Musterländle“ progressiv auftretender Politiker weltweit.

Deutschland bringt es bei der aktuellen UN-Studie nur auf Rang 22. Ob das Land von Elchen und Ibsen für alle Vorbild sein kann, ist jedoch keineswegs sicher. Gerade die Verknüpfung von Einkommen und Wohlstand – Hauptargument für Norwegen – birgt Schattenseiten.

Den Deutschen, nicht nur den Touristen, sondern auch den zahlreichen in Norwegen arbeitenden Facharbeitern fallen neben hohen Preisen für Waren wie Dienstleistungen vor allem die Arbeitszeiten auf. Die Touristen berührt das unangenehm, denn alle öffentlichen Einrichtungen schließen im Sommer um spätestens 15 Uhr (im Winter um 16 Uhr).

Allgemein hohe Steuer- und Abgabenlasten machen gerade im ländlichen Norwegen das Leben nicht nur bequem. Trotz hoher Maut an praktisch jeder Brücke und vor jedem Tunnel erscheint der öffentliche Nahverkehr unterfinanziert, Busse fahren nur ein-, zwei Mal am Tag. Importe sind zudem wegen hoher Zölle teuer – abschreckendes Beispiel stellen die immensen Einfuhrzölle von umgerechnet 6000 Euro für ein Auto dar.

Auch die Freizeitgestaltung ist erheblich teurer als in den meisten Euro-Staaten – trotz höherer Löhne. Gastronomisch ist das Land immer noch ausbaufähig. Der norwegische Staat verfügt über hohe Steuern und Einnahmen und spart zwar nicht an der Infrastruktur, aber dafür durch hohen Rationalisierungsdruck im Gesundheitswesen. Für die Zukunft fit bleiben, für die Zeit nach dem Nordseeöl Geld beiseite legen, heißt die Devise der Politik. Immerhin zeigt die politische Klasse des Landes Verantwortungsbewusstsein für kommende Generationen. Soziale Investitionen und Prioritäten wie im staatlichen Engagement für Kinder sind durchaus erfolgreich. Das Land hat mit statistisch 1,83 Kindern pro Frau eine höhere Geburtenrate als die meisten europäischen Staaten. Doch leben gerade über das Sozialwesen Norwegens im Ausland manche Mythen weiter. Eine prominente Legende ist die vom Bildungswunderland. 2003 war Norwegen laut Pisa-Studie trotz hoher Ausgaben in Bildung nur mittelmäßig. In Naturwissenschaften hatten Jugendliche besondere Probleme, auch waren sie die lautesten Schüler im OECD-Vergleich. Im Grunde hat Norwegen also ähliche Probleme wie andere europäische Staaten auch, nur sind die Menschen gelassener.                Sverre Gutschmidt


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