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07.11.09 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-09 vom 07. November 2009

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,

liebe Familienfreunde,

na, das hätten wir auch wieder einmal schnell geklärt. Und sogar blitzschnell, denn kaum war in Folge 42 die Luftaufnahme von dem ostpreußischen Ort erschienen, der als „Neuhausen“ angegeben war, da kam bereits die erste Stellungnahme: Neuhausen ist es nicht! Ich hatte schon gehofft, dass Frau Dorothea Blankenagel aus Duisburg als authentische Chronistin dieses östlich von Königsberg gelegenen Ortes zu der Aufnahme Stellung nehmen würde, und das tat sie dann auch prompt. Da ich ja Neuhausen-Tiergarten als beliebtestes Ausflugsziel meiner Kindheit gut in Erinnerung hatte, war ich selber sehr skeptisch gewesen, allerdings kannte ich nicht den Flughafen. Und dann kam die Erklärung von der Kreisvertreterin der Kreisgemeinschaft Labiau, Frau Brigitte Stramm, St. Michaelisdonn, und von Herrn Klaus Lemke aus Hemer: Es ist Labiau und nicht Neuhausen. Herr Lemke, dessen Kindheit sich in dieser an der Deime gelegenen Stadt abgespielt hat, beschreibt ausführlich die aus dem Aufnahme ersichtlichen Merkmale: „Deutlich ist in der Bildmitte die Schlossburg aus dem Jahre 1258 mit der Dammstraße zu erkennen. Auch die Adlerbrücke über die Deime, sowie der Holzhafen und der Fischhafen am Marktplatz mit der Ordenskirche. Daneben das Geschäftshaus Gustav Lemke an der Marktstraße, das Geburtshaus meines Vaters. Im oberen Bildteil ist der Verlauf der Königsberger Straße und im rechten Bereich die Wilhelmstraße mit Landratsamt und Krankenhaus sichtbar. Weiter sind im oberen Bildrand die Erich-Koch-Siedlung sowie die Wirtschaftsflächen des Gutes Reiken zu erkennen. Also keine Start- und Landebahnen, wie ich vermutet hatte. Die lagen in Labiau wo anders, denn die Deimestadt hatte auch einen Militärflugplatz bei Eichenwalde, etwa zwei Kilometer südlich. Hier waren auch Lastensegler des Typs DFS 230 stationiert, von einem dieser Flugzeuge dürfte die Aufnahme gemacht worden sein. Und auch aus welcher Position kann Herr Lemke genau bestimmen und legt hierzu sogar Auszüge aus Messtischblättern bei: aus Ost-Nordost über der Straße 126 von Groß Skaisgirren/Kreuzingen in Richtung Domäne Viehhof. So akribisch hätten wir die Lösung des „Bilderrätsels“ nicht erwartet. Vielen Dank, lieber Herr Lemke, das ist Maßarbeit! Die Beschriftung „Neuhausen“ auf dem Foto muss später in Unkenntnis geschehen sein.

Erinnerungen wecken Erinnerungen, das ist nun einmal in jeder Familie so und in unserer Ostpreußischen Familie besonders. Ich erwähnte kurz in meinem Rückblick auf meine Königsberger Kindheit und damit auf die qualvollen Klavierspielstunden auch meine Musiklehrerin Eva Maraun, und siehe da: Es meldeten sich weitere ehemalige Schülerinnen dieser außergewöhnlichen Musikpädagogin – das Attribut gilt nicht nur für ihre Leistungen, sondern auch für ihre Unterrichtsmethoden, die vor allem die unmusikalischen Schülerinnen zu spüren bekamen. Frau Ilse Pfeifer, Glaucha, wie Frau Dr. Christel Hegendorff, Düren, zählten nicht zu diesen, denn sie haben sehr gute Erinnerungen an Eva Maraun, die sogar über die Schulzeit hinausgehen. Ich weiß noch, dass auf den ersten Schultreffen der Königsberger „Bismarckerinnen“ in den 50er Jahren auch nach dem Schicksal der Musiklehrerin gefragt wurde, und es ging damals die Fama, sie sei in der Heimat geblieben und von den Russen im Samland zur „Küstenwache“ eingesetzt worden. Nichts davon, denn Eva Maraun starb 1962 in einem Erfurter Altersheim. Sie hatte in den 50er Jahren noch ihre ehemalige Schülerin in Düren besucht. Für Ilse Pfeifer geborene Borchert ist Fräulein Maraun – so wurden die unverheirateten Lehrerinnen ja damals angeredet! – deshalb so lebhaft in Erinnerung geblieben, weil schon vor 25 Jahren ihre Mutter Schülerin der Musiklehrerin gewesen war und diese sie oft mit deren Namen, Erika Zollenkopf, anzureden pflegte. Eva Maraun besaß bezüglich ihrer sehr musikalischen Schülerinnen ein phänomenales Gedächtnis. Umgekehrt aber auch, wie man an den Zuschriften sieht, über die ich mich sehr gefreut habe.

Erfreulich ist auch die Resonanz, die Frau Marthina Klüppelberg aus Neuss auf die Suchfragen nach ihrer Familie mütterlicherseits zu verzeichnen hat, allerdings treffen die Antworten nicht den Kern der Sache. Deshalb bat mich die Schreiberin, noch einmal nachzufassen. Nun ist die Veröffentlichung ja erst einige Wochen her, in Folge 39 hatte ich ihren Wünschen sehr viel Platz eingeräumt, und deshalb kann ich so schnell nicht noch einmal in voller Länge auf ihre Suchfragen eingehen. Man muss immer einige Zeit verstreichen lassen, denn oft erfolgt die Reaktion erst nach Wochen, Monaten ja manchmal sogar nach Jahren. Gerade ältere Menschen, die wie in diesem Fall als mögliche Informanten in Frage kämen, benötigen Zeit für ein intensives Lesen. Hinzu kommt, dass viele Leser die Fragen weiter vermitteln an Landsleute, die als Zeitzeugen in Frage kämen, und das geht auch nicht so schnell, vor allem wenn diese bereits im hohem Alter sind. Jüngere Menschen stoßen zumeist über das Internet zu uns. Ich kann ja Frau Klüppelbergs Ungeduld verstehen, denn wir sind wirklich der letzte Hoffnungsträger für sie, aber man muss schon Geduld aufbringen. Immerhin ist es erfreulich, dass Frau Klüppelberg erste Erfolge verzeichnen kann. Sie schreibt: „Es überkreuzten sich mehrere Aktivitäten und führten zu einem regen Austausch durch Briefe und Telefonate mit lieben Nachbarn beziehungsweise deren Kindern aus der Heimat meiner Familie Herbst. Unter anderem fand ich bei einer Routineabfrage im Internet in der Ostpreußischen Familie den Namen Leithaus aus Erubischken. Da meine Mutter diesen Namen des Öfteren erwähnte, wusste ich, dass es sich um eine wichtige Kontaktadresse handelt. Mittlerweile liegen mir interessante Informationen vor, und ich bin ganz verwundert über die mir entgegengebrachte Hilfsbereitschaft und bedanke mich dafür herzlich bei den betreffenden freundlichen Damen und Herren. Leider erfüllte sich meine Hoffnung, durch den veröffentlichen Suchwunsch Näheres über die Familie meines Opas zu erfahren, nicht.“ Soweit Frau Klüppelberg zu der bisherigen Resonanz, die doch schon recht beachtlich ist. Heute und hier nur noch einmal das Wesentliche der Suchfragen: Es handelt sich um die Familie Herbst aus dem Kreis Pillkallen. Frau Klüppelbergs Großvater Gustav Herbst, * 25. August 1893 in Jodzuhnen (Jodungen), lebte nach dem Ersten Weltkrieg in Erubischken (Hopfendorf) und arbeitete dort auf dem Gut der Familie Hundsalz. Er heiratete 1920 Minna Bergau aus Erubischken. 1930 erwarb das Ehepaar mit drei Kindern einen Hof in Antbudupönen (Vormwalde). Gustav Herbst verstarb nach kurzem Einsatz als Grenzsoldat 1940 in Königsberg. Gesucht wird auch nach der Familie ihres Großonkels, des Schuhmachers Otto Franz Bergau, * 1910 in Erubischken, † 1939. Einige Namen aus dem Umfeld ihrer Mutter, die diese oft erwähnte: Gottschalk, Krüger, Reuter, Schmidt, Kaiser, alle aus den erwähnten Ortschaften im Kreis Pillkallen. Vielleicht erinnert sich jemand aus diesen Familien an die Familien Herbst/Bergau? (Frau Marthina Klüppelberg, Thomas-Mann-Straße 9 in 41469 Neuss, Telefon 02137/12613, E-Mail: marth.klueppelberg@t-online.de)

Wer von einer Reise in die Heimat zurückkehrt, bringt im Gepäck nicht nur Andenken mit – und sei es auch nur eine Handvoll Dünensand –, sondern auch Fragen und Wünsche, die sich durch neue Eindrücke und Erkenntnisse ergeben haben. So ergeht es jedenfalls Herrn Klaus Schützler aus Malente. Er schreibt: „Die Heimatreise Juli/August in das Memelland hat wiederum Fragen zum „Adeligen Gut Miszeiken“ aufgeworfen. Miszeiken, südöstlich vom Memel an der befestigten Kreisstraße nach Dawillen gelegen, – die ehemalige Einfahrt ist noch zu erkennen, ihr gegenüber befindet sich ein Baum mit einem Storchennest – wurde im Jahre 1793 von der Frau des Postsekretärs von Memel, J. G. Schulz, erworben. 1819 ging das Gut an den Sohn Georg Leopold Schulz über. 1838 übernahm Leutnant James Roerdanß, der die Tochter Jenny seines Vorbesitzers geheiratet hatte, das Gut. Bereits 1847 ging es an einen neuen Besitzer, Georg Peter von Schulze aus Marwa, über. Er stammte aus der geadelten Linie der Schulz und war mit einer geborenen Lorck verheiratet. Aus Ermittlungen habe ich ersehen, dass die Familie Roardanß später nicht mehr in Erscheinung trat, ebenso die Familie Lorck zuletzt 1939.“ Herrn Schützler fragt nun, ob es noch Nachfahren dieser beiden genannten Familien gibt oder wer ihm Hinweise geben kann, wer etwas über sie aussagen könnte. (Klaus Schützler Lindenallee 59 in 23714 Malente, Telefon 04523/2659.)

Unser Landsmann Herbert Skroblin aus Wächtersbach hat im Nachlass eines Ostpreußen ein großes, gut erhaltenes Foto gefunden, das er uns übersendet. Da es unbeschriftet ist, müssen wir unsere Leser fragen, ob sich jemand an dieses Gebäude erinnert, das zur Zeit der Aufnahme noch recht neu erscheint. Es dürfte sich um eine Mühle oder ein Lagerhaus handeln, wie der mit Säcken beladene Wagen vermuten lässt. Nach dem beruflichen Umfeld des Verstorbenen zu urteilen, könnte das Objekt im südlichen Ostpreußen, also in Masuren oder im Oberland, gelegen haben. Das Original, das sich bei uns befindet, würde Herr Skroblin bei Interesse gerne einem Heimatarchiv oder anderen Interessenten überlassen.

Der weitaus größte Teil unserer Leserpost bringt Freude ins Haus. Auch ohne Fragen und Wünsche. Nur mal so geschrieben: Schön, dass es euch gibt! Oder wie in dem Brief von Herrn Heinz Schlagenhauf zu lesen „Wenn ich am Freitag die PAZ erhalte, dann lese ich als erstes die Ostpreußische Familie. Wie Sie in Folge 37 die Heimat Ostpreußen beschrieben haben, habe ich auch gemerkt, wie Sie an dieser Heimat hängen, was ich auch nur bestätigen kann. Hier habe ich sofort an Frau Fröse und ihr Lied über die Frische Nehrung gedacht, die damals geschrieben hat: Wo deine Seele wurzelt, da ist deine Heimat! So bleibt Ostpreußen unser Heimatland.“

Heimat kann man auch schmecken! Und wenn jetzt der Martinsvogel auf den Tisch kommt, so schön kross gebraten, mit Äpfelchen und Meirahn im Bauch, dann finden sich auch Landsleute zu einem heimatlichen Gänseschmaus zusammen. Und wir können dazu eine ostpreußische Beilage der Extraklasse bieten. Denn vor einiger Zeit bekam ich ein Gedicht zugesandt, das eine Leserin entdeckt hatte, „Einladung zur Martinsgans“ betitelt. Und geschrieben hat es – Simon Dach, Professor der Poesie in Königsberg. Vor 350 Jahren mundete dem Dichter des „Annke von Tharau“ der Martinsvogel genau so wie uns heute.

„Wenn der heilige Sankt Martin will der Bischof sehr entfliehn,

sitzt er in dem Gänsestall, niemand findt ihn überall,

bis der Gänse groß Geschrei seine Sucher ruft herbei.

Nun dieweil das Gickgackslied diesen heilgen Mann verriet,

dafür tut am Martinstag man den Gänsen diese Plag,

daß ein strenges Todesrecht gehn muß über ihr Geschlecht.

Drum wir billig halten auch diesen alten Martinsbrauch,

laden fein zu diesem Fest unsre allerliebste Gäst

auf die Martinsgänslein ein bei Musik und kühlem Wein.“

Ja, man wusste schon zu leben in der Kürbishütte am Pregel!

Eure Ruth Geede

Foto: Wer erinnert sich an dieses Gebäude? Sachdienliche Hinweise bitte an Skroblin Herbert, Mittelweg 2, 63607 Wächtersbach


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