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24.10.09 / Millionen contra Minilohn / Extreme Gehaltunterschiede an der Berliner Charité

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-09 vom 24. Oktober 2009

Millionen contra Minilohn
Extreme Gehaltunterschiede an der Berliner Charité

In der vergangenen Woche hat das Berliner Universitätsklinikum Charité begonnen, mit großem Aufwand sein 300-jähriges Bestehen zu feiern. Das Krankenhaus wurde 1710 als Pesthaus vor den Toren Berlins gegründet. 1727 wurde es zu einem Militärlazarett ausgebaut. Später wirkten dort Koryphäen wie Robert Koch und Rudolf Virchow.

Aber mitten in die Feierlichkeiten platzten Informationen, die das soziale Gefälle im Hause vor Auge führten. 220 Charité-Professoren dürfen zusätzlich Geld verdienen. Das leitende Personal, die Chefärzte und Professoren, üben Nebentätigkeiten aus, die ihre „normalen“ Bezüge nach der Bundesbeamten-Besoldungstabelle übersteigen. Gegen diese Gehälter nimmt sich das Grundgehalt eines verbeamteten C4-Professors mit jährlich rund 70000 Euro bescheiden aus. 2,7 Millionen Euro kassierte sogar ein Mediziner, wobei sich die Frage stellt, wie er neben einer Vollzeitstelle so viel arbeiten kann, dass noch derartige Einnahmen anfallen. Und: Diese Verdienstmöglichkeiten eröffnet sich den Medizinern nur, weil sie bei der angesehenen Charité arbeiten.

Öffentlich bekannt wurden diese Verhältnisse durch ein Urteil des Berliner Verwaltungsgerichtes, in dem es um den Anteil der abzuführenden Einnahmen ging. Nur die Hälfte der Zusatzvergütungen müssen nun an den Dienstherren abgeführt werden.

Andere Mitarbeiter der Charité hingegen verdienen kaum genug, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Unlängst hatte der rot-rote Senat in einem neuen Vergabegesetz für öffentliche Aufträge beschlossen, dass in öffentlichen Einrichtungen oder in Firmen, die öffentliche Aufträge erhalten, ein Mindestlohn von 7,50 Euro gilt. Doch das Sicherheitspersonal der Charité, das bei dem Tochterunternehmen Charité Facility Management (CFM) arbeitet, erhält nur 5,55 Euro.

Inzwischen wurde bekannt, dass auch andere Hilfskräfte der Charité wie Gärtner ähnliche Bezüge erhalten. Durch eigene Einsicht scheint Charitéchef Max Einhäupl nicht gewillt zu sein, den geltenden Landesgesetzen Rechnung zu tragen. So stellt sich die Frage: Was macht die Politik? Nach den Ankündigungen des von den Postkommunisten gestellten Wirtschaftssenators Harald Wolf „Berlin zeigt klar Flagge“ müsste der Mann eigentlich eingreifen. Die preußischen Könige, unter deren Verantwortung die Charité einst gegründet wurde, hätten derartige Ungerechtigkeiten sicherlich nicht hingenommen.             Hans Lody


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