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07.11.09 / 100 Jahre Einheitssuche / Seit einigen Jahren stagniert die ökumenische Bewegung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-09 vom 07. November 2009

100 Jahre Einheitssuche
Seit einigen Jahren stagniert die ökumenische Bewegung

Die ökumenische Bewegung beginnt nach landläufiger Meinung mit dem Jahr 1910, als sich Vertreter vieler christlicher Kirchen zu einer „Weltmissionskonferenz“ in Edinburgh (Schottland) trafen. Die Delegierten einte damals zweierlei: Der Kummer über den Skandal der gespaltenen Christenheit und der Auftrag zur Missionierung der ganzen Welt. Denn Jesus Christus verknüpft nach biblischem Zeugnis die Einheit der Christen eng mit einer erfolgreichen Missionsarbeit. Kurz gesagt: Je uneiniger, desto erfolgloser.

Seit der Trennung in eine orthodoxe und katholische Christenheit im 11. Jahrhundert und die Spaltung in katholische und evangelische Christen im 16. Jahrhundert, gibt es heute drei große Lager. Zur katholischen Kirche gehören rund 1,1 Milliarden und zu den orthodoxen Kirchen etwa 450 Millionen Christen. Die evangelische Christenheit zählt rund 550 Millionen Mitglieder. Die Lutheraner und Anglikaner, mit jeweils rund 75 Millionen Kirchenmitgliedern, bilden unter den vielen evangelischen Konfessionen zahlenmäßig relativ große Kirchen.

Die Väter der ökumenischen Bewegung versuchten die Ziele,  Kircheneinheit und Mission, vor allen Dingen durch Konferenzen zu erreichen. Die Dialoge auf dieser „Konferenz-Ökumene“ führten im Lauf von Jahrzehnten zu Büchern und Papieren, manche Feindbilder konnten abgebaut werden. So wurde im Jahr 1999 in Augsburg die „Gemeinsame Rechtfertigungserklärung“ zwischen Lutheranern und Katholiken unterzeichnet, in der sich die Partner versprachen, bezüglich des zentralen Streitpunktes der Reformationszeit auf gegenseitige Verurteilungen und Polemiken zu verzichten. Am letzten Wochenende wurde feierlich des Ereignisses vor zehn Jahren gedacht.

100 Jahre nach Edinburgh muss man allerdings feststellen, dass auf dem Wege der Konferenzen die gewünschte Kircheneinheit, trotz mancher Annäherungen, nicht so recht vorangekommen ist. Die Vorstellung einer Art Wiedervereinigung der Kirchen, und erst recht die Idee einer „Rückkehr-Ökumene“ unter dem Papst, ist für die meisten evangelischen Kirchenfunktionäre immer noch unanehmbar. Als Gegenmodell dient das Motto einer „Einheit in der Vielheit“, das aber nur den gegenwärtigen Status quo sichern helfen soll.

Das ursprüngliche Ziel einer Wiedervereinigung der Kirchen erhält in letzter Zeit von zwei Seiten her wieder Auftrieb. Zum einen durch orthodoxe Kirchenführer und zum anderen durch Papst Benedikt XVI. So hat sich der orthodoxe Bischof Tichon aus Bulgarien vor zwei Wochen für eine baldige Kircheneinheit ausgesprochen.

Nach einem ähnlichen Modell sollen nun die Anglikaner der katholisierenden „High Church“ die kirchliche Einheit wieder erlangen können. Sie erhalten eine eigene rechtliche Struktur in so genannten Personalordinariaten und dürfen ihre Riten beibehalten. Basis ist hier das gemeinsame Bekenntnis unter dem Papstprimat. H.E.B.


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