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24.10.09 / Versuchskaninchen / Kind einer Samenspende über Identitätsprobleme

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-09 vom 24. Oktober 2009

Versuchskaninchen
Kind einer Samenspende über Identitätsprobleme

Unzählige Kinder dieser Welt dürften Arthur Kermalvezen beneiden. Aufgewachsen in einer wohlsituierten Familie in Frankreich, behütet und umsorgt von Eltern, die nicht nur ihn, sondern auch sich gegenseitig lieben, umgeben von einer älteren und einer jüngeren Schwester, mit denen er sich überwiegend gut versteht, hat er so vieles, von dem andere nur träumen können. Doch der 1983 Geborene hadert mit seinem Schicksal: „Ich bin das Ergebnis einer wissenschaftlichen Versuchsreihe. Man hat sich kaum Gedanken darüber gemacht, welche Auswirkungen sie auf uns Kinder hat. Wir waren Versuchskaninchen.“ Grund für die Erregung des jungen Mannes ist die Tatsache, dass sein Vater nicht sein biologischer Erzeuger ist.

Nachdem seine Mutter nach mehreren Jahren Kinderwunsch immer noch nicht schwanger wurde, gingen sie und ihr Mann zum Arzt. Dieser stellte fest, dass Vater Kermalvezen zeugungsunfähig ist. Nach reiflichen Überlegungen entschied sich das Paar gegen eine Adoption und für eine Samenspende, da Henri nicht wollte, dass seine Inés nur seinetwegen auf eigene Kinder verzichten müsste. „Muttertier“ Inés zögerte nicht lange und wurde auch sofort schwanger. Bald darauf folgten Kind Nummer zwei und drei, jeweils von anderen Samenspendern. Schon früh erfuhr Arthur, dass sein Vater nicht sein Erzeuger war, doch außerhalb des engen Familienkreises sollte das keiner wissen. Für die Eltern war das Thema nach der Bekanntgabe der Samenspende kein Thema mehr, doch für Arthur wurde der anonyme Samenspender zu einer fixen Idee. Er war der Meinung, unbedingt wissen zu müssen, von wem er genetisch abstammt und sorgte in seinem Land für medialen Wirbel, als er öffentlich für das Informationsrecht der Kinder von Samenspendern eintrat.

In „Ganz der Papa – Samenspender unbekannt“ schildert Arthur Kermalvezen nun seine Geschichte und seinen inneren Kampf bis hin zur ehrenamtlichen Tätigkeit in einer Initiative für Spenderkinder.

Der Autor studiert Psychologie und seine Neigung, alles von allen Seiten gleich mehrfach zu analysieren, wird bei der Lektüre des vorliegenden Buches schnell deutlich. Manchmal nervt sein wehleidiger Tonfall, zumal er auf die Gefühle seiner Eltern nur bedingt Rück-sicht nimmt. „Ganz der Papa“ zeigt zwar einige Probleme auf, die Kinder von anonymen Samenspendern durchleiden. Aber in einer Gesellschaft, in der viele Kinder ganz ohne Vater oder zumindest ohne ihren Erzeuger aufwachsen, relativiert sich das Schicksal von Kermalvezen.           Rebecca Bellano

Arthur Kermalvezen: „Ganz der Papa – Samenspender unbekannt“, Patmos, Düsseldorf 2009, geb., 167 Seiten, 19,90 Euro


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