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24.10.09 / Lenin als Halbgott in Weiß

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-09 vom 24. Oktober 2009

Lenin als Halbgott in Weiß
von Harald Fourier

Am Freitagabend vor einer Woche waren meine Frau und ich auf einer Ausstellungseröffnung der besonderen Art in Berlin-Mitte. Eine Gruppe Italiener stellte ihre gesammelten Werke des faschistischen Futurismus aus. Die Malereien sollen am 6. November versteigert werden. Kaufpreis zwischen 9000 und 35000 Euro. Zu sehen waren Bilder von Frauen in Fabrikhallen oder bei der Landarbeit. Fröhliche Kleinkinder im staatlichen Kindergarten. Bürger bei einer politischen Demonstration. Die meistgemalte Person aber war Mussolini. Mussolini mit Soldaten, Mussolini mit Arbeitern, Mussolini im Parlament, Mussolini im Arztkittel, umringt von Ärzten am Bett eines Kranken. Sogar als Mediziner war dieser Mann also eine Koryphäe!

Sie glauben das nicht? Stimmt. So eine Ausstellung gibt es gar nicht. Sie müssen „faschistischen Futurismus“ durch „sozialistischen Realismus“ ersetzen. Und „Mussolini“ durch „Lenin“. Dann haben Sie eine Beschreibung der echten Ausstellung, die in der Galerie Jeschke Van Viliet zu sehen ist.

Zwischen den gut gekleideten Damen und Herren bei der Ausstellungseröffnung liefen spielende Kinder umher. Die Erwachsenen tranken besten italienischen Rotwein, aßen Parmesankäse und Weißbrot und philosophierten über die Oktoberrevolution. Eine Musikerin spielte auf einer Harfe. Es waren sogar Angehörige des diplomatischen Corps anwesend. Kein Zweifel: Hier hatte sich die „bessere Gesellschaft“ zusammengefunden, um Leninbilder anzuschauen.

Meine Frau kennt diesen ganzen Personenkult aus der Sowjetunion noch. Sie stammt ja aus der Ukraine, wo Lenin und Stalin auch so verehrt werden mussten, obwohl sie fünf bis sechs Millionen Ukrainer auf dem Gewissen hatten. Ich meinte zu ihr: „Stell dir vor, es gäbe eine solche Ausstellung mit Hitler-Bildern. Was da los wäre!“ Sie, etwas sarkastisch: „Ja, mach mal.“ Natürlich wäre eine solche Ausstellung undenkbar. Wer öffentlich heute Hitler-Bilder ausstellen oder damit Handel treiben würde, erhielte zuerst Besuch von linksradikalen Schlägern und wanderte danach wahrscheinlich ins Gefängnis wegen NS-Verherrlichung, Volksverhetzung oder einem anderen Straftatbestand. Für Kommunisten gelten aber andere Gesetze als für Nazis. Die Folgen dieser laxen Haltung spüren wir alle: den Wiederaufstieg der SED-Nachfolger, die bereits in mehreren Bundesländern stärkste Partei sind. Da ist wirklich etwas falsch gelaufen im Umgang mit unserer kommunistischen Vergangenheit.


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