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17.10.09 / »Eitel? Ich kaufe nur die schlechtesten Hosen!« / PAZ-Interview mit dem oberschlesischen Kinderbuchautor Horst Eckert alias Janosch – Zur Abwechslung mal ein Kochbuch?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-09 vom 17. Oktober 2009

»Eitel? Ich kaufe nur die schlechtesten Hosen!«
PAZ-Interview mit dem oberschlesischen Kinderbuchautor Horst Eckert alias Janosch – Zur Abwechslung mal ein Kochbuch?

Er selbst hält sich für einen Autisten, wird aber von Millionen Kindern weltweit heiß und innig geliebt: Die Rede ist von Janosch, Maler, Illustrator, Schriftsteller – und eben auch Kinderbuchautor. Als Horst Eckert, 1931 im oberschlesischen Hindenburg geboren, floh er nach Kriegsende mit seiner Familie in den Westen und begann 1953 in München ein Kunststudium, welches er wegen „mangelnder Begabung“ abbrechen musste. Dafür erschien bereits 1960 unter seinem Künstlernamen Janosch sein erstes Kinderbuch „Die Geschichte von Valek, dem Pferd“.

Weltruhm erlangte der heute 78-Jährige mit seinen Büchern vom „Bär und dem Tiger“ und „Oh, wie schön ist Panama“. Janosch ist bekannt für seine Ablehnung gegenüber Interviews. Dennoch traf sich der Geschichtenerzähler allererster Güte zu einer heiteren Plauderei mit der PAZ.

PAZ: Herr Janosch, laut Goethe-Institut wurden Ihre rund 300 Bücher in mehr als 70 Sprachen weltweit übersetzt. Das sind über 14 Prozent aller geschriebenen Sprachen. Welche sprechen Sie?

Janosch: Keine so richtig, etwas Spanisch zur Verständigung, Polnisch, Russisch, Italienisch, Französisch, Englisch – aber alle nur zur Verständigung.

PAZ: Aber nach den 29 Jahren, die Sie nun schon auf Teneriffa leben, ist Ihr Spanisch bestimmt ganz gut.

Janosch: Nein, wirklich nicht. Meine Braut hindert mich daran − damit ich von ihr abhängig bin (lacht). Und ich denke bereits seit 30 Jahren, dass es sich jetzt doch nicht mehr lohnt zu lernen, weil ich gar nicht mehr so lange lebe.

PAZ: Auch in Panama wird Spanisch gesprochen...

Janosch: ...ja, das ist schön, da verstehe ich die Sprache auch.

PAZ: ...aber woher wussten Sie, wie schön es dort ist?

Janosch: Durch ein Trinkgelage, da habe ich dann immer hellseherische Fähigkeiten. Nein, im Ernst, ich wollte damals kein Buch mehr machen, nur noch ein letztes, als eine Art Rache. Und das musste ein Thema haben, so blöd wie nur möglich: Der kleine Bär macht eine Reise. Das war ein ganz historischer Augenblick in meinem Leben, ich saß auf einem geliehenen Stuhl, hatte einen getrunken, dachte an Rache, fing mit der Reise an und dachte dann: Nein, ich mache es doch nicht. Und dann fuhr ich nach Ibiza, um dort weiter zu trinken.

Ich war nie besoffen, nie, nie, nie, nur ganz früher mal, aber dann trank ich einen Cuba Libre und wusste, wie das Buch weitergeht.

PAZ: Zuletzt waren Sie 1999 in Panama, als Sie dort mit dem Orden de Manuel Amador Guerrero geehrt wurden.

Janosch: Das war auch das erste Mal, dass ich in Panama war.

PAZ: Ihre Braut, wie Sie Ihre Lebensgefährtin Ines nennen, ist Spanierin?

Janosch: (lacht) Nein, nein. Aber jetzt.

PAZ: Ines klang für mich so spanisch...

Janosch: Ja, das ist reine Magie. Sie bekam einen spanischen Namen, dass das Schicksal uns zusammenführt. Aber sonst ist sie deutsch.

PAZ: Reisen Sie gern?

Janosch: Ach, heute nicht mehr so sehr. Ich fliege nicht gern. Aber ich bin gern in fremden Städten, nur das Hinkommen ist mir zu mühsam. Aber ich war schon in Nord- und Südamerika.

PAZ: Ihre Lieblingsbücher aus Kindertagen sollen „Robinson Crusoe“ und „Winnetou“ gewesen sein. Welcher „Held“ gefiel Ihnen besser?

Janosch: „Winnetou“, der ist der ewige Sieger, und ich will auch Sieger sein. „Robinson Crusoe“ musste sich schon ein bisschen quälen mit dem Leben. Aber ich bin auch Sieger, wenn ich Verlierer bin. Das ist bloß ein Gefühl.

PAZ: Neid und Stolz sind auch Gefühle. Sie sagten mal, dass diese Ihnen fremd sind. Auch „Winnetou“ war ein stolzer Krieger.

Janosch: Ich bin stolz darauf, dass ich nicht stolz bin. Stolz kann ich nicht verstehen. Stolz ist eine erbärmliche Überlegenheitsbehauptung.

PAZ: Aber eitel sind Sie schon?

Janosch: Klar, schauen Sie sich nur meine Hosen an. Voll zerknittert, ich kaufe nur die schlechtesten Hosen. Und dann die Frisur, ich war seit Jahren nicht mehr beim Friseur, das muss so aussehen, wie es aussieht.

PAZ: Stimmt es, dass die Faulheit eine Ihrer Kardinaltugenden ist?

Janosch: Ja, denn ich lerne freiwillig nie, nie, nie im Leben, außer wenn ich in einer Gesellschaft von mehreren Leuten bin, das kann ich nicht aushalten. Faulheit ist die Verweigerung von Arbeit.

PAZ: Und was machen Sie am liebsten, wenn Sie faul sind?

Janosch: Kochen, denn Essen ist meine Lieblingsbeschäftigung. Ich will auch noch ein Kochbuch machen, wenn ich einen Verleger hätte. Mit einfachen Mitteln kochen, denn die meisten Kochbücher kranken ja daran, dass man mindestens 20 verschiedene Dinge braucht. Und ich kann das, weil meine Großmutter Marktfrau war und wir haben immer die Reste gekocht. Ein Koch- und Kunstbuch, mit genauen Anweisungen, was kann ich machen mit den Sachen, die ich zu Hause habe. Und dann schöne Zeichnungen dazu, die nichts mit Kochen zu tun haben.

Corinna Streng/Ricore

Bilder von Janosch sind vom 8. November bis 24. Januar 2010 im Ludwig Museum in Deutschherrenhaus Koblenz, Danziger Freiheit 7, zu sehen.

Foto: Janosch alias Horst Eckert: Erfolgreich als Kinderbuchautor


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