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14.11.09 / Kopie der Privaten / ZDF mit Kanal »neo« auf Abwegen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-09 vom 14. November 2009

Kopie der Privaten
ZDF mit Kanal »neo« auf Abwegen

Für das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) stehen schwere Zeiten an: Der Mainzer Sender, der mit schlechten Quoten und Überalterung seines Publikums zu kämpfen hat, muss diesen Monat richtungsweisende Entscheidungen treffen. Bereits zum 1. November hat das „Zweite“ die erste Weiche gestellt, indem es den neuen Spartenkanal zdf_neo an die Stelle seines bisherigen Doku-Senders gesetzt hat. Programmdirektor Thomas Bellut erklärte dazu: „Wir müssen die Frage beantworten können: Weshalb zahlen die Jüngeren Gebühren? Und Jüngere haben eben andere Fernsehgewohnheiten und darauf müssen wir eingehen, aber wir bleiben dadurch öffentlich-rechtlich.“

Ob Bellut damit recht behält, ist fraglich, denn das Programm von zdf_neo liest sich wie eine schlechte Kopie des privaten Fernsehens. Hauptsächlich laufen zweitklassige Doku-Soaps, US-Comedyserien und Wiederholungen von Dokumentationen. Das legt die Schlussfolgerung nahe, das öffentlich-rechtliche Programm nähere sich immer mehr den privaten Sendern an und mache sich damit selbst überflüssig.

Auch für den Posten des ZDF-Chefredakteurs bahnt sich eine Verjüngung an. Zwar möchte Intendant Markus Schächter zur Verwaltungsratssitzung am 27. November eine Vertragsverlängerung des 60-jährigen Nikolaus Brender durchsetzen. Doch diese gilt als unwahrscheinlich, da die unionsnahen Mitglieder dieses Gremiums mit dem hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch (CDU) an der Spitze den seit 2000 amtierenden Chefre-dakteur nicht mehr unterstützen wollen. Der eher linke Brender bräuchte eine Drei-Fünftel-Mehrheit. Der Verwaltungsrat ist aber unionsdominiert, womit seine Wiederwahl einer Sensation gleichkäme.

Der Fall, dass sich Intendant und Verwaltungsrat nicht auf einen Chefredakteur einigen können, wäre ein Novum und juristisch nicht eindeutig geklärt. Sollte Brender bei der Wahl durchfallen, dürfte die Angelegenheit vors Bundesverfassungsgericht gehen. Die Führungsschwäche des ZDF würde dann noch größere Wellen schlagen und es läge in den Händen der Karlsruher Richter, dem Mainzer Sender auf die Sprünge zu helfen.            Felix Menzel


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