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14.11.09 / »Allen unschuldigen Opfern« / Die Opfer des Massakers im böhmischen Postelberg bekommen ein Denkmal

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-09 vom 14. November 2009

»Allen unschuldigen Opfern«
Die Opfer des Massakers im böhmischen Postelberg bekommen ein Denkmal

Der Stadtrat von Postelberg hat beschlossen, den in der nordböhmischen Stadt im Juni 1945 von Tschechen gefolterten und ermordeten Deutschen ein Denkmal zu setzen. Es soll auf dem örtlichen Friedhof errichtet werden und in Tschechisch und Deutsch die Inschrift erhalten: „Allen unschuldigen Opfern der Ereignisse in Postelberg im Mai und Juni 1945“. Für die konkrete Ausgestaltung wird noch ein Wettbewerb ausgeschrieben. Die Kosten trägt die Stadt.

Die Initiative zu dem Denkmal stammt vom „Förderverein für die Stadt Saaz/Zatec“ mit Sitz in Frankfurt am Main. Er hatte dieses Zeichen der Erinnerung beantragt. Daraufhin war aus Tschechen, Deutschen und Vertretern der jüdischen Gemeinde eine sechsköpfige Expertenkommission gebildet worden, die dem Stadtrat am 22. Oktober auf dessen Sitzung ihr Ergebnis vortrug. Der Vorsitzende des deutschen Vereins, Otokar Löbl, hatte dabei Gelegenheit, den Antrag zu erläutern und anschließend auch der tschechischen Presse vorzustellen. Diesen Antrag hat sich der Stadtrat dann in leicht modifizierter Form zu Eigen gemacht.

Ebenso wie der Förderverein reagierte auch der Bund der Vertriebenen (BdV) positiv auf diese Entscheidung. So erklärte seine Präsidentin Erika Steinbach:

„Ich begrüße den Beschluss des Stadtrates von Postelberg/Po­stol­opr­ty, den in der Stadt von Tschechen gefolterten und ermordeten Deutschen ein Denkmal zu setzen. Den deutschen Opfern, die hierbei umgekommen sind, wird dadurch ein ehrenvolles Gedenken und den Überlebenden des Massakers ein später Trost zuteil.

Es ist gut, dass die jahrelangen gemeinsamen Bemühungen von Tschechen und Deutschen um Anerkennung der Opfer – auf der Grundlage der Empfehlung einer Expertenkommission von Tschechen, Deutschen und Vertretern der jüdischen Gemeinde – zum Erfolg geführt haben.

So unheilvoll die Auswirkungen der Benesch-Dekrete mit ihrem Freistellungsgesetz noch immer sind, so zeigt sich doch, dass einzelne Menschen in der Lage sind, wohltuende Zeichen der Menschlichkeit zu setzen. Dafür gebührt ihnen Anerkennung.“

Das Denkmal erinnert an ein Massaker der unmittelbaren Nachkriegszeit, des Mai und Juni 1945. Damals hatte eine Einheit der 1. tschechoslowakischen Division im Zuge der Erfüllung des Befehls, „das Terrain von feindlichen Elementen zu säubern“, die Deutschen in Kasernen und in einem früheren deutschen Internierungslager in Postelberg konzentriert, unter ihnen 5000 Männer aus Saaz. Dort sind sie gefoltert und/oder ermordet worden. Im Jahre 1947 wurden aus Massengräbern 763 Skelette exhumiert, darunter die von fünf Frauen, und in Krematorien verbrannt. Die genaue Zahl der Todesopfer des Massakers ist aber unbekannt. Postelberg gilt jedoch zusammen mit Brünn als die sudetendeutschen Städte mit dem höchsten Verlust an Menschenleben bei der Vertreibung.

Im Juni dieses Jahres wurden seitens des tschechischen Staates mit einem Soldaten und einem Polizeioffizier erstmals offiziell Verantwortliche ermittelt. Beide sind jedoch bereits tot. Wenn schon keine Bestrafung der Täter, so erhalten die Opfer doch nun zumindest ein Zeichen ehrenden Angedenkens am Orte ihres Leidens.            PAZ


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