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07.11.09 / Die erste Botschafterin / Ellinor von Puttkamer vertrat die Bundesrepublik in Straßburg

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-09 vom 07. November 2009

Die erste Botschafterin
Ellinor von Puttkamer vertrat die Bundesrepublik in Straßburg

Die erste Botschafterin der Bundesrepublik Deutschland entstammt einer der ältesten Familien Pommerns. Am 18. Juli 1910 wurde Ellinor Helene Ottony Erna von Puttkamer als jüngstes Kind des Generallandschaftsrats und Gutsbesitzers Andreas von Puttkamer auf Versin und Starkow und dessen Ehefrau Elisabeth v. Zitzewitz aus dem Hause Budow in Versin, Kreis Rummelsburg, Provinz Pommern geboren. Sie stammt aus einem alten slawischen Haus, das seinen Ursprung auf den Paladin von Danzig Jesco zurückführt und 1257 erstmals urkundlich erwähnt wurde.

Nach einer Kindheit im Kreise von fünf älteren Geschwistern und dem Schulbesuch in Köslin studierte Puttkammer Geschichte. 1936 promovierte sie mit der im darauffolgenden Jahr im Ost-Europa-Verlag erschienenen Arbeit „Frankreich, Rußland und der polnische Thron 1733. Ein Beitrag zur Geschichte der französischen Ostpolitik“ zum Dr. phil. Anschließend arbeitete sie bis Kriegsende am Kaiser-Wilhelm-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht in Berlin. Nebenbei studierte sie an der dortigen Universität von 1940 bis 1942 Rechtswissenschaften. Die Kombination aus geschichts- und (völker)rechtswissenschaftlicher Bildung prädestinierte Ellinor von Puttkammer für eine Tätigkeit in der Außenpolitik.

Ellinor von Puttkammer hatte Verwandtschaft auch jenseits der deutsch-polnischen Grenze, und dem östlichen Nachbarn galt denn auch ihr besonderes Interesse. Sie erlernte die polnische Sprache und war bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges des Öfteren in Polen, wo sie den mittlerweile ausgestorbenen Zweig ihrer Familie kennenlernte. 1944 erschien im Krakauer Buchverlag ihre spätere Habilitationsschrift „Die polnische Nationaldemokratie“. Diese Arbeit über die maßgeblich an der Gründung Zwischenkriegspolens beteiligte Partei Roman Smowskis errang nicht nur in Deutschland, sondern auch in Polen selbst den Status eines Standardwerkes über dieses wichtige Thema der polnischen Geschichte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte Puttkammer ihre wissenschaftliche Arbeit fort. Ab 1946 arbeitete sie an der juristischen Fakultät der Universität Mainz als Assistentin und an der Universität als Lehrbeauftragte. 1951 habilitierte sie sich mit ihrem sieben Jahre zuvor erschienen Werk über Polens Nationale Demokratie und erwarb die Lehrbefugnis für Vergleichende Verfassungsgeschichte und Osteuropäische Geschichte. Erst nur als Privatdozentin tätig, erhielt sie 1963 schließlich eine außerplanmäßige Professur an der Universität Bonn.

Ellinor von Puttkammer begnügte sich jedoch nicht mit einer wissenschaftlichen Karriere. Im Jahre der Verkündung des Grundgesetzes beginnt sie als Regierungsrätin eine Laufbahn im höheren Dienst. Ihr Arbeitsplatz sind das Rechtsamt der Verwaltung des Vereinigten Wirtschaftsgebietes beziehungsweise das Bundesjustizministerium. Dort beschäftigt sie sich als Hilfsreferentin mit Besatzungsrecht.

Nachdem in Deutschland wieder ein Auswärtiges Amt eingerichtet worden war, wechselte Puttkamer 1953 in den Auswärtigen Dienst. Dort beschäftigte sie sich drei Jahre als Referatsleiterin mit den Europäischen Gemeinschaften und der politischen Integration in Europa. 1956 erweiterte sich ihr Betätigungsfeld. Als politische Referentin kam sie für vier Jahre an die Botschaft bei den Vereinten Nationen nach New York. Auch nach ihrer Rück­kehr in die Bonner Zentrale blieben die UN erst einmal ihr Arbeitsgebiet, sie übernahm die Leitung des entsprechenden Referats. 1969 holte sie ihre europapolitische Vergangenheit jedoch wieder ein. Sie wurde zum Chef der deutschen Mission beim Europarat in Straßburg berufen. Mit der Übernahme dieses Amtes, das sie bis zu ihrer Pensionierung im Jahre 1974 bekleidete, war Ellinor von Puttkamer der erste weibliche Botschafter der Bundesrepublik. Vor zehn Jahren, am 13. November 1999, verstarb die Junggesellin in Bonn.    M.R.


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