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17.10.09 / Berlinerin erobert Ostpreußen / Atmosphärischer Frauenroman mit weniger Herz-Schmerz als befürchtet

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-09 vom 17. Oktober 2009

Berlinerin erobert Ostpreußen
Atmosphärischer Frauenroman mit weniger Herz-Schmerz als befürchtet

Der kitschig-süßliche Titel „Wilde Rosen, weites Land – Eine Liebe in Ostpreußen“ lässt Schlimmes ahnen. Schöne Menschen die in einer noch schöneren Landschaft in tiefer Leidenschaft entflammen … schon tausend Mal gehabt. Doch halt, das Buch ist von Maja Schulze-Lackner, die vor einigen Jahren mit „Und Wunder gibt es doch – Das Schicksal einer ostpreußischen Familie“ einen ansprechenden Roman abgeliefert hat. Darin ging es um die Kinder des Ehepaares Lackner, ihren Großeltern, die nach der tödlichen Kohlen-monoxidvergiftung der Eltern im Jahr 1900 auseinandergerissen werden. Und siehe da, auch „Wilde Rosen, weites Land“ entpuppt sich als durchaus als differenzierter, als der Titel vermuten lässt.

Maria von Berg wächst in Berlin auf. Die junge Frau wird von ihren Eltern geliebt, auch wenn deren Ehe nur noch auf dem Papier besteht. Als Magnus von Berg seiner Tochter zum 16. Geburtstag ein Pferd schenkt, reist der Sohn des Gestütsinhabers von Goelder mit an, um das edle Tier persönlich zu übergeben. Sofort ist er angetan von der jungen Frau, die nach einigen Monaten seinem Werben nachgibt. Doch der Wechsel von der Großstadt des späten 19. Jahrhunderts in das Weite Ostpreußen, wird für die junge Frau zum Kulturschock. Zwar hat ihre beste Freundin nach Insterburg geheiratet und ist daher nicht weit entfernt, doch vor allem der eisige Winter und die Lust der Ostpreußen am Essen und Trinken sind für die Berlinerin gewöhnungsbedürftig.

Schulze-Lackner setzt ihren Schwerpunkt keineswegs auf die Liebe zwischen Maria und ihrem Mann Carl, sondern auf ihre Erlebnisse in Ostpreußen und den Menschen dort. Zwar raubt der tragische Tod ihrer Eltern der jungen Mutter Maria für kurze Zeit ihre Lebensfreude, doch Familie und Freunde geben ihr Halt. Zu den Freunden zählt auch die Familie Lackner, die dann 1900 ebenfalls tragisch aus dem Leben scheidet. Aber auch sonst ist der Tod immer wieder gegenwärtig, doch die Fröhlichkeit der Menschen und Klatsch und Tratsch erleichtern das Leben. So reitet eine Freundin der Familie, Feodora von Harden, nach einer Wette nackt durch Königsberg. Die Autorin behauptet, dass dieser Skandal sich wahrlich so ereignet habe. (Hat ein PAZ-Leser davon gehört?)

Nie wird „Wilde Rosen, weites Land“ langweilig. Mit kleinen Hinweisen auf den weiteren Verlauf hält die Autorin ihre Leser stets bei der Stange. „,Vielleicht hat sich bis dahin ja auch alles zum Guten gewendet‘, sagte Carl hoffnungsvoll. Seine Hoffnung sollte sich nicht erfüllen. Im Gegenteil, es sollte noch viel schlimmer kommen.“

Neben einer abwechslungsreichen, eher auf kleinen Ereignissen beruhenden Handlung überzeugt Schulze-Lackner auch durch Atmosphäre. Gegen Ende hat man jedoch ein wenig den Eindruck, als wolle die Autorin schnell das Buch abschließen. Die Handlung des Romans endet 1918.     Rebecca Bellano

Maja Schulze-Lackner: „Wilde Rosen, weites Land – Eine Liebe in Ostpreußen“, Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2009, broschiert, 364 Seiten, 7,95 Euro


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