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14.11.09 / Wie Finck in Ungnade fiel / Beim »Finkenfang bei Maxen« kapitulierte vor 250 Jahren ein ganzes preußisches Korps

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-09 vom 14. November 2009

Wie Finck in Ungnade fiel
Beim »Finkenfang bei Maxen« kapitulierte vor 250 Jahren ein ganzes preußisches Korps

„Es ist bis dato ein ganz unerhörtes Exempel, dass ein preußisches Corps das Gewehr vor seinem Feind niedergeleget, von dergleichen Vorfall man vorhin gar keine Idee gehabt!“ Was Friedrich den Großen derart entrüstete, war der sogenannte Finkenfang von Maxen im November 1759.

Trotz Friedrichs des Großen schwerer Niederlage bei Kunersdorf vom 12. August 1759 fasste die preußische Armee wieder Tritt. Bis zum Oktober 1759 trennten die österreichischen und russischen Truppen sich wieder voneinander. Gegen die Österreicher allein gelang es dem König, unterstützt von den fähigen Manövern seines Bruders, des Prinzen Heinrich, der mit seiner Abteilung aus Niederschlesien herbeigeeilt war, aufs linke Elbufer überzusetzen und den Feind unter Feldmarschall Leopold Joseph von Daun bis kurz vor Dresden zurückzudrängen. Friedrich hoffte nun, in einer Art von wiedergewonnener Euphorie, mit der Wiedereroberung der sächsischen Hauptstadt vor Wintereinbruch die Scharte von Kunersdorf schnell auswetzen zu können.

Da der Winter hart zu werden schien, war der Grundgedanke der folgende: Die Elbe würde zufrieren und deshalb wäre Daun für seinen Nachschub aus Böhmen auf die mühsamen Pässe des Erzgebirges angewiesen. Wenn die Preußen nun diesen Nachschub bedrohten, dann war zu erwarten, dass der als übervorsichtiger Manövrierer von Friedrich verachtete Daun Dresden lieber aufgeben und sich ins sichere Böhmen zurückziehen würde.

Deshalb beorderte der König den bewährten Generalleutnant Friedrich August von Finck mit einem Korps von knapp 15000 Mann in den Rücken der westlich von Dresden stehenden Österreicher. Am 18. November nahm Finck Position auf dem Plateau von Maxen, das auf halbem Wege zwischen Dippoldiswalde und Pirna lag, in seinem Rücken das enge, leicht zu sperrende Tal der Müglitz. Der König lagerte in Wilsdruff, zwischen ihm und Finck lag der damals fast undurchdringliche Wald von Tharandt.

Friedrich musste sich von seinen Kommandeuren sagen lassen, dass Daum in seiner nummerischen Überlegenheit leicht seine erste Linie einsetzen könne, um ihn in Schach zu halten, während die verbleibenden Truppen mit immer noch doppelter Übermacht Finck auf dem Plateau einkesseln würden. Aber da er Daun für einen Hasenfuß hielt, schlug er diese Warnungen in den Wind.

Daun jedoch ließ um Maxen herum 32000 Mann aufmarschieren, vom Norden her 6000 Mann und vom Südwesten her, aus dem Raum Dippoldiswalde, 17000 Mann. Zur Versperrung der Rück­zugsmöglichkeit durch das Müglitz-Tal postierte er schließlich im Osten Husaren, Kroaten und deutsche Infanterie. Auf den Höhenzügen rund um das Plateau von Maxen ging wirkungsvoll Artillerie in Stellung.

Am 20. November um 14.30 Uhr gab Daun den Angriffsbefehl an seine Infanterie, die in vier Kolonnen von Hausdorf her vorrückte. Dabei stieß sie auf die preußischen Bataillone von Grabow und Zastrow. Aufgefüllt waren diese mit kurfürstlich-sächsischen Soldaten, die nach der Kapitulation der sächsischen Armee (1756) in preußische Dienste gepresst worden waren. Nun nahmen diese Rache, indem sie ihre Kanonen im Stich ließen und nach Maxen zurückströmten. Andere liefen umstandslos über, darunter auch die den preußischen Reihen einverleibten Russen aus dem Sommerfeldzug 1759. Finck verlor durch diese Desertionen fast die Hälfte seiner Infanterie.

In der Nacht musste er auch Maxen räumen, den Generalmajor Wunsch ließ er mit dessen 20 Schwadronen Kavallerie einen Ausbruchsversuch unternehmen. Während die Kavalleristen in dem vereisten Gelände absitzen mussten und dadurch ihre Beweglichkeit verloren, entschloss Finck sich in den Morgenstunden des 21. November zur Kapitulation. Daun bestand darauf, dass auch Wunsch einbezogen wurde, und Finck musste sich dem fügen. Es streckten die Waffen neun Generäle, 540 Offiziere sowie 12496 Unteroffiziere und Mannschaften. 96 Fahnen gingen verloren, 24 Standarten, 70 Geschütze sowie eine größere Zahl an Munitionswagen. Etwa 2000 Mann waren auf preußischer Seite gefallen. 13741 Toten, Verwundeten oder Gefangenen auf Seiten Preußens standen „nur“ 304 Tote und 630 Verwundete auf österreichischer Seite gegenüber.

Friedrich hatte in der Nacht vom 19. zum 20. November Generalleutnant Hülsen mit 8000 Mann abgeordnet, um vom Westen her über Dippoldiswalde dem gefährdeten Finck zu Hilfe zu kommen. Doch Hülsen kam in dem tiefen Schnee nur bis Nieder-Colmnitz, und da hatte Finck schon kapituliert. Dem war es vorher ausdrücklich verboten worden, nach Westen auszubrechen, gemäß dem Ehrenkodex, auch in schwieriger Lage „Contenance zu halten“.

Der König trug Mitschuld an dem Desaster, da er Dauns Beweglichkeit unterschätzt und daher die Vorbereitungen für eine Unterstützung von Fincks exponiertem Korps vernachlässigt hatte. Um so erzürnter war er von nun an: „Es ist bis dato ein ganz unerhörtes Exempel, daß ein preußisches Corps das Gewehr vor seinem Feind niedergeleget, von dergleichen Vorfall man vorhin gar keine Idee gehabt!“ Nach Kriegsende wurde General Finck zu zwei Jahren Arrest auf der Festung Spandau verurteilt, die ihm unterstellten Generalmajore Gersdorff und Rebentisch kamen ebenfalls in Festungshaft, das Husarenregiment Gersdorff wurde von der Armeeliste gestrichen.

Denkwürdig aber bleibt, dass auch dieser Schlag die doch eigentlich zusammengezwungene Söldnerarmee des Königs nicht in die Auflösung trieb. Dazu war ihre Organisation zu stark, ihr Korpsgeist zu vital, ihr Wille zur Traditionsbildung trotz aller Desertionen bereits zu mächtig – die persönliche Magie des „Alten Fritz“ nicht zu vergessen!     Bernd Rill

Foto: Die Schlacht von Maxen: Ölgemälde aus dem Heeresgeschichtlichen Museum in Wien


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