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24.10.09 / Auftakt der Weltwirtschaftskrise / Der »Schwarze Donnerstag« in New York löste die bislang größte Wirtschaftskrise aus – Hitler den Weg geebnet

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-09 vom 24. Oktober 2009

Auftakt der Weltwirtschaftskrise
Der »Schwarze Donnerstag« in New York löste die bislang größte Wirtschaftskrise aus – Hitler den Weg geebnet

Schon am 13. Mai 1927 kündigten dramatische Kursverluste an den Börsen eine Wirtschaftskrise an. Zwei Jahre später führte das Nachlassen des Wirtschaftswachstums in den USA zu einem deutlichen Rückgang des Kapitalzuflusses an die Börse. Am 23. Oktober 1929, einem Mittwoch, kam es an der Wall Street zu einem Einbruch des überbewerteten Aktienmarktes. Der Dow-Jones-Index gab innerhalb weniger Stunden um 12,8 Prozent nach, worauf die Anleger mit Verunsicherung reagierten.

Dem Einbruch vorausgegangen war eine irrationale Spekulationseuphorie. Nicht nur Großanleger und Firmen, sondern auch unzählige Kleinanleger hatten auf weiter steigende Kurse gesetzt und ihr waghalsiges Engagement oft durch Kredite finanziert. Am 24. Oktober, dem „Schwarzen Donnerstag“, kam das dicke Ende. Trotz der allgemeinen Nervosität begann der Tag an der Börse noch verhältnismäßig ruhig. Gegen Mittag begannen dann ohne erkennbaren Anlass plötzlich Panikverkäufe. Die Entwicklung vom Vortag setzte sich fort, und der Kurssturz ins Bodenlose war nicht mehr aufzuhalten. Der Verlust des Dow-Jones betrug an jenem Tage 11,7 Prozent. Der Börsenwert der aktiennotierten Unternehmen sank innerhalb von zwei Stunden um elf Milliarden US-Dollar, was eineinhalb Prozent des damaligen Bruttoinlandsprodukts der USA entsprach. Bei Börsenschluss hatten die Anleger die damals unvorstellbare Summe von 50 Milliarden US-Dollar verloren. Millionen standen vor dem Nichts und waren hoch verschuldet. Namhafte Banken waren ruiniert und muss­ten in den kommenden Tagen schließen.

Schon am folgenden Tag, dem 25. Oktober, kam es auch an den europäischen Börsen zum Krach. Zunächst waren die Anleger und Makler sogar optimistisch, weil sie glaubten, dass zukünftig verstärkt in Europa investiert werden würde. Doch im Verlauf des Tages begann auch an den europäischen Wertpapiermärkten die Talfahrt der Aktienkurse. Dieser schwarze Tag markiert den Zusammenbruch auch der europäischen Aktienmärkte und den Beginn der sich über vier Jahre hinziehenden Weltwirtschaftskrise.

Die Krise nahm eine nicht mehr zu beherrschende Eigendynamik an. Vor allem im politisch und wirtschaftlich instabilen Deutschen Reich waren die Folgen dramatisch. Große Vermögen waren verloren und zahllose Privathaushalte und Firmen ruiniert oder in die Pleite getrieben worden. Massenentlassungen führten zu einem dramatischen Anstieg der Arbeitslosigkeit. Die Reichsregierung verordnete einen harten Sparkurs, die Nachfrage brach zusammen. Nach der gerade überwundenen Hyperinflation kam es nun zu einer Deflation. Die erlittenen Kapitalverluste, der Zusammenbruch der Wirtschaft und die drückenden finanziellen Lasten des Reiches aus dem Versailler Vertrag verhinderten eine Erholung der Wirtschaft. Die ausweglos erscheinende Krise begünstigte die Wahlerfolge extremistischer Parteien und führte schließlich zur Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler.

Als Konsequenz des „Schwarzen Freitags“, wie er in Europa genannt wurde, führten alle Börsen Regeln ein, die bei einem extremen Kursverfall den Handel zeitweise aussetzen, um Panikverkäufe zu verhindern. Hinzu kamen weitere Restriktionen und die Schaffung einer Börsenaufsicht.

Doch diese Regelungen konnten die Wiederholung alter Fehler nicht verhindern, wie die scharfen Einbrüche in den Jahren 1987, 1990, 2002 und 2008 belegen. Anfang des 21. Jahrhunderts führte die Entwicklung neuer Informationstechnologien zur Einführung eines neuen Handelssegments an den Börsen, dem „Neuen Markt“. Aber auch dieser Traum war bald ausgeträumt, und viele Investoren endeten in der Pleite. Durch die rasch fortschreitende Globalisierung wurden die Finanzmärkte immer unbeherrschbarer. Wie fast 80 Jahre zuvor setzten viele Anleger auf die schnelle Superrendite und schenkten ihren Banken Glauben, in sichere Anlagen investiert zu haben. Der Bankrott der US-amerikanischen Bank Lehman Brothers im September 2008 zog weltweit weitere Bankenpleiten nach sich, von der auch zahlreiche staatliche Geldhäuser betroffen waren. Am 10. Oktober 2008 platzte die Spekulationsblase endgültig. Der wichtigste deutsche Aktienindex, der DAX, büßte an diesem Tag ein Viertel seines Wertes ein. Nur durch milliardenschwere Stützungsleistungen und Bürgschaften an Banken und Unternehmen konnten die Regierungen Massenpleiten und ein Millionenheer von Arbeitslosen abwenden. Diese Krise und ihre Folgen sind noch lange nicht überwunden, denn in den Bankbilanzen schlummern noch „Giftpapiere“ in Billionenhöhe. Pessimisten halten es für möglich, dass die Krise im Ergebnis gravierender werden könnte als der Börsencrash und seine Folgen vor 80 Jahren.            Jan Heitmann


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