© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-09 vom 31. Oktober 2009

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Architekt des Bürgertums

Berlinbesucher grüßt sie schon von weither, die mit goldenen Ornamenten verzierte Kuppel der Synagoge an der Oranienburger Straße. Eduard Knoblauch, der erste freischaffende Architekt in der Stadt, errichtete sie 1866. Im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, wurde der ehrwürdige Bau 1995 wieder eröffnet. Kaum einer kennt den Architekten Knoblauch (1801–1865), der als einer der wichtigsten Baumeister aus dem Umkreis der Schinkelschule gilt. Ein repräsentatives Buch von Azra Charbonnier stellt nun Leben und Werk dieses Mannes erstmals umfassend dar.

Das facettenreiche Werk Knob-lauchs umfasst Villen, städtische Wohnhäuser, Herrensitze, öffentliche Bauten sowie denkmalpflegerische Tätigkeiten etwa an Sakralbauten. Zu Knoblauchs nachhaltigster Leistung zählt die Gründung des Architektenvereins Berlin, die weitreichende Auswirkungen auf Architektur und Architektenstand hatte. Schon früh hatte Knoblauch erkannt, dass sich im Zuge gewaltiger gesellschaftlicher Veränderungen ein freier Markt mit einer völlig anderen Bedarfs- und Auftragslage herausbildete. Er verzichtete auf den traditionellen Weg des akademisch ausgebildeten Baumeisters, der lebenslang der Königlich Preußischen Bauverwaltung als Beamter diente, sondern führte als erster Privatbaumeister der Schinkelschule mit seinem Baubüro freie Bauaufträge für die neu entstandene Schicht des wohlhabenden Bürgertums und des Adels durch (siehe auch Beitrag unten auf dieser Seite).

Trotz der Bedeutung Knoblauchs für die Architekturgeschichte des 19. Jahrhunderts ist sein Leben und Schaffen bislang kaum untersucht worden. Mit der Kunsthistorikerin Charbonnier konnte eine fundierte Kennerin des Werks gewonnen werden. Im vorliegenden Band berichtet sie auf der Basis des bislang unbearbeiteten Nachlasses mit über 700 Zeichnungen von Leben und Werk des Architekten. Zugleich vertieft sie das Verständnis der baukünstlerischen Probleme und Neuerungen des 19. Jahrhunderts.    dkv/os

Azra Charbonnier: „Carl Heinrich Eduard Knoblauch (1801–1865). Architekt des Bürgertums“, Deutscher Kunstverlag, Berlin, 392 Seiten, 23 farbige und 441 schwarzweiße Abbildungen, Leinen, 98 Euro