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14.11.09 / Russki-Deutsch (42): Aeroflot

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-09 vom 14. November 2009

Russki-Deutsch (42):
Aeroflot
von Wolf Oschlies

Aeroflot – Russische Luftfahrtlinien“ ist der volle Name eines einstigen Staatsunternehmens, das zu Sowjetzeiten mit 10000 Flugzeugen die größte Fluggesellschaft der Welt war. Daran erinnert nur noch das Firmenlogo – geflügelte Hammer und Sichel. Seit 1992 ist Aeroflot eine Aktiengesellschaft, bemüht, ihr schlechtes Image zu überwinden: „Aeroplatsch“ wurde sie wegen vieler Unglücke in der DDR spöttisch apostrophiert.

Aeroflot entstand 1932 durch Zusammenlegung mehrerer Gesellschaften, die sich seit 1923 gebildet hatten. Geburtshelfer der russischen Luftfahrt waren Deutsche, die mit der „Deutsch-Russischen Luftverkehrs AG“ (Deruluft) von 1921 bis 1937 die sowjetischen Auslandsflüge besorgten. Wie die Gesellschaft später auftrat, hat 1973 der deutsche Journalist Rolf Winter beschrieben: „Aeroflot-Flugzeuge ließen ihre geduldigen Passagiere bis zu fünf Tagen in den Wartesälen hocken, ohne sie auch nur darüber zu verständigen, wann und ob überhaupt noch mit dem Abflug zu rechnen sei.“

Aeroflot reizte jedermanns Spottlust: Die Stewardessen bejahrte Mütterchen-Russland-Typen, das Essen zähe Hähnchen, die legendären „Gummiadler“, die Essbestecke schmiedeeisernes Schanzwerkzeug. Am schlimmsten aber war die Sicherheit der Aeroflot, die zwischen 1953 und 1990 bei Unglücken knapp 7000 Todesopfer hatte. Ich habe 1974 bei einem Flug nach Leningrad eine Notlandung in Stockholm miterlebt, die mir bis heute Albträume einjagt. Generell hat sich die Situation enorm verbessert, weil Aeroflot seit 1998 die alten Tupolew- und Iljuschin-Maschinen aus Sowjetzeiten durch erprobte Modelle aus dem Westen ersetzte. Dabei zeigte Aeroflot Pfiffigkeit: Um ihre Airbus- und Boeingflugzeuge vor hohen russischen Importsteuern zu bewahren, ließ sie diese auf den Bermuda-Inseln registrieren. Wartung und technische Betreuung der Aeroflot obliegen der deutschen Lufthansa.

Aeroflot wird langsam eine normale, international operierende Fluggesellschaft. Sie ist mit westeuropäischen Gesellschaften im „Sky Team“ vereint, pflegt ein Sonderverhältnis zur Alitalia und hat 2004 Teile des Inlandsgeschäfts an ihre Tochtergesellschaft „Aereoflot Nord“ abgegeben.


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